Äthiopien

"Früher war hier alles grün"

Die Gemeinde Si’ulu leidet unter dem anhaltenden Wassermangel und der Trockenheit. Gemeinsam wird an Lösungen gearbeitet.
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Hoffnungszeichen hilft, eine 7.000 m³ große Trinkwasserstelle für Tiere zu bauen. Zudem sollen Flora und Fauna des benachbarten Wisir-Waldes wiederhergestellt werden.
Hoffnungszeichen hilft, eine 7.000 m³ große Trinkwasserstelle für Tiere zu bauen. Zudem sollen Flora und Fauna des benachbarten Wisir-Waldes wiederhergestellt werden.

Es ist drei Uhr nachmittags als wir auf dem Weg zur Gemeinde Si’ulu in der Kommune Maska sind. Wir, meine Kollegin Pia Göser, Mitarbeiter unserer Partnerorganisation APDA und ich, sind bereits seit einigen Stunden unterwegs – umgeben von steiniger, trockener und karger Landschaft. Schon vorab hatte mir Muhammed Michael, Projektkoordinator von APDA, erklärt: „Das größte Problem der Menschen in der Region Afar ist der Wassermangel. Früher hat es hier viermal im Jahr geregnet, doch inzwischen nur noch zweimal und nicht so stark. Deshalb gibt es viel zu wenig Trinkwasser und auch kaum mehr Wasser und Weideland für die Tiere.“

Der Trockenheit trotzen

Maska ist ein sogenannter „hotspot“, ein Ort geprägt von vulkanischem Gestein, hohen Temperaturen und kaum Wasser. Das können wir nicht nur sehen, sondern auch spüren. Der Fahrtwind, der eigentlich erfrischend sein sollte, ist heiß und trocken. Und die Temperaturen scheinen weiter zu steigen. Umso beeindruckender: Als wir gerade am Wisir-Wald, einer der Stellen, an denen wir der Gemeinde helfen, ankommen, sind die Menschen am Arbeiten. Sie holenschwere und heiße vulkanische Steine mit ihren Händen von dem Berg und transportieren diese mit Schubkarren oder auf ihrem Rücken ab. Sie trotzen der Hitze und den wiederkehrenden starken, sandigen Windböen. „Die Steine sollen als Barriere dienen und den Fluss wieder durch den vertrockneten Wald führen, so dass Wasser dort bleibt und der Wald und die Weideflächen für die Tierherden regenerieren. Die Si’ulu sind fast ausschließlich Ziegenhirten und Tiere die wichtigste Existenzgrundlage der Menschen“, erläutert mir Muhammed Michael vor Ort.
Nasro Hassan (etwa 60) ist eine der Frauen aus der Gemeinde, die an diesem Tag mithelfen. „Früher war hier alles grün, der Wald und das Gras. Doch nun gibt es kein Wasser. Ich hoffe wirklich, dass sich hiermit etwas für die Zukunft ändert, damit wir mit unseren Herden nicht so weit ziehen müssen, sondern hierbleiben können.“ Ich kann weit und breit nur verdorrte Bäume, an einigen Stellen vertrocknetes Gras und sonst nur Steine sehen – schwer vorzustellen, dass hier einmal etwas gediehen ist. Badir Muhammed (47), ein APDA-Mitarbeiter, der die Gemeinde anleitet, kann meine Gedanken nachempfinden: „Doch ich sage allen immer: Seht nicht das, was gerade ist, sondern denkt an die Zukunft, wie es sein wird.“ In etwa drei Monaten soll alles fertiggestellt sein. Ein bereits abgeschlossener Projektteil ist die Rehabilitierung einer Zisterne. Diese liefert Trinkwasser für 80 Haushalte – doch aufgrund der Trockenheit nutzen sie viele weitere Familien aus der Umgebung. Hier treffe ich Aisha Gado (40). Sie ist sehr glücklich über die funktionierende „Birkat“, wie eine Zisterne in der Sprache der Afar heißt. Zuvor, so berichtet sie mir, gab es nur dreckiges Wasser und alle erkrankten. „Doch wir hatten keine andere Wahl, wir mussten es trinken. Das ist besser als zu sterben. Jetzt haben wird endlich Wasser zum Trinken und zum Kochen.“

„Es hat sich viel verändert“

„Unsere Motivation ist, dass die Gemeinde auf lange Sicht und aus eigener Kraft den schwierigen klimatischen Bedingungen trotzen und dem Hunger entkommen kann. Wir nutzen verschiedene Mittel und Wege, damit die Menschen Trinkwasser, Wasser für ihre Tiere und Weideland erhalten. Sicher lassen sich die Probleme nicht von heute auf morgen lösen, doch wir sind überzeugt, dass dies der richtige Ansatz ist“, fasst Hoffnungszeichen-Projektbetreuerin Pia Göser zusammen. „Seit meinem letzten Besuch im Januar hat sich hier bereits viel verändert.“
Liebe Leserinnen und Leser, gemeinsam können wir die Menschen in der heißesten Region der Welt unterstützen. Ich konnte sehen, wie schwierig die Lebensbedingungen in Maska sind und wie wichtig unsere Hilfe ist. Die Baukosten für das Regenwassersammelbecken für Tierherden betragen 9.360 Euro; etwa 18 Euro pro Familie. Mit 130 Euro bekommt ein Haushalt, durch die Rehabilitierung von Boden, Zugang zu Weide- und Anbauflächen. Vielen Dank.

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