Aus Angst um das Leben ihrer Familienmitglieder sind Flüchtende bereit, schlechtere Lebensbedingungen in Kauf zu nehmen, denn einzig Sicherheit ist ihr Anliegen. Angekommen im Nordirak leben tausende Familien in provisorisch zusammengebastelten Unterkünften oder hausen in Bauruinen sowie Rohbauten. Manche schlafen in Decken eingewickelt auf nacktem Beton. Andere wiederum konnten in Flüchtlingslagern unterkommen, in denen ihnen ein Zelt zur Verfügung gestellt wird, oder in Gastfamilien, denen sie eine kleine Miete bezahlen. Hier sind sie sicher vor den Gräueltaten des Islamischen Staats (IS), doch einfach ist dieses Leben nicht. Es fehlt an so vielem.
„Die Eltern sorgen sich sehr um ihre Kinder, nicht nur wegen der fehlenden Schulmöglichkeiten sondern auch wegen der wenigen Nahrungsmittel“, berichtet uns Janan Khamo Gawra, Projektleiter unserer Partnerorganisation Christian Aid Program in Northern Iraq (CAPNI) aus der Stadt Dohuk und fährt fort: „Wie soll ihre Zukunft aussehen, wenn Kinder keinen Abschluss machen können? Die Eltern suchen nach Einkommensmöglichkeiten, doch die meisten sprechen kein kurdisch und selbst für die lokale Bevölkerung gibt es nicht ausreichend Jobs hier.“ Die Mehrheit der Flüchtlingsfamilien floh aus der Ninive-Ebene, dem Sindschar-Distrikt oder der Großstadt Mossul in die autonome Region Kurdistan und harrt hier nun schon seit vielen Monaten aus. Die Hoffnung auf Heimkehr schwindet.
Hab und Gut zurückgelassen
Die Kämpfer des selbsternannten Islamischen Staates verbreiten weiterhin Angst und Schrecken im Nahen Osten. Laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind alleine im Irak etwa 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Um vor dem Terror rechtzeitig fliehen zu können, mussten sie ihr Hab und Gut zurücklassen. Schutz finden viele dieser Menschen in den kurdisch kontrollierten Gebieten im Norden des Landes, vor allem in der Stadt und Region Dohuk. Diese beherbergt mit rund 93.000 syrischen Vertriebenen und 401.000 Binnenflüchtlingen mehr als jede andere Region im Irak. Zwar wird der IS mehr und mehr zurückgedrängt, doch nach Hause können viele Menschen bisher nicht.
Alle meine Begleiter weinten
Emanuel Youkhana, Pfarrer und Leiter der Organisation CAPNI, berichtete in einem Interview über die Situation vor Ort: „Besonders schlimm war es, als wir jesidische Familien in einer verlassenen Schwimmhalle vorfanden. Sie waren aus Sindschar nach Sarsing geflohen, das ist einer der kältesten Orte im Nordirak. Nun hausten sie in einer Ruine mit zerstörten Fenstern und Türen, ohne Strom, Heizung, Wasser. Es herrschte Frost, aber sie hatten weder Decken noch Matratzen, und ihre Kinder trugen noch immer Sommerkleider, liefen barfuß über den eisigen Beton. Als ich das sah, konnte ich mich nicht beherrschen und habe geweint. Alle meine Begleiter weinten.“
Hoffnungszeichen unterstützt die Arbeit von CAPNI seit August 2014 und erreicht so bereits viele Flüchtlingsfamilien mit Nahrungs- und Hygieneartikeln, aber auch mit Decken, Teppichen und Heizmaterial sowie medizinischer Versorgung. Ein weiteres Mal wollen wir auf einen Hilferuf aus dem Nordirak reagieren und unsere Unterstützung für die Vertriebenen fortführen. Zuallererst sollen 1.320 Familien Nahrungsmittelpakete erhalten, die für knapp eine Woche reichen. Diese werden u. a. Thunfisch- und Hühnerfleischkonserven enthalten sowie Eier und Brotaufstrich. In einer weiteren Verteilung sollen an 1.800 Familien Hygienepakete mit u. a. Shampoo, Seife und Zahnpasta übergeben werden. Beide Hilfspakete kosten jeweils 13 Euro. Dürfen wir Sie, liebe Spenderinnen und Spender, unter dem Stichwort „Irak“ um Unterstützung für dieses Vorhaben bitten? Jeder Beitrag hilft. Vielen herzlichen Dank.