Hilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche

Leerer Bauch, Herzen voller Angst

Durch Gewalterfahrung traumatisierte Kinder, die zudem unter Armut und Hunger leiden, benötigen dringend Hilfe – das Projekt „Bildung schenkt Zukunft“ bietet ihnen eine Chance.
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Begünstigte Kinder des Projekts „Bildung schenkt Zukunft“

Drei Jahre lang wurde Marial Deng (Anm. d. Red.: Name geändert) fast täglich geschlagen: „Mit Stöcken prügelten sie mir auf den Rücken, die Arme, den Kopf, bis ich blutete.“ So sehr er die schlimmen Erinnerungen an das, was er als Kind erlitten hat, gerne abschütteln würde – es gelingt ihm nicht. Der 20-Jährige wird verfolgt von der Gewalt, die ihm widerfuhr. Mit zehn Jahren wurde er in ein „Cattle Camp“ geschickt. Das sind Lager, errichtet von Hirten, die mit Rindern umherziehen und dort Halt machen, wo es für die Tiere etwas zu fressen gibt. Für den Jungen bedeutete das Rinderhüten harte Arbeit und ständige Angst vor den Misshandlungen durch die älteren Campbewohner. Marial war völlig alleine auf sich gestellt und wehrlos. So begann ein Martyrium mit Schlägen und Erniedrigungen, die seine Kinderseele tief verletzten: „Ich bekam oft nichts zu essen, und die größeren Jungen quälten mich. Ich wollte wegrennen, aber mein Vater, der Alkoholiker war, zwang mich, dort zu bleiben.“

Alltägliche Gewalterfahrung

Im Südsudan sind brutalste Gewalterfahrungen erschreckend normal. Viele Kinder und Jugendliche müssen Mord und Totschlag mitansehen. Mord ist in der Region Rumbek mit 60 % die häufigste Todesursache von Jugendlichen. Zum alltäglichen Hunger, zu Krankheit und Not gesellt sich so die verheerende Wirkung der schockierenden Erfahrungen. Hilfe erhalten traumatisierte Kinder so gut wie nie. Doch Marial bekam eine Chance. Eines Tages gelang ihm die Flucht aus dem Camp: „Als wir einmal näher an der Stadt Rumbek waren, wo meine Mutter lebt, konnte ich zu ihr entkommen. Sie brachte mich dann zur Schule.“ Heute besucht Marial die Comboni-Grundschule in Rumbek und erhält Hilfe, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Dazu hat die Diözese Rumbek mit Unterstützung von Hoffnungszeichen im Rahmen des Schul- und Bildungsprojektes „Bildung schenkt Zukunft“ ein spezielles Förderangebot ins Leben gerufen. Es ermöglicht, dass junge Traumapatienten von einem Experten für Kinderpsychologie geschult werden.

Trauma behindert Lernerfolg

„Ein Trauma ist die Folge einer extremen Stresssituation“, erklärt Trainer Peter Mangui. „Ursache ist zumeist eine miterlebte Gräueltat wie die Ermordung von Vater, Mutter oder Geschwistern oder der Verlust eines geliebten Menschen durch eine Krankheit.“

Es gibt viele Kinder, die in der Schule ohne ersichtlichen Grund den ganzen Tag weinen. Die Lernfähigkeit dieser Kinder ist durch ihr Trauma stark beeinträchtigt. Die Lehrer, die teils selbst traumatisiert sind, schaffen es nicht, sich richtig um diese Kinder  zu kümmern. Im Rahmen des Projekts arbeitet Peter Mangui deshalb mit Schülern und Lehrern an verschiedenen Schulen. 40 Lehrer erhalten eine Fortbildung, wie sie ihre Schüler besser betreuen können. Später geben sie ihr gewonnenes Wissen an Kollegen weiter. Jede der Projektschulen erhält einen Trauma-Beauftragten, der depressive, traumatisierte und kranke Kinder identifiziert und unter Einbeziehung der Eltern unterstützt.

Armut, Mangel an Nahrung und der ständige Hunger bestimmen das Leben der Kinder in der Region Rumbek. Da bleibt den Mädchen und Jungen nicht genug Kraft, ein Trauma zu überwinden. Deshalb leistet das Schul- und Bildungsprojekt der Diözese Rumbek lebenswichtige Hilfe. Das Projekt bietet rund 8.000 Kindern eine Bildungschance, und damit einen Weg aus Armut, Hunger und Not. Die Spender von Hoffnungszeichen unterstützen den Bau von Schulen, die Ausbildung von Lehrern und die Betreuung von schwer traumatisierten Kindern. Der Bildungsberater der Diözese Rumbek, Robinson Odong Wani, erklärt den Zusammenhang: „Wir haben beobachtet, dass trotz aller Bemühungen, den Kindern eine bessere Beschulung zu bieten, die Lernfähigkeit der Kinder durch Traumata sehr beeinträchtigt ist. Deshalb haben wir ein Traumatraining als wichtigen Bestandteil in das Bildungsprojekt aufgenommen.“

Für Marial war das Training eine große Hilfe: „Ich musste erst verstehen, was ein Trauma ist, und ich habe gelernt, besser mit all meinen Problemen umzugehen. Das hilft mir auch in der Schule. Ich bin jetzt in der achten Klasse und der Klassenbeste.“

Diese Hilfe im Südsudan unterstützen

Wir unterstützen Hoffnungszeichen und die Südsudan-Projekte, weil das eine gute Rendite gibt. Ich meine damit eine menschliche Rendite im Sinne von möglichst viel bewegen und möglichst vielen Menschen Gutes tun. Hoffnungszeichen baut dafür eine sehr gute Brücke zwischen uns hier in Deutschland und dem Südsudan.

Doris und Egon Buddelmann
Flag of South Sudan

Land: South Sudan

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