„Heute haben wir noch nichts gegessen“, erzählt die 78-jährige Satik Stepanjan. „Doch vor dem Zubettgehen werden wir noch einen Tee trinken und etwas Brot essen können“, fährt sie fort, fast als wollte sie sich für ihre Bedürftigkeit entschuldigen und den Hoffnungszeichen-Mitarbeitern Wigen Aghanikjan und Aljona Zeytunyan nicht zu viel ihres Leides aufbürden. Doch Brot oder andere Lebensmittel können sie in der provisorischen Unterkunft des Ehepaars nicht entdecken. Stattdessen bietet sich ihnen ein Bild bitterer Armut: Vom Rauch des Holzofens schwarz verfärbte Wände, zwei Holzstühle, ein kleiner Tisch, zwei Betten und eine vom Schimmel befallene Decke – das ist, was die beiden Rentner ihr Zuhause nennen. Das Ehepaar lebt in einem kleinen, verfallenen Haus, dessen Wände und Dach als Folge des Erdbebens von 1988 tiefe Risse haben. Geld für eine Reparatur war nie da und so haben sie sich daran gewöhnt, dass es im Winter nicht nur draußen eisig kalt ist, sondern sie auch zu Hause ihren Mantel und ihre Kopfbedeckung anbehalten müssen. Der Holzofen scheint schon lange nicht mehr angezündet worden zu sein, und der Strom wurde den beiden abgedreht, als sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten.
Die Bedürftigkeit geht ans Herz
Ehefrau Satik schüttet unseren Mitarbeitern ihr Herz aus – sie macht sich Sorgen um ihren Mann: „Seine Niere und sein Herz sind krank. Doch unsere Rente reicht nicht, um uns zu versorgen und Medikamente zu kaufen.“ Ihr Mann Mischa Stepanjan sitzt neben ihr. Sicherlich würde er sie gerne beruhigen, ihr Mut machen, doch er bleibt stumm. „Ich sah ihm in die Augen und habe mich gefragt, wie man solch eine Not erträgt“, berichtet Wigen nach seinem Besuch. Es sind Momente wie diese, die ihm nahe gehen. Er und Aljona sind erleichtert, dass sie den beiden ein Paket mit wichtigen Lebensmitteln wie Mehl, Öl und Reis übergeben konnten. Zumindest die nächsten Wochen muss das Ehepaar sich über ausreichend Nahrung keine Sorgen machen; sie können ihre geringe Rente so für Brennholz und Medikamente verwenden.
Dankbarkeit für jedes Zeichen
Wie den beiden geht es vielen im armenischen Bergdorf Dschadschur. Vor allem Alleinstehende, kinderreiche Familien und Ältere führen ein Leben in großer Armut. Doch weil sich die Menschen hier gegenseitig unterstützen, haben sie die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgegeben und sind dankbar für jedes Zeichen der Nächstenliebe. Hoffnungszeichen unterstützt 150 Familien, die es besonders hart getroffen hat. Zu ihnen gehört auch die 64-Jährige Gohar Qartaschjan. Unsere Mitarbeiter treffen die Witwe auf dem Weg zum Dorfladen. Geld für Lebensmittel hat sie keines, aber vielleicht würde der Ladenbesitzer ihr ja Mehl und Öl anschreiben lassen, erzählt sie. Die Witwe muss sich wie viele der Frauen im Dorf alleine über Wasser halten. Vor drei Jahren starb ihr Mann an Lungenkrebs, Kinder hat sie keine. Heute lebt sie ganz alleine in einer Notunterkunft, in die sie mit ihrem Mann nach dem Erdbeben zog. Die zerbrochenen Fenster wurden notdürftig durch Plastik ersetzt. Wenn sie aus ihrer zugigen Behausung nach draußen schaut, sieht sie Schnee, zerfallene Häuser und eine karge Landschaft – ein trostloser Ausblick, der sich auch in ihren Gesichtszügen widerspiegelt. Als sie das Essenpaket bekommt, erhellt ein Lächeln ihr sonst so ernst wirkendes Gesicht, und sie bedankt sich: „Ich werde die Lebensmittel sparsam verwenden, damit sie mir die nächsten eineinhalb Monate ausreichen“, versichert sie.
Die Winter im armenischen Dschadschur sind lang und unerbittlich. Kälte und die Sorge, ob das Essen für die nächsten Tage reichen wird, zermürben die Menschen. Mit 57 Euro (Spendenstichwort: „Armenien“) können Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein Lebensmittelpaket für bedürftige Menschen wie Gohar Qartaschjan ermöglichen. Es wird noch in diesem Monat übergeben und enthält wichtige Lebensmittel wie Reis, Öl, Mehl, Salz und Tee. Ihre Gabe wird von den Dorfbewohnern von Herzen wertgeschätzt.