Südsudan

Das unheilbringende Öl

In der Region Thar Jath im Südsudan leidet die Bevölkerung – das Trinkwasser ist vergiftet und gefährdet ihre Gesundheit. Schuld daran ist die Ölindustrie.
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Kinder der Region Thar Jath trinken Wasser aus den Handbrunnen der Dörfer. Doch dieses ist vielerorts mit Blei und Barium verseucht und gefährdet ihre Gesundheit.
Kinder der Region Thar Jath trinken Wasser aus den Handbrunnen der Dörfer. Doch dieses ist vielerorts mit Blei und Barium verseucht und gefährdet ihre Gesundheit.

Kein sauberes Trinkwasser zu haben, ist in unserer Gesellschaft unvorstellbar. Doch im Südsudan ist genau das der Alltag von über 600.000 Menschen. Sie müssen sich entscheiden: Trinken sie das durch die Ölindustrie verseuchte Wasser aus dem Dorfbrunnen oder greifen sie auf das modrig riechende Wasser des Sumpfes zurück? Eine andere Alternative haben sie oft nicht. Der Wunsch nach sauberem Wasser ist groß, doch die Ölkonzerne entziehen sich ihrer Verantwortung.

Der lange Kampf für sauberes Trinkwasser

Ende 2007 erreichte Hoffnungszeichen die Nachricht aus der Bevölkerung im früheren Teilstaat Unity (heute: Northern Liech), dass das Wasser aus den Handbrunnen salzig schmecke und krank mache. Nach jahrelangen Recherchen und eigenen Studien konnte Hoffnungszeichen belegen, dass die Ölindustrie im nördlichen Südsudan durch die unsachgemäße Abfallentsorgung bei der Förderung und Weiterverarbeitung von Erdöl das Grund- und Trinkwasser verunreinigt hat. Die Bevölkerung der Region erhält aus ihren herkömmlichen Handbrunnen an vielen Orten nur noch stark mit Schwermetallen und Salzen belastetes Trinkwasser, das die Gesundheit von über 600.000 Menschen gefährdet. Auch der Sudd, eines der größten Sumpfgebiete weltweit und ein wichtiges Ökosystem mit großem Artenreichtum, ist akut gefährdet. Erdölkonzerne wie Daimler-Partner Petronas handeln verantwortungslos und hinterlassen ein verseuchtes Land.

„Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ – Von Konzernen und dem Menschenrecht auf sauberes Wasser

„Das Öl, die Macht und Zeichen der Hoffnung“ – Von Konzernen und dem Menschenrecht auf sauberes Wasser (Klaus Stieglitz mit Sabine Pamperrien, 288 Seiten, 18,- Euro, ISBN 978-3-907625-95-8, Verlag rüffer & rub)

Ein Song bewegt die Menschen

Wir möchten im Südsudan ein Bewusstsein dafür schaffen, warum das Trinkwasser schlecht geworden ist. Daher unterstützt Hoffnungszeichen Organisationen der südsudanesischen Zivilgesellschaft, die sich gegen die Ölverschmutzung ihres Landes mit friedlichen Mitteln wehren. Doch rund 75 Prozent der Bevölkerung des Südsudans sind Analphabeten. Um die Menschen, die weder lesen noch schreiben können,zu erreichen, unterstützen wir eine junge südsudanesische Künstlergruppe namens AnaTaban, die Kunst und Kultur als Kanäle nutzt, um ihre Landsleute zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Mit ihrem Lied „Black Tide“, das über den Ölskandal des Landes berichtet, stärken sie das Bewusstsein der Bevölkerung für den Wert einer intakten Natur und das Recht auf sauberes Trinkwasser.

Ein Zeichen der Solidarität setzen

Hoffnungszeichen hat das Lied „Black Tide“ zum Anlass genommen, um mit einer Veranstaltung auch die deutsche Öffentlichkeit auf die Verschmutzung des Trinkwassers im Südsudan aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit Berliner Chören unter der Leitung der Jazz- und Soulsängerin Jocelyn B. Smith luden wir Ende September in die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ein und sangen mit allen Gästen für das Ende der Vergiftung des Trinkwassers und der Umwelt durch Ölkonzerne. „Diese Veranstaltung ist ein weiterer Schritt in unserem Einsatz für das Menschenrecht auf sauberes Wasser im Südsudan“, betont Klaus Stieglitz, Zweiter Vorstand von Hoffnungszeichen. „Globale Konzerne wie Petronas müssen ihre soziale Verantwortung für Menschen und Umwelt erkennen. Durch unsere Aktionen möchten wir Druck auf die Verantwortlichen ausüben und sie zum Handeln bewegen.“

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete Anfang Oktober über den Bruch einer Pipeline in der Region Northern Liech, bei dem 2.000 Barrel Öl, umgerechnet 317.000 Liter, ausgelaufen sind. Erdölminister Awou Daniel Chuang erklärt, es könne von Zeit zu Zeit zu weiteren Brüchen von Pipelines kommen. Das Ausmaß der Verschmutzung ist laut AFP schwer zu überprüfen, da sich das Gebiet in einer abgelegenen Region befindet. Solche Vorfälle zeigen, dass es auch aktuell zu Verschmutzungen der Umwelt kommt. Wir beobachten die Entwicklungen in den Ölgebieten im Südsudan weiterhin. Die Sorge über die Auswirkungen für die umliegenden Gemeinden ist groß. Wir möchten den leidenden Menschen beistehen: Der Einsatz für sauberes Trinkwasser ist nicht zu Ende. Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, tragen einen großen Teil dazu bei. Danke, dass Sie unsere treuen Wegbegleiter sind!

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