Zuerst war es schwer, dann habe ich es doch geschafft: ganz früh aufzustehen und in der Dunkelheit aufzubrechen. Ich wollte auf der Mainau erleben, wie der Tag erwacht. Angekommen ließ ich mich am Ufer der Insel nieder. Vor mir lag der See nach Osten hin. Alle Farben schienen noch zu schlafen. Sanft kamen die Wellen ans Ufer.
Langsam streichelte die Morgenröte mit zarten Pastellfarben den Himmel und spiegelte sich vorsichtig im fast glatten See. Ein Haubentaucher hinterließ kreisende Wellen. Es wurde heller. Dann erhob sich die Sonne über den Horizont. Mit einem Mal veränderte sich die kleine Welt der Insel.
Ich erinnerte mich an ein Lied aus der „Mundorgel“: „Jeden Morgen geht die Sonne auf in der Wälder wundersamer Runde. Und die schöne scheue Schöpferstunde, jeden Morgen nimmt sie ihren Lauf.“
Alles strahlte im hellen Licht!
Gottes Liebe in Jesus ist wie der Aufgang der Sonne. Zart ist sie und sanft wie die Morgenröte. In diesem wunderbaren Licht, das allen leuchtet, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes (Lk 1,79), dürfen wir die Welt mit anderen, österlichen Augen sehen.
Den Sonnenaufgang hätte ich verschlafen können. Es lag an mir, wach zu sein und mich aufzumachen. So habe ich einen zauberhaften Morgen erlebt.
Herzlichst Ihr
Wilhelm Olschewski