- die Freilassung der inhaftierten Massai
- die Wahrung der Rechte der Bevölkerung
Präsidentin Suluhu Samia Hassan, Dodoma/Tansania
Botschaft der Vereinigten Republik Tansania, S. E. Abdallah Saleh Possi, Berlin
Ich bitte Sie höflich, das Vorhaben zur Erschließung des Gemeindelandes der Massai gemeinsam mit den Angehörigen der betroffenen Bevölkerung zu erörtern und eine Lösung anzustreben, die den Bedürfnissen der dortigen Bevölkerung gerecht wird. Ich fordere Sie zudem auf, die sofortige Freilassung der 25 Angehörigen der Massai-Gemeinschaft anzuordnen, die wegen ihrer friedlichen Teilnahme an den Protesten gegen ihre geplante Vertreibung festgenommen wurden.
I politely ask you to discuss the plan for development regarding the Massai community’s grassland together with the members of the affected community and to strive for a solution that meets the needs of the people living there. Moreover, I call upon you to order the immediate release of the 25 members of the Massai community that were arrested for their peaceful participation in the protests against the planned displacement.
Massai sollen Heimat „freiwillig“ verlassen
700 bis 800 Polizisten, Ranger und Soldaten tauchten plötzlich am 7. und 8. Juni in Loliondo im Ngorongoro-Reservat im Norden Tansanias auf. Mit Grenzpfählen ausgestattet, begannen sie, ein Gebiet von etwa 1.500 Quadratkilometern abzustecken: „Zum Schutz der Natur“, erklärt die tansanische Regierung und rechnet vor, dass sich die Zahl der im Reservat lebenden Massai in den vergangenen sechs Jahrzehnten von 8.000 auf 100.000 mehr als verzwölffacht habe, so die österreichische Zeit Der Standard. Die Felder der halbnomadisch lebenden Volksgruppe sollen laut einer Studie, auf die sich die Regierung beruft, in den vergangenen Jahren um das Zweihundertfache zugenommen haben, berichtet die Tagesschau. Dadurch werde der Lebensraum der Wildtiere zu stark eingeschränkt. Die Massai sollten deshalb ihre Heimat „freiwillig“ verlassen.
Doch tatsächlich soll in dem Gebiet ein Wildtierreservat zur Trophäenjagd für Luxus-Touristen entstehen, finanziert von einem Anbieter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das berichten verschiedene Quellen wie u. a. die Vereinten Nationen (VN) und Amnesty International (AI). Gleiches geschah übrigens schon 1959, als die Grenzen des Serengeti Nationalparks neu gezogen wurden. Damals wurde den Massai der Zugang zum Park verwehrt.
Brutale Reaktionen auf Proteste
70.000 Massai sollen nun ihre Weidegründe verlassen. Mit den Massai müssten auch ihre etwa 200.000 Nutztiere von dem Land verschwinden. Eine neu anzulegende Straße soll dann für die Volksgruppe die Grenze des Gebiets markieren, so die Zukunftspläne der Regierung. Das Land dahinter, durch das ihre Vorfahren noch zogen, wäre dann ausschließlich für Touristen reserviert.
Am 9. Juni protestierten örtliche Gemeindemitglieder gegen das Vorgehen von Regierung und Sicherheitskräften. Die Massai entfernten die Grenzmarkierungen in der Nacht. Wie AI berichtet, setzte die Polizei am Morgen des 10. Juni Tränengas und scharfe Munition ein: Ein Massai wurde dabei getötet, 31 weitere Menschen angeschossen. Andere wurden niedergeprügelt. 25 Demonstrierende nahm die Polizei fest. Sie seien wegen Verschwörung zum Mord an einem Polizisten angeklagt worden.
Massai: „Hüter der Savanne“
„Das indigene Volk der Massai lebt seit Generationen in Tansanias Ngorongoro und Serengeti Seite an Seite mit einer artenreichen Tierwelt“, schreibt die Naturschutz-Organisation Rettet den Regenwald. Mehr noch: Mit ihrer Lebensweise aus Viehhaltung und Ackerbau zur Selbstversorgung bewahrten sie als „Hüter der Savanne“ die Natur. Hunderte Massai seien aufgrund der gewaltsamen Übergriffe ins Nachbarland Kenia geflohen, erklärte Roland Ebole von AI. Die Flüchtlinge aus Tansania berichteten der Tagesschau, die Polizei habe „sogar auf Frauen und alte Leute“ geschossen. „Sie haben unsere Häuser zerstört und unser Vieh geschlachtet.“ Auch bei Demonstrationen in Kenia soll mit Tränengas auf Massai geschossen worden sein.
Die Polizeiaktion in Tansania komme einer nach internationalem Recht verbotenen „Zwangsvertreibung“ gleich, kritisierten im Juni von den VN mit der Beobachtung des Konflikts beauftragte Menschenrechtsexperten. Das „physische und kulturelle Überleben“ der Massai werde in Wahrheit wegen Safari-Tourismus und Großwildjagd aufs Spiel gesetzt – ohne den Beitrag zu würdigen, den dieses Volk seit Jahrhunderten für die Artenvielfalt leiste, zitiert Der Standard die Experten.
Das fordern die Massai und Hoffnungszeichen
Die Massai fordern von Präsidentin Samia Suluhu Hassan, die Pläne zur Vertreibung fallen zu lassen, und bitten um internationale Unterstützung. Tausende von ihnen seien mittlerweile aus ihren Häusern geflohen. Ministerpräsident Kassim Majaliwa ließ dagegen verlauten, es habe keine Zusammenstöße gegeben. Niemand werde aus Loliondo vertrieben.
Bitten Sie gemeinsam mit uns die tansanische Regierung, die Pläne für ein Touristen-Reservat aufzugeben und die Vertreibung der Massai in Loliondo zu beenden. Das Überleben einer seit Jahrhunderten verwurzelten Volksgruppe ist in Gefahr – danke für Ihren Einsatz!