Zwei Jahre auf der Straße. Zwei Jahre betteln, bitten, flehen; in Kälte, Hitze und Regen. Immer in der Hoffnung, etwas Essen oder ein bisschen Geld zu bekommen, vielleicht, mit viel Glück, eine Hose für ihren Sohn oder einen warmen Pullover für ihre Tochter. Maisoon ist Mitte 30 und Witwe. Ihr Mann starb 2018 während der Kämpfe um ihre Heimatstadt Al-Hudaida, einer einst blühenden Hafenstadt an der jemenitischen Westküste.
Ohne Familie keine Versorgung
Maisoon musste mit ihren drei Kindern vor der Gewalt fliehen und lebt seitdem im Landesinneren in der Stadt Rada’a (Gouvernement Al Bayda). Inmitten des Elends, das im Jemen durch den seit Jahren andauernden Bürger- und Stellvertreterkrieg herrscht, bekommt die alleinstehende Mutter kaum Hilfe, geschweige denn Sozialleistungen des Staates. Für die Absicherung einer Familie trägt gesellschalich immer noch der traditionelle Familienverband Sorge, doch den haben Maisoon und ihre Kinder nicht. So ist jeder Tag ein neuer Kampf ums Überleben. „Nachts weine ich, wenn ich meine Kinder ansehe“, sagt Maisoon. „Manchmal haben wir solchen Hunger, dass ich den Kindern ein Seil um den Bauch binde. Dann fühlen sie den Hunger weniger.“
Die Zahl der Menschen im Jemen, die akut hungern, wird vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen auf knapp zehn Millionen geschätzt; zwei Drittel der 30,5 Millionen Einwohner sind von Hunger bedroht und auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Der Jemen, der durch die seit Jahren tobenden unterschiedlichen Konikte als souveräner Staat nicht mehr funktionsfähig ist, verfügt weder über eine adäquate medizinische Versorgung noch über ein funktionierendes Schulsystem; die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch, Alphabetisierung und Bildung der Bevölkerung sind gering. Knappe Wasserressourcen und fehlendes landwirtschalich nutzbares Land prägen die Geographie des Jemen. Der Krieg tut sein Übriges, Fortschritte zunichtezumachen und für großes Leid zu sorgen. So sind derzeit laut den Vereinten Nationen zwei Millionen Kinder akut unterernährt, davon droht 360.000 ohne Behandlung der Hungertod.
Unsere Hungerhilfe geht weiter
Auch Ahmed Salem ist mit seiner großen Familie in Rada’a gestrandet. „Wir betteln vor Restaurants und Geschäften“, erzählt er, und in seinen Augen spiegelt sich die tiefe Verzweiung darüber. „Ich schäme mich, dass ich nicht fähig bin, meine Kinder zu ernähren.“ Seit September 2017 unterstützt Hoffnungszeichen Menschen in unterschiedlichen Landesteilen des Jemen in ihrem Hungerleid. Mit unserem neuesten Hilfsprojekt möchten wir 120 besonders bedürige Familien wie die von Maisoon und Ahmed unterstützen – die insgesamt knapp 800 Menschen im Distrikt Rada’a erhalten von unserer Partnerorganisation Relief and Development Peer Foundation (RDP) Gutscheine, mit denen sie sich wichtige Nahrungsmittel kaufen können. So sind die Familien wochenlang mit dem Nötigsten versorgt. Zusätzlich erhalten zehn Frauen eine Berufsausbildung, um den Lebensunterhalt ihrer Familien auch dauerhaft zu ermöglichen und der herrschenden Benachteiligung von Frauen im Land entgegenzuwirken. Gemeinsam mit unserem lokalen Partner führen wir diese Hilfe im Gouvernement Al Bayda durch, wo rund 50.000 Binnenvertriebene leben und etwa 80 Prozent aller Bewohner dringend auf Hilfe angewiesen sind.
Liebe Leserinnen und Leser, die Lebenssituation der Menschen im Jemen ist unverändert hochdramatisch, und in der Berichterstattung geht das Leid der Hungernden, Vertriebenen und Kranken in dem vorderasiatischen Land derzeit etwas unter. Daher unsere Bitte: Helfen Sie mit Ihrer Spende für ganz praktische Überlebenshilfe. Danke, dass Sie den Bedürigen die Hand reichen.
So können Sie helfen:
- 25 € - Nahrung für zwei Personen für einen Monat
- 90 € - Ein großes Hilfspaket für eine Familie
- 180 € - Unterstützung für zwei hungernde Haushalte
Vielen Dank!