„Der kleine Boston ist allein und vollkommen unterernährt“, erzählt mir eine Krankenschwester bei meinem Besuch im Gesundheitszentrum von Bodango. Der viel zu klein geratene Dreijährige schaut mich mit großen Augen traurig an. Er wurde von Mutter und Vater verlassen und lebt bei seiner Großmutter, die den ganzen Tag auf dem Feld arbeitet. Der Kleine bleibt allein im Dorf zurück und läuft ziellos herum – immer auf der Suche nach etwas Essbarem und nach Zuneigung. Als Mutter von Zwillingen in Bostons Alter berührt mich das tief.
Die Kinder sind sich selbst überlassen
Das Schicksal des kleinen Boston ist kein Einzelfall. In den umliegenden Dörfern beobachte ich immer wieder Gruppen von Kleinkindern, die sich selbst überlassen sind. Kaum einen Erwachsenen kümmert es, denn das Überleben in der Region ist hart. Die Provinz Sud-Ubangi im Nordwesten des Landes ist isoliert und nur mit dem Flugzeug oder auf dem Kongo-Fluss zu erreichen. Der Bevölkerung fehlt es an allem: Saatgut, Werkzeuge und eine Möglichkeit, die Ernte zu vermarkten. Und es fehlt an Wissen, wie die Felder richtig zu bestellen sind, auf denen die Kleinbauern von früh bis spät arbeiten. Nach Sonnenuntergang kommen sie zurück und bereiten dann die einzige Mahlzeit des Tages zu.
So geht es auch Marie Thérèse Epelekobwe, Mutter von acht Kindern: „Ich strenge mich sehr an, aber die Pflanzen wachsen nur schlecht, die Ernten reichen einfach nicht, um meine Kinder satt zu bekommen.“ Auch Maries Familie isst nur einmal am Tag, ihr kleinster Sohn ist unterernährt. Hoffnung schöpft sie durch unser vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördertes Landwirtschafts- und Ernährungsprojekt „Bauern-Klub Dongo“.
In diesem Projekt schließen sich Bauern in sogenannten Bauern-Klubs (á 25 Bauern) zusammen, um Gemüse und Getreide gemeinsam zu produzieren und zu vermarkten. Unser lokaler Partner HPP-Congo vermittelt ihnen effektivere Anbaumethoden und Wissen zu Ernährung und Hygiene. Zudem werden unterernährte Kinder wie Boston mit Spezialnahrung behandelt.
Jeder Klub bekommt einen Bauern-Instruktor zugewiesen, der mit den Bauern lebt, sie begleitet und wöchentlich Schulungen durchführt. Die Mitglieder erhalten Werkzeuge und verbessertes Saatgut. Auf Demonstrationsfeldern werden neue Anbaumethoden erlernt und Schulungen durchgeführt. Es geht um Wissensvermittlung in vielen Lebensbereichen, dazu gehört auch Lesen, Schreiben und Haushalten. Damit die Pflanzen auf den Feldern gedeihen können, braucht es Wasser. Deshalb werden defekte Wasserquellen identifiziert und instand gesetzt.
Die Idee ist, dass sich aus den Klubs formale Genossenschaften bilden, die über die Projektlaufzeit hinaus weiterhin zusammen wirtschaften. Für Marie ist das Projekt eine große Chance: „Ich träume von einer Zukunft, in der ich meine Kinder ernähren kann und Überschuss zum Verkaufen habe. Dann könnte ich meinen Töchtern eine Schulausbildung bezahlen.“
Liebe Leserinnen und Leser, ich habe dem kleinen Boston versprochen, Ihnen von seiner Not zu erzählen, und dass wir ihm und den hungernden Familien in Sud-Ubangi helfen. Mit 55 Euro ermöglichen Sie einem Kind wie Boston die dringend benötigte Spezialnahrung für einen Monat. Für 80 Euro erhält ein Kleinbauer Saatgut und eine Schulung, um seinen Ernteertrag zu verbessern. Bitte helfen Sie unter dem Stichwort „DR Kongo“. Herzlichen Dank!