Guten Tag,
mein Name ist Thomas Chol Dongrin und ich arbeite seit fast einem Jahr für Hoffnungszeichen im Südsudan. Ich habe ganz persönliche Erfahrungen von Hunger im Südsudan und speziell in Rumbek – meinem Zuhause. Und gleichzeitig spreche ich heute für die Kranken und Schwachen im Land und bitte um die Hilfe unserer Unterstützer.
Der anhaltende Konflikt im Südsudan hat viele Menschen obdachlos gemacht, andere haben ihr Hab und Gut durch Plünderungen verloren, während in etlichen Fällen Eigentum niedergebrannt wurde – zahlreiche Menschen kamen (dabei) zu Tode. Viele Überlebende mussten innerhalb ihres Landes in Lager oder in Nachbarländer fliehen. Diejenigen, die noch in ihrem Heim geblieben sind, können ihre Felder aufgrund der Sicherheitslage nicht bestellen.
Aktuell, so sagen die Vereinten Nationen, sind 4,9 Millionen, also 42 % der Bevölkerung von Hunger betroffen und viele seien bereits verhungert oder durch Mangelernährung gestorben. Auch hier in der Klinik in Rumbek sieht man an den Kindern sowie den Erwachsenen die Folgen von Hunger. Doch noch schlimmer, die Situation wird sich verschlechtern, wenn die Ursachen nicht gelöst werden.
Vor allem letztes Jahr gab es in der Region Missernten aufgrund der kurzen und wenigen Niederschläge. Grundnahrungsmittel wie Sorghum, Hirse oder Erdnuss vertrockneten auf den Feldern und was übrig blieb, konnte wegen der Konflikte nicht geerntet werden. Und jetzt haben wir diese schwere Hungerkrise. Menschen haben tagelang kein Essen. Die Kriminalität, wie zum Beispiel Plünderungen, ist gestiegen. Frauen, Kinder und Ältere bitten in den Straßen um Nahrung und wegen der kollabierenden Wirtschaft übersteigen die Preise für Grundnahrungsmittel die Kaufkraft der meisten Südsudanesen. Wenn man abends im Ort herumläuft, dann kann man in kaum einem Haushalt ein Feuer sehen – ein Anzeichen für Hunger. Freunde und Kollegen erzählen mir ganz offen, dass es in ihren Familien oft nicht einmal eine Mahlzeit am Tag gibt. Sie sind besorgt, dass ihre Kinder die nächste Ernte im Juli vielleicht nicht mehr erleben.
Deutlich gesprochen – angesichts der Situation kann man nichts beschönigen.
Es ist schwer in Worte zu fassen und es ist schrecklich.
Die aktuelle Lage ist besonders entsetzlich, da, im Vergleich zum vergangenen Jahr, als der Hunger im April und Mai begann, dieses Jahr die meisten ihre Vorräte bereits im Januar aufgebraucht hatten. Jetzt haben sie kein Essen mehr. Sehr schwere Zeiten stehen uns bevor.
Mit meiner ganz eigenen Erfahrung und dem Wissen, wie es hier derzeit ist, möchte ich mich an alle Unterstützer richten, dass sie den Menschen helfen. Denjenigen, die noch ihr Zuhause haben und den Familien, welche als Flüchtlinge leben. Sie alle brauchen Hilfe. Sie haben kein Essen, kein Wasser, viele haben nicht einmal ein Obdach. Danke.
Thomas Chol Dongrin