Auf der Flucht
Die Gräueltaten, die Buruk Bekele (Name geändert) miterleben musste, lassen ihn erzittern: „Wir haben die Ermordung von fünf Jugendlichen im Dorf Magauma und von neun Jugendlichen in Awo gesehen. Soldaten holten sie aus ihren Häusern und töteten sie vor den Augen ihrer Eltern.” Der 46-Jährige und seine Familie wurden vom Ausbruch der Kämpfe in ihrer Heimat Irob, einem Distrikt im Norden der äthiopischen Region Tigray, überrascht. „Innerhalb von drei Tagen nahmen uns Soldaten unser Eigentum: alle Lebensmittel, die Rinder – einige schlachteten sie, den Rest nahmen sie mit. Unser Haus und unseren Besitz verbrannten sie.” Wie Tausende Andere floh Buruk mit seinen sechs Kindern. Tagelang liefen sie zu Fuß, hungerten, mussten die geschwächten Kinder tragen. Dazu die ständige Furcht. „Bomben und Schießereien machten uns Angst”, berichtet Buruk. „Wir haben miterlebt, wie Hunderte Flüchtlinge von Soldaten getötet wurden.”
Marodierende Soldaten
Das Unheil begann im November 2020. Der schwelende Streit zwischen der äthiopischen Regierung unter Ministerpräsident Abiy Ahmed und den regionalen Machthabern der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) verwandelte sich in einen offenen Konflikt. Beide Seiten beschuldigen sich, mit den Kämpfen begonnen zu haben. Amnesty International berichtet von Massakern an der Zivilbevölkerung. So seien am 9. November 2020 in Mai-Kadra im Westen Tigrays Hunderte Zivilisten erstochen worden. Zeugenberichte deuten darauf hin, dass beide Konfliktparteien für Massaker verantwortlich sind.
Unsägliches Leid für Frauen
Großes Leid erlitten vor allem Frauen und Mädchen. Nach Angaben der Übergangsverwaltung der Region Tigray – basierend auf einem Bericht des Ayder-Krankenhauses in Mek'ele – wurden in drei Monaten 564 Mädchen und Frauen von Soldaten vergewaltigt.
Eine der Unglücklichen ist Bayesh Dawit (Name geändert). Die 35-Jährige stammt aus Mai-Kadra, einem der Orte, an denen Spezialeinheiten der Regierung zuerst angriffen. „Ich rannte mit meinen vier Kindern um unser Leben. Wir ließen alles zurück. Nach vier Tagen ohne Essen und Wasser erreichten wir Zelazlo in der Nähe von Shiraro.” Bayesh erschaudert: „Was die Soldaten uns dort angetan haben, ist unerträglich. Sie vergewaltigten mich. Ich flehte sie an, mich lieber zu töten als mich zu foltern. Ich war im zweiten Monat schwanger, als das passierte.” Bayesh berichtet, dass sie die Vergewaltigung von fast 35 Frauen und Mädchen im Alter von zwölf bis 60 Jahren gesehen hat. „Einige versuchten, sich das Leben zu nehmen. Ich auch.” Bayesh und die Familie von Buruk entkamen aus der Kampfzone und erreichten die Stadt Adigrat. Dort fanden sie erst einmal Schutz und Unterkunft. Mittellos wie sie sind, fehlt es ihnen jedoch am Nötigsten. An manchen Tagen haben die Flüchtlinge kaum etwas zu essen.
Verhelfen auch Sie den Flüchtlingsfamilien zu Nahrung
Gemeinsam mit unserem lokalen Partner, der äthiopisch-katholischen Kirche in Adigrat, wollen wir 485 Flüchtlingsfamilien mit dringend benötigter Lebensmittelhilfe unterstützen. Mit 30 Euro (Spendenstichwort „Äthiopien“) bewahren Sie eine dieser Familien einen ganzen Monat lang vor Hunger:
Vielen Dank für Ihre Gabe!