Krieg, Überschwemmungen & Lebensmittelknappheit
„Manchmal arbeite ich auf einer der Farmen in der Nähe des Flüchtlingslagers“, berichtet Omar Hassan. Der achtfache Vater flüchtete mit seiner Familie 2017 vor anhaltenden Kämpfen aus der Stadt Al-Hudaida und lebt seitdem im Lager Al-Anbar im Distrikt Al-Marawi’ah. „Ein regelmäßiges Einkommen habe ich als Flüchtling nicht. Jeden Tag kämpfe ich darum, meine Familie mit Essen zu versorgen. Wir wollten zwischenzeitlich auch zurückkehren. Aber das geht nicht – da wo wir wohnten, ist jetzt alles vermint und gesperrt.“ Die schwierige Situation der Familie verschärfte sich, als das Camp im August 2022 durch starke Regenfälle und Überschwemmungen schwer beschädigt wurde. Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit sind für die Binnenvertriebenen in Al-Anbar Alltag. Trotzdem gibt Omar Hassan den Mut nicht auf. Er kann es auch gar nicht. Würde ihm die Hoffnung fehlen, hätte er gar nichts mehr. „Das Morgen wird heller sein als das Heute“, sagt er mit fester Stimme und schaut dabei zu seinem kleinen Sohn, der vor ihm auf dem sandigen Boden sitzt.
Größte humanitäre Krise der Welt
Zuversicht scheint in Anbetracht der dramatischen Entwicklung, die der Jemen nimmt, nach wie vor unrealistisch. Im seit 2015 andauernden Konflikt steht auf der einen Seite eine Militärkoalition unter der Führung Saudi-Arabiens, die die international anerkannte Übergangsregierung unterstützt. Auf der anderen Seite stehen die Huthi-Rebellen, unterstützt von dem mit Saudi-Arabien verfeindeten Iran. Deshalb wird der blutige Konflikt im Jemen auch als „Stellvertreterkrieg“ bezeichnet. Beide Konfliktparteien kämpfen um die Vorherrschaft im Land und begehen dabei Kriegsverbrechen. Sie greifen zivile Ziele wie Krankenhäuser und Wohngegenden an. Die Unruhen stärken zudem Terrororganisationen wie Al-Kaida und Islamischer Staat.
Seit Anfang April 2022 galt eine Waffenruhe im Jemen, die im Oktober nach gescheiterten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien ohne erneute Verlängerung auslief. Die Vereinten Nationen (VN) sprechen beim Krieg im Jemen von der größten humanitären Krise der Welt. Mit dem Ende der Waffenruhe werde sich die Situation im Land weiter verschlimmern, befürchtet Dr. Jens Heibach, Jemen-Experte am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg. „Betroffen sind vor allem die Menschen, die in den von den Rebellen gehaltenen Gebieten leben“, sagte er gegenüber dem Redaktions-Netzwerk Deutschland.
Zu diesen Gebieten gehört teilweise auch die Stadt Al-Hudaida, die im gleichnamigen Gouvernement im Westen des Landes an der Küste des Roten Meeres liegt und rund 700.000 Einwohner hat. „Nach acht Jahren humanitärer Krise wurde Al-Hudaida zu einem der ärmsten Gouvernements im Jemen“, berichtet unsere Partnerorganisation Relief and Development Peer Foundation (RDP). „Die Menschen in Al-Hudaida sind mit Ernährungsunsicherheit, Wasserknappheit sowie ständigen Angriffen und Kampfhandlungen konfrontiert. Viele Familien, die aus der Stadt fliehen, lassen alles zurück, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten. Insgesamt haben wir es mit 4,3 Mio. Binnenflüchtlingen zu tun, die ohne Zugang zu Nahrung, Wasser, Gesundheit, Bildung und Schutz leben.“ Laut dem Welternährungsprogramm der VN haben derzeit 19 Mio. Menschen im Jemen nicht ausreichend zu essen.
Kurz- und langfristige Hilfe
Gemeinsam mit RDP helfen wir deshalb über mehrere Monate hinweg 110 Flüchtlingsfamilien (ca. 770 Personen), denen es wie der von Omar Hassan an Nahrung, Zugang zu Hygiene und sauberem Wasser fehlt, mit der Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen und Hygiene-Paketen. Im Zuge unseres Projekts in Al-Marawi'ah sollen auch 30 Familien eine Latrine erhalten. Und um langfristig Perspektiven gegen Abhängigkeit und Armut zu schaffen, werden 20 Personen, vorrangig Frauen, Berufsausbildungen ermöglicht; weitere 20 erhalten Nutzvieh in Kombination mit einer Schulung in Viehzucht.
Bei diesem Projekt für die Menschen im Jemen ist jede Ihrer Spenden Segen bringend angelegt. Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe!
So können Sie helfen: