Die Liste der Krankheitssymptome von Bol Mayom Deng nimmt schier kein Ende. „Verdauungsstörungen“, schreibt der behandelnde Mediziner in das Patientenblatt, „Fieber, Diarrhö, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen“. Das harmlose Wort „Stimmungsschwankungen“ wird dem Zustand des Zweijährigen bei der Erstbehandlung kaum gerecht. Eine Mischung aus Jammern, Weinen und kraftlosem Schreien, ein fast durchgängiges Nörgeln im Wechsel mit Apathie bestimmt das Verhalten des Kleinkindes. Seine Mangelernährung zeigt sich prägnant an dem aufgedunsenen Bauch, der durch Wassereinlagerungen entstand. Der kleine Junge kann sich kaum aus eigener Kraft aufrecht halten, auch die Augen öffnet er nur mit größter Mühe.
Der Weg in die Klinik als „letzte Hoffnung“
Die Ursache für Bols Mangelernährung und die einhergehende körperliche Schwäche liegt, wie bei vielen anderen Kindern, die in Rumbek behandelt werden, an einer Reihe von Umständen. Die Familie des Kindes ist groß – Bol hat sechs Geschwister. Seine Eltern haben eine geringe Schulbildung. Vater Mayom Deng versucht, seine Familie als Armeeangestellter zu ernähren, Mutter Ayen Deng bestellt daheim die kargen Felder. Doch der kriegerische Konflikt und eine unzureichende Ernte aufgrund der Witterung erschwerten ihre Ernährung zuletzt extrem.
Es spielt auch eine Rolle, dass Krankheiten häufig nicht nach modernen Regeln diagnostiziert und behandelt werden. Die aus dem Volksmund übernommene Krankheitsbezeichnung „Kwashiorkor“ für diese spezielle Form der Protein-Energie-Mangelernährung, unter der auch Bol leidet, stammt aus dem ghanaischen und bedeutet „die Krankheit, die ein Kind bekommt, wenn ein neues Kind geboren wird“. Nicht wenige Menschen in ländlichen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas und Asiens glauben nach wie vor, dass etwa Mangelernährung und ihre Symptome wie der „Hungerbauch“ nicht in zu weniger oder unausgewogener Ernährung begründet liegt, sondern in Flüchen, Geschwistergeburten oder Verfehlungen der Mutter. Hinzu kommt oft eine unzureichende medizinische Infrastruktur. So wird häufig erst mit abenteuerlichen Versuchen „herumgedoktert“, bevor eine Mutter wie Ayen Deng sich auf den Weg in eine Klinik macht. Viele Kinder kostet dies das Leben, dabei ist Mangelernährung effizient zu heilen.
Hoffnung für Bol
Auch Bol wurde zunächst erfolglos in seinem Dorf behandelt. Doch seine Mutter wusste von der weit entfernten Klinik in Rumbek. Immerhin hat Bol hier im letzten Jahr eine Polio-Impfung erhalten. Als sich sein Zustand nicht besserte, lief Ayen mit ihrem Sohn über 50 Kilometer nach Rumbek. Für eine Frau, die weitere sechs Kinder größtenteils in Abwesenheit des Vaters allein zu versorgen hat, ist das eine große Herausforderung. Natürlich ist sie sehr froh, dass sie sich so entschieden hat. „Bol war so schwach, dass er nicht mal mehr laufen oder sitzen konnte“, erzählt sie. „Seit einer Woche sind wir jetzt hier. Er kann wieder trinken und essen.“ Einige Wochen Behandlung mit Spezialnahrung und Medikamenten sind nötig, um Bol aufzupäppeln. Wichtig ist auch, dass die Mutter zur Erkrankung aufgeklärt wird und sie Tipps zu richtiger Ernährung und Hygienemaßnahmen erhält. So wird sie nach ihrer Rückkehr auf eine angemessene Versorgung im Rahmen der Möglichkeiten achten können.
Liebe Leserinnen und Leser, bereits mit 15 Euro können wir ein Kind wie Bol mit Spezialnahrung versorgen. Ein großer Sack Bohnen, mit denen Mahlzeiten für die Patienten gekocht werden können, kostet 50 Euro. Mit 100 Euro unterstützen Sie den Kauf wichtiger Medikamente und die Behandlungen. Jede Spende unter dem Stichwort „Südsudan“ kommt direkt bei den Notleidenden an! Haben Sie vielen Dank dafür.