Schule bedeutet für Gabriel Deng Makhoi Hoffnung. Der Elfjährige hofft, dass er eines Tages die Lebensumstände seiner Familie ändern kann. Und so ist der schmale Junge der Hoffnungsträger seiner Familie. Seine vier Geschwister müssen beim Rinderhüten helfen, nur Gabriel kann die Schule besuchen. In der 2. Klasse der Bischof-Mazzolari-Grundschule im kleinen Ort Mayenatol, zehn Kilometer westlich der Stadt Rumbek, lernt er lesen und schreiben. Man sieht dem Jungen an, dass er in seinem kurzen Leben schon viel Entbehrung und Hunger zu ertragen hatte. Seine Beine und Arme sind erschreckend dürr. Viel hat die Familie nicht, damit die Kinder richtig satt werden könnten. Vater und Mutter, die nie eine Schule besuchten, leben in ständiger Sorge, ob ihr Acker und ihre wenigen Rinder ausreichen, damit die siebenköpfige Familie etwas zu essen hat. Ihre Lebensgrundlage ist immer wieder gefährdet durch anhaltende Dürren und Kämpfe.
Oft ist das Essen knapp
Hunger gehört in der Region westlich von Rumbek zum Alltag. Dort hoffen viele wie Gabriel auf eine bessere Zukunft: „Ich will etwas lernen, um später mein Leben und das Leben meiner Familie zu verbessern. Ich bin glücklich, dass meine Eltern mir erlauben, zur Schule zu gehen.” Für den ausgemergelten Körper von Gabriel ist jeder Tag eine Herausforderung. Krankheit und Durchfall können sich für geschwächte Kinder jederzeit zu einer echten Bedrohung entwickeln. Ihr Leben und ihre Zukunft sind unsicher. So geht es vielen Kindern in der Diözese Rumbek.
„Wir bemühen uns sehr, die Familien zu bewegen, ihre Kinder zur Schule zu schicken”, erklärt Isaac Khor, Leiter der Bischof-Mazzolari-Grundschule. „Aber auch uns fehlt es am Nötigsten. Wir haben keine Klassenräume und keine Sitzbänke. Wenn es regnet, sitzen die Kinder im Schlamm, und wir müssen den Unterricht unterbrechen.”
Unterricht im Schatten des Lulu-Baums
Die meisten Schülerinnen und Schüler werden unter einem Baum unterrichtet. Nur die höheren Klassen 6 bis 8 haben alte, marode Klassenzimmer, in die sich andere Kinder flüchten, wenn staubige Winde oder der Regen zu quälend werden. „Trotz der Probleme wollen die Kinder unbedingt lernen, um für sich und die Familien eine bessere Zukunft zu schaffen”, so Isaac Khor.
Schulbildung ist ein erster Schritt zu einer nachhaltigen Veränderung der unsicheren Lage der Menschen in der Diözese Rumbek. Deshalb fördert Hoffnungszeichen mit einem umfassenden Projekt den Aufbau von Schulen und die Möglichkeiten für eine Ausbildung. Vor Ort werden die Maßnahmen koordiniert von Moses Koporot, dem Leiter der Bildungsabteilung in der Diözese Rumbek: „Das Projekt ist ganzheitlich ausgerichtet, und deshalb kümmern wir uns auch um Kinder, die ein Trauma erlitten haben, und um Kinder, die durch eine Behinderung beeinträchtigt sind. Vor allem haben natürlich die Baumaßnahmen einen großen Anteil am Projekt – der Neubau und die Renovierung von Schulen, aber auch die Schaffung von Waschmöglichkeiten und Latrinen."
Das Projekt fördert ein Dutzend Schulen im Gebiet der Diözese Rumbek. Insgesamt verhilft es rund 8.000 Kindern zu einer besseren Bildung. Als erstes werden neue Schulgebäude in Mayenatol und an zwei weiteren Standorten errichtet. Parallel beginnen Lehrerfortbildungen und Fördermaßnahmen speziell für Mädchen und durch Gewalterfahrung traumatisierte Kinder.
Mit erwartungsvollem Blick sitzt die sechsjährige Adut Majok unter einem Lulu-Baum, in dessen Schatten ihre Klasse unterrichtet wird. Auch sie wünscht sich „Klassenzimmer, damit wir lernen können, selbst wenn es regnet. Ich bin so froh, dass hier bald gebaut wird und freue mich schon."