Im Juli verkündete das irakische Militär die komplette Rückeroberung Mossuls. Betrachtet man die Bilder der befreiten Stadt, wird schnell klar, dass zwar die Kämpfe, nicht jedoch das Leid der Menschen zu Ende ist. Die Kämpfe haben Narben hinterlassen: Die Infrastruktur ist fast vollständig zerstört; Häuser und Wohnungen, in denen die Menschen lebten, liegen in Trümmern. Tausende Familien haben ihre Existenzgrundlage verloren. Und mehr noch: Die vergangenen Jahre haben Narben an den Seelen der Menschen hinterlassen. Das Vertrauen zwischen Nachbarn wurde zerstört. Viele – besonders Christen und Minderheiten – mussten miterleben, wie Bekannte mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS) gemeinsame Sache machten. Doch es gab auch Fälle, in denen Nachbarn Verfolgten Schutz boten, diese versteckten und ihnen so gut sie konnten weiterhalfen.
Am härtesten trifft es die Kinder
Die Schicksale, von denen uns unser lokaler Partner CAPNI berichtet, sind erschütternd. Jedes einzelne gibt Zeugnis von unvorstellbarem Leid. Auch wenn die Kämpfe um die Stadt Mossul vorerst vorbei sind – die Erinnerungen bleiben. Es gibt kaum jemanden, der keinen Verwandten verloren hat. In vielen Familien fehlen Mütter und Töchter. Einige verschleppt vom IS. Ihr Schicksal ist unbekannt. In anderen Familien fehlen die Väter und Söhne. Ob sie vom IS verschleppt und ermordet wurden, in den Kämpfen zu Tode kamen oder – so hoffen viele – doch noch wiederkommen, ist ungewiss. Am härtesten trifft es dabei die Kinder. Einige wurden selbst zu Opfern von Gewalt, andere mussten diese mit anschauen. Häuser und Infrastruktur lassen sich leichter wieder aufb auen. Schwerer zu heilen sind hingegen die unsichtbaren Wunden. Hier möchte Hoffnungszeichen zusammen mit CAPNI ansetzen.
Heilung der seelischen Wunden
Saad-Alaah Isak Yousef konnte zusammen mit seinen fünf Kindern am 6. August 2014 aus der Kleinstadt Bahzani in der Ninive-Ebene vor dem IS fl iehen. Seitdem leben sie in einem Container in Mangesh in der Nähe von Dohuk. Ihr neues Zuhause, der Container, ist dabei eine Verbesserung. Zuvor lebten sie zusammen mit sieben weiteren Familien in einem kleinen Raum der örtlichen Kirche. Sie hoffen, in den nächsten Monaten in ihr nun befreites Dorf heimkehren zu können. Wo die Mutter ist, wissen wir nicht. Die fünf Kinder haben in den letzten Jahren Schlimmes erlebt. Jetzt hoffen sie alle auf einen Neuanfang. In diesem und in den letzten Jahren unterstützten wir unsere beiden lokalen Partner im Irak (CAPNI und AAS-I) vornehmlich dabei, Vertriebenen in ihrem Leid materiell zur Seite stehen zu können: Dank Ihrer Hilfe, liebe Spenderinnern und Spender, konnten wir mehreren tausend Flüchtlingen und Rückkehrern im Nordirak insbesondere Lebensmittel und Hygieneartikel bringen. Wir verteilten aber auch Teppiche und Heizmaterial für die kalten Winter und halfen mit einer mobilen Ambulanz. Jetzt wollen wir gemeinsam mit unserem Partner CAPNI den Menschen dabei helfen, die nicht sichtbaren Wunden der vergangenen Jahre zu heilen. Die Bedürft igsten – die Kinder – stehen dabei im Fokus. Zusammen mit CAPNI wollen wir im Nordirak einen Rückzugsort für Flüchtlingskinder errichten und betreiben. Neben einer psychosozialen Betreuung bietet diese Einrichtung den Kindern Schutz, die Möglichkeit zu spielen, zu lernen und sich vom Flüchtlingsalltag abzulenken.
10 Euro kosten Unterrichtsmaterialien und für 15 Euro erhält ein Kind Spielzeug. Mit 95 Euro können Sie, liebe Leserinnen und Leser, das Monatsgehalt für einen geschulten Sozialarbeiter übernehmen. Jede Gabe unter dem Spendenstichwort „Irak“ hilft.