Martha Akol Kedit kann ihr Glück manchmal kaum fassen. Sie darf als Mädchen die Grundschule in Maker Kuei besuchen und lesen und schreiben lernen. Doch der Weg dorthin war beschwerlich: „Mein Vater wollte nie, dass ich zur Schule gehe“, erzählt das Mädchen. „Er wollte, dass ich zuhause bleibe und, wie es bei uns üblich ist, früh heirate." Martha stammt aus einer armen Familie, die von ihrer kleinen Viehherde und dem Anbau von Erdnüssen, Sorghum-Hirse und Grünkohl lebt. Das geringe Einkommen der Eltern reicht kaum aus für die Versorgung der achtköpfigen Familie. „Meine Mutter wollte, dass es mir einmal besser geht. Deshalb hat sie sich für mich eingesetzt, damit ich eine Schule besuchen kann. Gemeinsam mit Schulleiterin Schwester Orla stimmte sie letztlich meinen Vater um.“ Heute ist die 16-Jährige bereits in der achten und letzten Klasse und stolz, eine der Schülerinnen der Loreto-Schule zu sein.
Tradition und Hunger erschweren Schulbesuch
Maker Kuei ist eine Gemeinde sieben Kilometer nordwestlich der Stadt Rumbek. Bildung und eine adäquate Gesundheitsversorgung waren hier lange nicht zugänglich. Krankheiten wie Malaria und Typhus sind weit verbreitet. Viele Kinder unter fünf Jahren sind stark unterernährt. Für eine Vielzahl von Kindern ist ein Schulbesuch keine Selbstverständlichkeit. Jungen werden schon früh als Viehhirten eingesetzt, da die Tierhaltung als wichtigste wirtschaftliche Tätigkeit und Lebensgrundlage sowie als Teil der Tradition gesehen wird. Mädchen haben aufgrund des Drucks der frühen Heirat noch geringere Chancen als Jungen, eine Schule zu besuchen und einen Abschluss zu machen.
Auch der Hunger hält viele Kinder von einem Schulbesuch ab. Zahlreiche Mädchen und Jungen bekommen zuhause nicht ausreichend zu essen und fühlen sich daher schlichtweg zu schwach, um in die Schule zu gehen.
Um den Menschen in Maker Kuei in ihrer Hungersituation zu helfen und mehr Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen, haben die Loreto-Schwestern die Schulspeisungen eingeführt. Neben dem Unterricht erhalten die Kinder täglich eine einfache, warme Mittagsmahlzeit, die ihnen Kraft zum Lernen gibt. Reis, Maisbrei oder Bohnen stehen auf dem Speiseplan. Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder deswegen in den Unterricht zu den Ordensschwestern.
„Seit Beginn des Schulspeisungsprogramms vor etwa drei Jahren haben wir einen großen Anstieg der Einschulungen und der Anwesenheit in den Klassen erlebt. Die Eltern sind dankbar für das Essensangebot und schicken ihre Kinder gerne in die Schule. Ihnen wird dadurch eine große Sorge genommen“, erklärt Nyanajong Meen, Mitarbeiter der Schule. Rund 1.000 Grundschüler zwischen fünf und 14 Jahren, oft auch älter so wie Martha, profitieren von den Schulspeisungen und dem Zugang zu Bildung.
Perspektive dank Bildung
Abraham Majok Rou hat seine Schulzeit an der Loreto-Grundschule schon abgeschlossen und ist auf einer weiterführenden Schule. Der 19-Jährige ist froh über die Chance, die er erhalten hat: „Ich bin überglücklich, die Grundschule besucht zu haben. Dank der Mahlzeiten bekam ich immer ausreichend Essen und konnte dadurch konzentriert lernen. Auch die Klinik der Schwestern direkt neben der Schule hat mir immer sehr geholfen. Wenn ich krank wurde, konnte ich direkt dorthin und musste nicht nach Rumbek laufen. All das hat mir eine Perspektive gegeben. Ich hoffe, eines Tages an einer Universität zu studieren."
Hoffnungszeichen konnte in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Loreto-Schwestern sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Maker Kuei bereits einiges bewirken: Wir konnten die Klinik bauen und 2019 eröffnen und so die medizinische Versorgung der Bevölkerung massiv verbessern. Ab 2014 haben wir mehrere Klassenräume errichtet, um den wachsenden Schülerzahlen gerecht zu werden.
Liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie uns weiterhin Kindern wie Abraham und Martha Hoffnung und Zukunftschancen schenken und die Ordensschwestern bei ihrem unermüdlichen Einsatz für Bildung und Gesund-heit unterstützen – gerade auch in herausfordernden Zeiten wie der Corona-Pandemie. Aufgrund der Restriktionen ist der Schulbetrieb auch im Südsudan derzeit eingeschränkt, doch die Schwestern hoffen, schon bald wieder in vollem Umfang für die Kinder da zu sein. Bereits mit 25 Euro ermöglichen Sie einem Schüler drei Monate lang täglich das Mittagessen; und mit 100 Euro für das ganze Schuljahr. Danke für jede Gabe!