Zu einem lebenserfahrenen Rabbi kamen immer wieder viele Menschen, um ihn in ihren Anliegen um Rat zu fragen. Für jeden hatte er ein gutes Wort und machte jedem Mut für den Lebensweg. Keiner ging ohne seinen Segen.
Es kam die Zeit, dass der Rabbi nicht mehr sprechen konnte, er war stumm geworden. Trotzdem kamen die Leute weiterhin. Er konnte nichts mehr sagen, aber er hörte zu. Sie vertrauten ihm alles an, und der Rabbi hatte für jeden ein offenes Ohr. Keiner ging ohne seinen Segen.
Als er taub wurde, suchten die Menschen weiter seine Nähe, denn er sah jeden Ratsuchenden an mit seinem liebevollen und gütigen Blick. Keiner ging ohne seinen Segen.
Später wurde er blind und konnte niemanden mehr sehen. Die Menschen kamen trotzdem, ja, es wurden immer mehr. Er war stumm, taub und blind, aber keiner ging ohne seinen Segen. Zuletzt, als er auch nicht mehr segnen konnte, strömten die Menschen dennoch zu ihm. Sie legten ihr Ohr an sein Herz.
Herzlichst Ihr
Wilhelm Olschewski