Ein kühles Eis, ein sonniger Tag, fröhliche Kinder – diese Vorstellung wirkt seltsam, wenn man mit dem Leid und Elend der Bevölkerung im Jemen konfrontiert ist. Und doch steht genau diese Situation für den dramatischen Alltag, dem viele Menschen in dem vom Krieg zerrütteten Land ausgesetzt sind. Mohammed Ali Yahya aus dem Distrikt Abs (Gouvernement Al-Hudaida) verdiente den kargen Lebensunterhalt seiner Familie damit, auf der Straße Eis zu verkaufen. Vor allem Schulkinder kamen gerne zu ihm, wenn sie Pause hatten.
Doch die friedliche Stimmung an jenem Morgen im Jahr 2015 änderte sich jäh, als sich am Himmel mit lautem Jaulen ein Lichtstrahl näherte. Mohammed Ali Yahya fand kaum Zeit zu realisieren, was geschah. Eine riesige Explosion folgte, und kurz darauf stand rundum alles in Flammen. Ein Luftangriff auf die nahegelegene Militärbasis war erfolgt, ohne Rücksicht auf die Bevölkerung der benachbarten Stadt.
Familien in tiefer Armut
Der Familienvater rannte damals panisch nach Hause und fand seine Familie in der zerstörten Wohnung zunächst nicht vor. Was später geschah, erzählt Mohammeds Frau Warda. Die Eltern und ihre Kinder überlebten, aber sie hatten ihr Zuhause verloren und mussten aus der umkämpften Stadt fliehen. Seitdem leben sie im Distrikt Rada'a (Gouvernement Al-Bayda). Hier fanden sie ein verlassenes Ladengeschäft, in dem sie nun ohne Bad und Küche hausen. Mohammed hat die schrecklichen Erlebnisse nicht gut verkraftet und leidet an psychischen Problemen; ihn belastet vor allem, dass er seine Familie nicht mehr ernähren kann. Hunger, Kälte und Hoffnungslosigkeit war für die Familie seitdem Alltag, und Mutter Warda versuchte verzweifelt, ihre Kinder einigermaßen über die Runden zu bringen. In erster Linie bedeutete das, dass sie auf der Straße und bei Nachbarn um Almosen bettelte. Dieses Schicksal teilen unzählige andere Familien im Jemen.
„Der Krieg hat uns nicht umgebracht – er hat uns zerstört“, sagt die 70-jährige Saida resigniert; das jahrelange Elend scheint sich wie ein Schleier über ihr Leben gelegt zu haben. Saida ist Witwe – ihr Mann verlor den langen Kampf gegen eine Krankheit; ebenso verwitwet ist ihre Tochter, die bei ihr lebt. Saidas Söhne haben beide körperliche Einschränkungen und sind auf die ständige Fürsorge der Mutter angewiesen. Auch Saida stammt aus Al-Hudaida und lebt jetzt in Rada’a – die Frau erinnert sich noch ganz genau an die dramatischen Stunden des 10. Oktober 2018, als sie zur Flucht gezwungen war. Das Wohnhaus, die kleine Schafzucht, mit der Saida ihre Familie ernährte – alles ist verloren.
Rund zehn Millionen Menschen im Jemen sind laut den Vereinten Nationen akut von Hunger betroffen. Seit September 2017 unterstützen wir gemeinsam mit unserer erfahrenen Partnerorganisation Relief and Development Peer Foundation (RDP) Menschen in unterschiedlichen Landesteilen insbesondere mit Lebensmitteln, aber auch schon bei der Versorgung mit sauberem Wasser.
Eine Berufsausbildung für Warda
Aktuell erhalten Frauen eine Berufsausbildung, um den Lebensunterhalt ihrer Familien dauerhaft bestreiten zu können. Auch Warda hat durch eine Ausbildung zur Näherin und den Erhalt einer Nähmaschine jetzt die Möglichkeit, ihre Familie zu ernähren. Von der Kursleitung erhält Warda Unterstützung, um sicherzustellen, dass sie mit ihrer neuen Erwerbsarbeit gut zurechtkommt. Die Zeiten, in denen sie jeden Tag bettelnd und hoffend am Straßenrand sitzen musste, sind vorbei.
Unsere nächste Hungerhilfe findet im Distrik Bajil im Gouvernement Al-Hudaida statt. Mit Ihrer Spende, liebe Leserinnen und Leser, können Sie die Menschen im Jemen durch Nahrungsmittel, aber auch durch die Berufsausbildung für Frauen wirksam unterstützen. Jede Spende bedeutet für die Empfänger ein Stück Hoffnung und konkrete Hilfe in ihrem schweren Alltag. Danke für Ihren Beistand!
So können Sie helfen:
- 25 € - Nahrung für zwei Personen für einen Monat
- 90 € - Ein großes Hilfspaket für eine Familie
- 200 € - Training für eine Näherin
Vielen Dank!