Kinder im Gefängnis
Pascal Nyamigabo lächelt nicht, er lacht auch nicht gelegentlich herzhaft, er ist nicht frech oder besonders aktiv, er ist nichts von dem, was man von einem Achtjährigen erwarten würde. Pascal ist sehr ernst und sehr still. Der Junge ist im Gefängnis, und er wird es lange bleiben, denn ihm wird vorgeworfen, an einem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein. Pascal sagt, dass er lediglich aufgrund seiner Kleidung von der Polizei als verdächtig verhaftet wurde. Verteidigen kann er sich nicht, zu seinen Eltern hat er keinen Kontakt.
Dass Kinder wie Pascal zum Teil über Monate im Gefängnis landen und kaum oder keine anwaltliche Hilfe erhalten, ist trauriger Alltag in Bukavu. Die chronisch unterfinanzierten staatlichen Jugendschutzbehörden sind mit der Masse an Vorfällen komplett überfordert; es gibt auch kein großes staatliches Interesse am Schutz von Minderjährigen. Der Zugang zur Schulbildung ist vielen Kindern versperrt. Viele arme, kinderreiche Familien können ihre Kinder ab einer bestimmten Zahl nicht mehr versorgen: Wer älter als sechs Jahre ist, muss sich oft um sich selbst kümmern.
In Bukavu leben etwa 10.000 Kinder und Jugendliche als Straßenkinder. Ihr Alltag: Bettelei, das Essen von Abfällen, ausbeuterische Gelegenheitsjobs, körperliche, sexuelle und seelische Gewalt, Kriminalität, die Angst vor übergriffigen Passanten oder rabiaten Ordnungskräften, Hunger, Kälte und grenzenlose Einsamkeit.
Das Straßenkinder-Hilfsprogramm
Gemeinsam mit dem Projektpartner PEDER hilft Hoffnungszeichen Kindern und Jugendlichen wie Pascal. Hoffnungszeichen fördert das Straßenkinder-Hilfsprogramm der Diözese Bukavu seit 15 Jahren. Bei unserer Arbeit achten wir darauf, dass humanitäre Hilfe und Menschenrechtsarbeit gemeinsam wirken können. Die Mitarbeiter suchen Kontakt zu den Kindern auf der Straße, bieten ihnen rechtlichen und psychosozialen Beistand, vermitteln ihnen professionelle Rechtshilfe, schulen und begleiten deren Familien und unterstützen die Kinder in insgesamt vier Zentren durch Betreuung, Verpflegung, Unterkunft, medizinische Hilfe sowie Schul- und Berufsausbildung. 620 Kinder erhalten täglich Mahlzeiten. 80 Kinder schlossen im vergangenen Schuljahr ihre Ausbildung erfolgreich ab, und 70 wurden in die Ausbildungsangebote integriert. Dazu gehört die 19-jährige Rosette Bashbircha, die zur Schreinerin und Metallarbeiterin ausgebildet wird. „Bevor ich zu PEDER kam, habe ich nichts gemacht. Meine Eltern hatten nicht genug Geld, um mich in die Schule zu schicken, es hat kaum für Essen gereicht. Bei PEDER konnte ich die Schule nachholen und eine Ausbildung machen. Das verändert mein Leben völlig. Es ist eine große Chance für mich, ein gutes Leben zu führen.“
Schon mit 30 Euro können Sie einen wichtigen Beitrag zur Rechtsbeihilfe für Kinder und Jugendliche wie Pascal leisten. Oder Sie tragen mit einer regelmäßigen Spende im Rahmen einer Förderpartnerschaft Menschenrechte dazu bei, dass besonders gefährdete und vernachlässigte Kinder und Jugendliche wie Rosette in einer geschützten Umgebung aufwachsen und sich entwickeln können. Haben Sie vielen Dank!
Von Wut zu Mut – für mehr Würde
Hoffnungszeichen-Mitarbeitende treffen in der DR Kongo Kinder und Jugendliche, denen das Leben übel mitspielt. Viele von ihnen sind auf sich allein gestellt, leben in den schmutzigsten Straßen der schlimmsten Viertel Bukavus. Niemand kümmert sich, sie sind im Abseits, werden verfolgt und misshandelt und landen ganz leicht im Gefängnis. Kann es verwundern, dass sie wie Pascal Nyamigabo die Lebensfreude und den Lebensmut verlieren? Dass die Jugendlichen wütend werden, wenn sie darum kämpfen müssen zu überleben und ihre eigene unverschuldete Misere vergleichen mit dem Leben wohlbehüteter Kinder?
Wenn man die Würde des Menschen als die Fähigkeit bezeichnet, aufrecht zu stehen und erhobenen Hauptes zuversichtlich in die Zukunft zu blicken (Lukas 21,28), dann ist die Würde dieser verzweifelten Kinder und Jugendlichen bedroht und angegriffen. In unseren Projekten möchten wir gerade diesen gestrandeten jungen Menschen beistehen, wir möchten sie wieder aufrichten, ihnen helfen, dass sie Wut und Verzweiflung überwinden. Wir möchten ihnen Mut geben, sich durch Bildung und Ausbildung eine neue, bessere Lebenschance zu erarbeiten, und sie dabei unterstützen, ihre eigene Würde wiederzufinden.
Über den Zusammenhang zwischen elementarer Rechtsgleichheit und Menschenwürde erfahren Sie hier: