Europäische Union

Wir dürfen uns nicht einigeln

Ein Plädoyer für eine EU-Asylpolitik, die unserer Verantwortung gerecht wird – eine Verantwortung, die mit den Ursachen weltweiter Fluchtbewegungen zu tun hat.
Image
Hoffnungszeichen deckte die schmutzige Erdölförderung internationaler Konzerne im Südsudan auf. Die Beprobung von Brunnen zeigte, wie stark Mensch und Natur vergiftet wurden.
Hoffnungszeichen deckte die schmutzige Erdölförderung internationaler Konzerne im Südsudan auf. Die Beprobung von Brunnen zeigte, wie stark Mensch und Natur vergiftet wurden.

Die Verantwortung des globalen Nordens gegenüber dem globalen Süden

Papst Franziskus fordert uns in seiner Enzyklika „Laudato Si“ dazu auf, die „… Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“ Seiner Analyse ist zuzustimmen: Der Lebensstil der Gesellschaften des globalen Nordens – unser Lebensstil – zieht eine Spur der Verwüstung durch die Gesellschaften des globalen Südens. Dafür tragen wir eine Verantwortung, eine „ökologische Schuld“, wie Franziskus das benennt. Dazu ein paar Beispiele: Die Klimaerwärmung, die durch einen schier maßlosen Konsum einiger reicher Länder – auch Deutschlands – verursacht wird, hat schlimme Auswirkungen in den ärmsten Regionen der Erde, etwa auch in Afrika, wo Dürrekatastrophen Existenzen vernichten und Hunger verursachen. Dazu kommt die Entsorgung giftiger Abfälle unseres Massenkonsums in Entwicklungsländern und das umweltschädigende Verhalten von Unternehmen, die in weniger entwickelten Ländern tun, was sie zu Hause nicht tun können: Menschen und Umwelt im Namen eines schnellen Profits ausbeuten. Wir von Hoffnungszeichen haben in einem Buch dokumentiert, wie eine ausbeuterische Ölindustrie, die unseren Durst nach billiger, fossiler Energie stillt, die Lebensgrundlage von mehr als 600.000 Menschen im Südsudan zerstört, indem sie mit toxischen Abfällen das ohnehin knappe Trinkwasser vergiftet.

Klaus Stieglitz im Gespräch mit Betroffenen im Südsudan. Die Recherchen und Messungen offenbarten, wie rücksichtslos mit der Umwelt und den Menschen umgegangen wurde.
Klaus Stieglitz im Gespräch mit Betroffenen im Südsudan. Die Recherchen und Messungen offenbarten, wie rücksichtslos mit der Umwelt und den Menschen umgegangen wurde.

Wie wir aktiv werden können

Ich glaube, dass es uns die Menschlichkeit, die globale Solidarität mit den Ärmsten und das Eingeständnis unserer eigenen ökologischen Schuld gebietet, in zweierlei Hinsicht aktiv zu werden:

Gemeinsam können wir – zum Beispiel durch einen bewussteren Konsum – aufhören, in der Welt Schaden anzurichten, und wir sollten für den bereits entstandenen Schaden aufkommen. Viele Projekte Hoffnungszeichens arbeiten in diese Richtung; ein starkes EU-Lieferkettengesetz kann helfen, Schäden zu begrenzen und zu kompensieren. Das würde dazu beitragen, Menschen gar nicht erst in die Flucht zu treiben. Ich weiß aus vielen Gesprächen, wie schwer es Betroffenen fällt, ihre Familien und ihre Heimat zu verlassen.

Lassen Sie uns – zweitens – unser „gemeinsames Haus“ (Papst Franziskus), unseren Wohlstand mit denjenigen teilen, die zu uns kommen, weil wir diesen Wohlstand auch auf ihrem Rücken gegründet haben. Eine verantwortliche EU-Migrations- und Asylpolitik ist eine Chance, Frieden und Ausgleich zu schaffen durch eine faire und offene Verteilung von Ressourcen und Lebenschancen. Beginnen wir, unseren Planeten als „gemeinsames Haus“ zu sehen. Und dazu dürfen wir uns nicht einigeln.

Das Buch „Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ können Sie gerne kostenfrei bei Hoffnungszeichen anfordern.

Share this page

Verwandte Neuigkeiten

Bericht
Im Interview zum Tag der sozialen Gerechtigkeit: Klaus Stieglitz, Zweiter Vorstand und Menschenrechtsexperte von Hoffnungszeichen e.V.
Klaus Stieglitz im Interview

Globale soziale (Un-)Gerechtigkeit

Zum VN-Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar betont Hoffnungszeichen-Vorstand Klaus Stieglitz die Bedeutung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser.
Video
 Gelebte Solidarität in Deutschland
Öl-Verschmutzung im Südsudan

Wir singen "Black Tide" in Berlin

Hunderttausende Menschen im Südsudan leiden unter den Auswirkungen der Ölförderung und dem dadurch verschmutztem Trinkwasser. Mit unserer Initiative "Black Tide" machen wir auf die Situation der Menschen aufmerksam.