Talib Aqila’ans Kehle ist trocken. Der 81-Jährige hat sich an das Durstgefühl gewöhnt, denn es gehört schon viel zu lange zu seinem Alltag. Wenn man wie er im Jemen lebt, wo der Bürgerkrieg seit mehr als drei Jahren wütet, ist der Durst eine von vielen Qualen des täglichen Lebens. Bereits zweimal hat Talib sein Zuhause verloren. Im Krieg 1994 musste er fliehen und verlor seinen rechten Unterarm. Er dachte nicht, dass er noch einmal etwas so Schreckliches durchleben würde. Über die Jahre hatte er sich ein neues Zuhause aufgebaut. Doch dieses Jahr musste er aufgrund des Bürgerkrieges wieder fliehen. Seitdem lebt er mit seinen Kindern in einer Notbehausung. Aus Steinen, Holz und Stroh haben sie sich einen Unterschlupf gebaut. Die Lebensumstände der Familie sind katastrophal. Doch am schlimmsten ist der Durst. Die einzige Wasserquelle ist 6 km entfernt – eine schier unüberwindbare Strecke für den alten Mann. Ohne ausreichend Wasser können er und seine Familie jedoch nicht überleben. Die Sorge vor dem Verdursten treibt ihn um – Tag und Nacht. Und manchmal fragt er sich: Hat der Rest der Welt uns vergessen?
Das Elend in Zahlen
Die Lage im Jemen ist dramatisch: Die Vereinten Nationen sprechen von der größten humanitären Katastrophe seit 1945 und diese Einschätzung ist belegbar: 22 Mio. Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als 16,5 Mio. haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, 3 Mio. Menschen befinden sich innerhalb des Jemens auf der Flucht, 8,4 Mio. sind vom Hungertod bedroht. Besonders besorgniserregend ist auch: 16 Mio. Jemeniten haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Ein Mensch kann nach einer medizinischen Faustregel drei Wochen ohne Essen auskommen, ohne Wasser überlebt er nur drei Tage.
Cholera bekämpfen, Menschenleben retten
Weil die Menschen im Jemen verzweifelt sind, trinken sie das wenige verfügbare, verunreinigte Wasser. Die Folge sind gefährliche Durchfallerkrankungen wie Cholera. Mehr als 900.000 Menschen sind seit Ausbruch des Bürgerkrieges an Cholera erkrankt. 2.100 sind offiziell daran gestorben, die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher geschätzt. Rund 2 Mio. Kinder im Jemen sind unterernährt. Ihre geschwächten Körper sind besonders anfällig für Krankheiten. Was die Menschen dringend brauchen: Eine stabile und dauerhafte Wasserversorgung. Genau hier möchte Hoffnungszeichen ansetzen. Gemeinsam mit unserem jemenitischen Partner Relief and Development Peer Foundation (RDP) wollen wir besonders bedürftige Binnenflüchtlinge sowie die ortsansässige Bevölkerung in der bergigen Region Taizz nachhaltig mit sauberem Trinkwasser versorgen. Rund 1.700 Menschen sollen so vor dem Verdursten gerettet werden. Die ersten Maßnahmen laufen auf Hochtouren. Ein Brunnen wird in Kürze vertieft und desinfiziert. Neu gebaut werden soll ein stabiler Wassertank, der zum einen aus dem Brunnen befüllt wird und zum anderen mittels eines Leitungssystems vier Wasserstellen in Al-Faqwa, Al-Hasha, Al-Kashowba und Al-Hasb versorgen wird. Zweimal täglich soll der Tank mit sauberem Trinkwasser befüllt werden.
Neben der Wasserversorgung ermöglicht Hoffnungszeichen wichtige Hygieneschulungen, um eine Ausbreitung der Cholera und anderer Infektionskrankheiten zu verhindern. Mit 100 Euro beteiligen Sie sich an der Wasserversorgung, mit 35 Euro ermöglichen Sie zwölf Jemeniten die Teilnahme an einer Hygieneschulung. Im Namen der durstenden Menschen im Jemen: Vielen Dank für jede Unterstützung!