Bergkarabach

Wir stehen euch bei!

Der Waffenstillstand ermutigt Flüchtlinge zu einer Rückkehr nach Bergkarabach. Doch viele stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Unsere Hilfe erreicht Menschen in größter Not.
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Die neun Kinder der Familie Harutyunyan sind meist auf sich gestellt – die Mutter liegt wegen einer Krebserkrankung in einer Klinik. Die Familie floh aus Bergkarabach nach Armenien und lebt nun fast mittellos in einer Notunterkunft.
Die neun Kinder der Familie Harutyunyan sind meist auf sich gestellt – die Mutter liegt wegen einer Krebserkrankung in einer Klinik. Die Familie floh aus Bergkarabach nach Armenien und lebt nun fast mittellos in einer Notunterkunft.

Einen Becher Joghurt hat die 15-jährige Anna Harutyunyan in der Hand. Das muss reichen. Nicht für sie selbst, sondern für drei ihrer jüngeren Geschwister. Die 5-jährige Rita, die 4-jährige Mary und das sechs Monate alte Brüderchen Rafael bekommen je zwei Löffel Joghurt. Etwas anderes ist aktuell für die hungrigen Kinder nicht verfügbar. Bei einem Blick in den Wohnraum sind unsere Mitarbeiter Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan entsetzt. Für die elfköpfige Familie gibt es in dem verfallenen Gebäude nur ein Zimmer, in dem vier Betten, drei Stühle und ein Tisch stehen. Weder Bad noch Küche, weder Kühlschrank noch sonstige Möbel sind vorhanden. Die Eltern sind nicht da, die jüngeren Kinder sind der Obhut der älteren Geschwister anvertraut.

„Der Krieg ist noch nicht vorbei!“

Der Kriegsausbruch hat die Harutyunyans aus ihrer Heimat in Bergkarabach vertrieben. Gestrandet ist die Familie in einem verlassenen Häuschen in der zentralarmenischen Provinz Kotayk. Auch wenn die Sehnsucht nach ihrem Heimatdorf Maghavus (Region Martakert) groß ist und die aktuellen Wohnverhältnisse in ihrer Notunterkunft geradezu unhaltbar sind, ist eine Rückkehr im Moment ausgeschlossen.

Das liegt zum einen daran, dass ihr Herkunftsort nur wenige Hundert Meter von der gegenwärtigen Grenzzone entfernt liegt. Zum anderen ist Mutter Anahit an Krebs erkrankt, und eine Behandlung ist in einem Krankenhaus in Eriwan, der Hauptstadt Armeniens, besser möglich als in Bergkarabach. Es geht ihr sehr schlecht, und so muss die Familie in dieser extrem schwierigen Lebenssituation ohne die Fürsorge der Mutter auskommen. Vater Albert ist unterwegs, um Arbeit zu finden und um Anahit in der Klinik beizustehen. Die Freude der Geschwister ist riesig, als sie das Hilfspaket mit Lebensmitteln öffnen, das unsere Mitarbeiter ihnen überreichen. Dank unserer Unterstützerinnen und Unterstützer konnten wir in den letzten Wochen vielen Flüchtlingsfamilien diese lebenswichtige Hilfe gewähren.

„Der Krieg um Bergkarabach ist noch nicht beigelegt – es gibt lediglich einen Waffenstillstand“, betont Wigen, der gemeinsam mit Aljona unermüdlich für Bedürftige in Armenien und Bergkarabach im Einsatz ist. „Ein gutes Drittel der 100.000 Flüchtlinge ist inzwischen in der Hoffnung auf Frieden nach Bergkarabach zurückgekehrt. Für rund 45.000 Menschen ist das nicht möglich, weil sich ihre Häuser in der jetzt von Aserbaidschan kontrollierten Region befinden.“ So leben weiterhin Zehntausende in Armenien in Notunterkünften oder bei Bekannten. Sie haben keine Arbeit und konnten meistens bei ihrer Flucht nichts von ihrem Besitz mitnehmen. „Doch dank der Spenderinnen und Spender von Hoffnungszeichen konnten wir die Not vieler Flüchtlinge lindern“, weiß unser Mitarbeiter.

Verbliebene und Rückkehrer stehen vor dem Nichts

Aber nicht nur die Flüchtlinge in Armenien, sondern auch viele Menschen in Bergkarabach selbst brauchen vor allem jetzt unsere bewährte Unterstützung. Noch im September, kurz vor Ausbruch der Kämpfe, hatten unsere Mitarbeiter an Menschen wie Rebekka Mirzoyan Hilfsgüter übergeben. Die 72-jährige Witwe hat vor Jahren ihre Wohnung und fast ihren gesamten Besitz verkauft, um die Behandlung und Operationen ihres herzkranken Sohnes finanzieren zu können. Doch alle Mühen waren vergeblich; ihr Sohn starb. Rebekka lebt jetzt in einem Zimmer, das so klein ist, dass es unseren Mitarbeitern nicht gelang, darin ein Foto zu machen. „Die Not vieler Familien in Bergkarabach ist jetzt deutlich größer als noch im Herbst bei unserer letzten Verteilung“, berichtet Wigen. Die Preise sind gestiegen. Die Rückkehrer finden oft zerstörte Höfe vor, die Ernten sind verdorben, Maschinen und Vieh geraubt. Eine Herbstaussaat konnte nicht stattfinden, sodass diese Erträge jetzt fehlen.

Liebe Leserinnen und Leser, unsere Mitarbeiter rüsten sich bereits für die anstehende Frühjahrs-Hilfsaktion in Bergkarabach. Wie gewohnt möchten wir besonders bedürftige Familien, Waisen sowie alleinlebende Ältere erreichen, und nun insbesondere auch mittellose Rückkehrer. Mit einer Spende von 60 Euro können Sie ein großes Lebensmittel-Hilfspaket auf den Weg schicken. Auch jeder kleinere Betrag ist eine große Unterstützung. Wir danken Ihnen herzlich für jede Gabe.

Diese Hilfe in Bergkarabach unterstützen

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