„Es ist eisig kalt. Die Temperaturen liegen zwischen -9 und -25 Grad und es weht ein sehr starker Wind. Mit jedem Atemzug kann man die frostige Kälte im Körper spüren“, schreibt Hoffnungszeichen-Mitarbeiter Jonathan Hinsch Ende Dezember aus Dschadschur. Er ist dort, um mit seinen Hoffnungszeichen-Kollegen Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan Nothilfepakete zu verteilen.
Trügerische Idylle
In diesen Wintermonaten ist das Leben für die Familien und älteren Menschen besonders schwer: „In jedem Haushalt, den wir besucht haben, war mindestens eine Person krank. Viele hatten starken Husten. Es fehlt an Wärme und Essen. Oft heizt nur ein kleiner Ofen mit Holz oder Kuhfladen die meist sehr heruntergekommenen Häuser. Das Brennmaterial, aber auch das Essen muss rationiert werden. Sonst reicht es nicht durch den Winter“, beschreibt Jonathan Hinsch die Situation. So auch bei Familie Alward. Grigori Alward (36) lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern momentan im Haus eines Bekannten. Wenn dieser in ein bis zwei Monaten aus Russland zurückkommt, haben sie kein Zuhause mehr. Beide sind arbeitslos und somit fehlt es an allem. Auf die Frage, wie es weitergehen soll, sagt er: „Ich weiß es nicht. Wenigstens haben wir dank euch jetzt etwas zu essen. Das ist das Wichtigste. Wenn wir hier raus müssen, stehen wir vor dem Nichts.“
Schon bei meinem Besuch im September war die Angst vor dem drohenden Winter tief in den Menschen verankert. Es wurden bereits Vorkehrungen getroff en, wie das Sammeln von Kuhmist, Tannenzapfen und Kartons, um später damit heizen zu können. Hagel hatte im Herbst viele Obstbäume und somit auch Nahrung zerstört. Die Menschen bekommen dies nun zu spüren. „Es herrscht eine trügerische Idylle in dem kleinen Dorf und der Umgebung. Der Schnee schafft eine schöne Winterlandschaft, doch die Kälte fordert ihren Tribut. Schon jetzt im Dezember kamen wir kaum voran. Da die Straße zu verschneit war, mussten wir etwa drei Kilometer laufen bis man uns abholen konnte, um zu den Bewohnern zu gelangen. Doch erst der Februar ist der kälteste Monat“, erklärt Jonathan Hinsch. Darauf haben sich auch Lucia (62) und Samsung (65) Howsepyan vorbereitet. Sie versuchen, sich, ihre zwei Kinder und drei Enkel so gut es geht durch die kalten Tage zu bringen. Keiner von ihnen hat eine Arbeitsstelle, denn es gibt kaum welche. Sie leben von der Invalidenrente von Samsung. Im Sommer können sie ab und zu als Tagelöhner Kartoff eln ernten, doch im Winter bleibt ihnen meist nichts anderes übrig, als im Dorfladen anschreiben zu lassen. „Durch den Winter kommen wir mit Schulden und wir essen uns nicht satt. Aber gleichwohl leben wir“, zeigt sich Samsung trotz allem zuversichtlich, als er das Hilfspaket von Jonathan Hinsch erhält.
Rettung über den Winter
Liebe Leserinnen und Leser, die nächste Verteilung soll in diesen Wochen stattfinden. Die Hilfe von Ihnen ist, so wie viele Menschen es gegenüber Jonathan Hinsch immer wieder erwähnten, eines der wenigen guten Dinge, die ihnen geschehen. „Der nun schon jahrelange Beistand, trotz der schwierigen Umstände wie verschneite Wege, zeigt den Dorfbewohnern, dass sie nicht vergessen werden und das lassen sie uns immer wieder wissen“, erklärt uns Wigen. Mit rund 57 Euro ermöglichen Sie ein Paket, welches eine große Stütze für die Menschen ist. Dieses ist u. a. gefüllt mit Butterschmalz, Mehl, Reis, Zucker, Tee, Bratöl, Seife sowie Waschpulver und reicht einer Familie für etwa zwei Monate. Herzlichen Dank.