Der Hilferuf, der uns vor einigen Wochen von Jonathan Barsby erreichte, ist dramatisch. „Große Bereiche der Region Warrap brauchen akute Hungerhilfe“, schreibt uns der Projektkoordinator der Diözese Rumbek. „Unterernährung, Trockenheit und hohe Lebensmittelpreise sind eher die Regel als die Ausnahme. Hinzu kommen viele Flüchtlinge, die in die Region strömen. Sie fliehen zum Teil vor der Dürre, aber auch vor kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Strom der Menschen reißt nicht ab.“
Flut und Dürre wechseln sich ab
Der Teilstaat Warrap mit knapp einer Million Einwohner ist traditionell eine Region, die sehr häufig von Überflutungen betroffen ist. Im Jahr 2015 richtete eine Überschwemmung vor allem im 150 km südwestlich von Rumbek gelegenen Tonj schwere Verwüstungen an. Hütten und Felder wurden beschädigt, Ernten zerstört, Nutztiere getötet. In der Folge einer solchen Naturkatastrophe leiden die Menschen nicht nur an Hunger, sondern sind durch den Verlust ihrer Behausung auch Gefahren durch Moskitos oder Schlangen schutzlos ausgeliefert. Anfang 2016 folgte dann das andere Extrem: eine Dürre. Zusammen mit den regional immer wieder aufflammenden Kampfhandlungen, vor denen sich die Zivilbevölkerung kaum schützen kann, ergab das eine lebensbedrohliche Situation und es kam zu großen Fluchtbewegungen. Aus der benachbarten Region Unity, dem wohl am stärksten von der Gewalt betroffenen Gebiet im Südsudan, kamen tausende Binnenflüchtlinge nach Warrap. Viele Menschen suchten Hilfe in der Pfarrei der gleichnamigen Stadt. Rund 120 Familien campieren rund um die Kirche. Man versucht, ihnen so gut es geht beizustehen, aber natürlich wirkt sich die Anwesenheit so vieler zusätzlicher Menschen auch auf die Versorgung der einheimischen Bevölkerung aus. Nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch Dorfbewohner leiden daher – für die meisten reicht es gerade so für eine Mahlzeit am Tag, manche haben nicht einmal das. Vielen sieht man die Mangelernährung an, und wie immer trifft es zuerst die Schwächsten. Vor allem Kinder und betagte Menschen büßen ihre körperlichen Kräfte schnell ein. Krankheiten sind die Folge.
In jeder Familie ein mangelernährtes Kind
„Eines von drei Kindern ist mangelernährt“, beschreibt Jonathan Barsby die Situation. John Dhac Mabor ist mit seiner Familie sechs Tage lang ohne sauberes Wasser und ausreichend Nahrung aus dem umkämpften Unity in die Pfarrei von Warrap gelaufen. Seine sieben Kinder sind alle von der Flucht gezeichnet und sichtlich ausgezehrt. Auch seine Frau, die noch versucht, das Jüngste zu stillen, ist am Ende ihrer Kräfte. Und doch ist John Dhac Mabor dankbar, den schweren Weg bewältigt zu haben. „Wir sehen die Sonne, wir danken Gott“, sagt er unter Tränen. „Auf dem Weg habe ich Menschen sterben sehen; Kinder, Mütter, alte Leute.“ Der Vater hofft hier in Warrap auf Nahrung, medizinische Hilfe und Schulunterricht für seine Kinder. „Wir leben wie die Tiere, ohne Obdach, und wir sterben langsam, weil es diesen Krieg gibt“, sagt er. „Ich hoffe so sehr, dass Gott unser Weinen hört und dass die Politiker endlich Frieden zu uns bringen werden.“ Sollte es jemals Frieden geben, möchten sie in ihr Heimatdorf zurückkehren.
Tausenden geht es ähnlich oder sogar schlechter als John Dhac Mabor und dessen Familie. „Es ist grausam, dieses Leid mit anzusehen“, sagt Jonathan Barsby. Wir wollen deshalb dringend helfen. Wir haben unserem Partner, der katholischen
Diözese Rumbek, umgehend eine Notfallhilfe über 20.000 Euro bereitgestellt. 1.400 Menschen, die meisten davon Binnenflüchtlinge, erhalten so wichtige Nahrungsmittel wie Sorghum, Bohnen, Speiseöl und Salz. Mit diesen Grundnahrungsmitteln können einfache, aber nahrhafte Mahlzeiten gekocht werden, die den ausgelaugten Körpern wieder Kraft geben. Per LKW transportieren wir die Lebensmittel zu den Menschen nach Warrap; dort werden sie durch Mitarbeiter der Diözese an die bedürftigsten Familien verteilt. Mit 72 Euro sichern Sie, liebe Leserinnen und Leser, einer Familie wie der von John Dhac Mabor einen Monat lang ihr Auskommen. Vielen Dank für jede Unterstützung.