Jemen

„Aufgeben darf man nie!"

Nach wie vor herrscht im Jemen eine der am wenigsten beachteten humanitären Katastrophen. Unsere Hilfe ermöglicht Menschen den Schritt aus Hunger und Abhängigkeit.
Image
Der Sohn unserer Projektteilnehmerin Hussina Omar freut sich über den „Familienzuwachs“: Drei junge Schafe dienen seiner Mutter als zukünftige Erwerbsmöglichkeit.
Der Sohn unserer Projektteilnehmerin Hussina Omar freut sich über den „Familienzuwachs“: Drei junge Schafe dienen seiner Mutter als zukünftige Erwerbsmöglichkeit.

Leben im Flüchtlingslager

Abends, wenn das karge Abendessen in dem Blechtopf auf offenem Feuer kocht, erzählt Hussina Omar ihren drei Kindern Geschichten. Immer geht es dabei um Zuversicht und die Gewissheit, dass auf schwere Zeiten auch wieder bessere folgen. Die alleinerziehende Mutter macht sich damit auch selbst Mut, denn das Leben für sie und ihre Kinder hier im Flüchtlingslager Al-Salam (Gouvernement Al-Hudaida) ist sehr schwer. Wie so viele andere floh sie mit ihren Kindern schon 2016 vor dem Krieg, der ihre Heimat im Bezirk Al-Mansuria heimsuchte. Ihre Kinder kennen nichts anderes als ein Leben im Camp; ein echtes Zuhause haben sie nie gehabt. „Aufgeben darf man nie“, sagt Hussina Omar trotz allem entschlossen. Und so war sie unablässig auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre Kinder zu ernähren. Das Nähen und der Verkauf von Kleidung ist eine davon. Doch der Handlungsspielraum von Frauen im Jemen ist begrenzt, erst recht, wenn sie keine weitere familiäre Unterstützung und kein funktionierendes soziales Umfeld haben. Es schien ausgeschlossen, dass Hussina Omar ihren Kindern je mehr würde bieten können als täglich eine kärgliche Mahlzeit und das Überleben in einer Hütte aus Stofffetzen und Stöcken.

Auf eigenen Beinen stehen

Doch jetzt bestätigt sich der unerschütterliche Optimismus der Frau: im Rahmen eines von uns unterstützten Hilfsprojektes hat sie nicht nur Lebensmittelvorräte erhalten, die die Grundversorgung ihrer Familie auf Wochen sicherstellt, sondern sie kann auch an einem Viehzuchtprojekt teilnehmen. Gemeinsam mit 19 anderen ausgewählten Teilnehmerinnen besuchte sie zunächst eine Schulung, die sie mit dem Halten und der Zucht von Schafen vertraut machte. Und dann war der große Moment da: Nach dem Bau eines kleinen, stabilen Geheges hielten zwei Mutterschafe und ein Schafbock Einzug. Die Kinder sind begeistert von den hübschen Tieren, während für Hussina natürlich in erster Linie zählt, dass sich ihre wirtschaftliche Lage verbessert. Die Tiere sind genügsam und brauchen nur etwas Weidefläche und darüber hinaus Kraftfutter, das anfänglich gestellt wird. Sie liefern Milch zur Verarbeitung zu Käse und Joghurt sowie Wolle zur Herstellung von wärmenden Decken. Vor allem aber ist absehbar, dass sich die kleine Herde bald vergrößern wird. Dadurch bekommt Hussina Omar die Chance auf weitere Einkommensmöglichkeiten, beispielsweise durch den Verkauf einiger Tiere.

Einkommensmöglichkeit schaffen

Auch Mohammad Abdullah Nasser ist stolz auf das, was er erreicht hat. Der dreifache Familienvater präsentiert seine Urkunde, die ihm die erfolgreiche Teilnahme an einem Kurs für die Wartung und Reparatur von Mopeds und Motorrädern bescheinigt. Ein Moped ist im Jemen, wie in vielen Ländern Asiens, ein Transportmittel, das sich auch ärmere Menschen leisten können und den desolaten Straßenverhältnissen oft besser trotzt als ein Auto. In einem Land, in dem die Infrastruktur so geschädigt ist, sind motorisierte Zweiräder nicht selten die einzige sinnvolle Fortbewegungsmöglichkeit. Deshalb ist die Nachfrage für die Reparatur von Mopeds groß.

Mohammad zeigt seine sorgfältig geordneten Werkzeuge und Hilfsmittel. Auf dem Werkzeugkasten prangt ein Aufkleber von Hoffnungszeichen und unserer Partnerorganisation Relief and Development Peer Foundation (RDP), welche die Projekte mit unserer Hilfe vor Ort umsetzt. Mohammad Nasser hat inzwischen gemeinsam mit einigen anderen Männern eine kleine Werkstatt eröffnet, und an Kundschaft mangelt es nicht. Er ist dankbar, dass er seine Familie jetzt besser ernähren kann. Zuvor war er auf Gelegenheitsarbeiten angewiesen, und es war jeden Tag unsicher, ob es am Abend für alle etwas zu essen geben würde. Der nagende Hunger ist ihm und seiner Familie nur zu vertraut.

Blick in die Zukunft

Hussina Omar und Mohammad Nasser sind zwei von über 16 Mio. Menschen im Jemen, die seit Jahren unter dem Krieg, Hunger und der Sorge um ihre Kinder leiden. Im Fragile States Index, der die Instabilität von Staaten in einer Rangliste zum Ausdruck bringt, liegt der Jemen derzeit hinter Somalia auf Platz zwei. Trotz aktueller Hoffnungen auf Frieden ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Sowohl mit den von unserem Partner durchgeführten Nahrungsmittelverteilungen, die Familien kurzfristig durch schwere Notlagen helfen, als auch mit nachhaltig angelegten Schulungen und Berufsstartmöglichkeiten helfen wir Flüchtlingsfamilien im Jemen, ihre desolate Situation aus eigener Kraft zu verbessern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben. 110 Haushalte erhalten im aktuellen Projekt je 50 kg Mehl, 10 kg Reis und Bohnen, 8 l Speiseöl, 2,5 kg Zucker und 0,5 kg Salz. Mit einer Gabe von 25 Euro können Sie die Nahrung für zwei Personen für einen Monat sicherstellen. 90 Euro kostet ein Nutztier für den Start einer Viehzucht. Danke für jede Ihrer Spenden, die Menschen wie Hussina Omar und Mohammad Nasser neue Chancen eröffnen.

Diese Hilfe im Jemen unterstützen

Diese Seite teilen

Verwandte Neuigkeiten

Bericht
Sua’d Abdullah Obaid lebt mit ihren vier Kindern seit gut sieben Jahren in einem Flüchtlingslager – ohne Einkommen und Perspektiven.
Jemen

Überleben im Kriegsleid

Ein Ende der seit 26. März 2015 andauernden Kämpfe im Jemen ist nicht in Sicht – doch die Menschen geben nicht auf. Jeden Tag gilt es, die Hoffnung nicht zu verlieren. Wir helfen in den Bereichen Bildung, Hygiene und Ernährung.
Bericht
Gemeinsam mit unserem jemenitischen Partner RDP konnten  wir schon Tausenden Menschen beistehen – mit einem weiteren Projekt setzen wir die Hilfe fort.
Jemen

Millionen leiden Hunger

Nachdem die monatelange Waffenruhe nach erfolglosen Verhandlungen im Oktober endete, wächst die Hungergefahr. Rund 19 Mio. Menschen im Jemen sind von Hunger betroffen. Unzählige Kinder sind stark unterernährt und leiden akute Not. Unsere Hilfe erreicht die Schwächsten.
Bericht
Gewalt und Hunger: Die Familien im Jemen sind für jede Hilfe, die sie in ihrer Not erreicht, unendlich dankbar.
Jemen

Hilfe auf mehreren Ebenen

Das bitterarme Land kennt seit mehr als sieben Jahren fast nur Gewalt, Not und Elend. Mit unserer breit angelegten Hilfe bekommen Menschen eine Überlebensperspektive.
Eine Frau benutzt frisches Wasser von Hoffnungszeichen.

Möchten Sie sich für mehr Menschenwürde engagieren?

Unser Newsletter informiert Sie über unsere aktuellen Projekte, Petitionen und vieles mehr.

Jetzt anmelden:

Sie können den Newsletter jederzeit abbestellen. Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.