Als sein Großvater stirbt, ist David* gerademal im zweiten Schuljahr. Allein ist seine Mutter mit der Versorgung ihrer sieben Kinder überfordert. Als Ältester beginnt David, auf dem Marktplatz zu betteln oder gegen geringen Lohn Gepäck zu schleppen. Sein Leben verlagert sich zunehmend auf die Straße. Wie David geht es vielen Kindern in Bukavu. Sie fliehen vor der Armut auf dem Land, vor Vernachlässigung oder häuslicher Gewalt. Sie hoffen auf ein besseres Leben in der Stadt, vor allem auf Arbeitsmöglichkeiten. Stattdessen enden viele von ihnen auf der Straße. Ohne Unterkunft und Einkommen sind sie der Witterung ausgesetzt, essen nur unregelmäßig. Häufig werden sie Opfer von Gewalt. Ihr tägliches Überleben bestreiten die Kinder durch Betteln, gering bezahlte Lohnarbeit, durch Stehlen oder Prostitution. Ohne Schulbildung, Aufgaben und Strukturen, Versorgung und Bezugspersonen fehlen ihnen Perspektiven und Vertrauen.
„Die Frauen bewerfen und beschimpfen mich“
Seit über 25 Jahren ist Hoffnungszeichen-Partner PEDER vor Ort, um Bukavus Straßenkinder zu unterstützen. Mehr als 30 Sozialarbeiter sind tagtäglich im Einsatz. „Die Frauen werfen oft Dinge nach mir und beschimpfen mich“, erzählt die junge Ajana*. „Die Arbeiter von PEDER sind die einzigen, die uns ernst nehmen, sie reden auch mit den Leuten, damit die uns nicht mehr verletzen.“ Die Gegenwart der Sozialarbeiter schafft Vertrauen, was den Kindern mit der Zeit ermöglicht, den nächsten Schritt zu gehen. In vier Zentren in der Stadt können sie Übernachtungsmöglichkeiten, sanitäre Anlagen, eine tägliche warme Mahlzeit, gemeinsame Aktivitäten und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Über 700 Straßenkinder nutzen dieses Angebot regelmäßig. Nach Möglichkeit werden sie in ihre Schulen reintegriert, alternativ erhalten sie direkt in den Einrichtungen Unterricht. Nach ihrem Schulabschluss stehen verschiedene Berufsausbildungen zur Wahl. Außerdem versucht PEDER kontinuierlich, den Kontakt mit der Familie wiederherzustellen und durch langfristige psychologische Betreuung einen guten Umgang zu gewährleisten. Kinder, die missbraucht wurden oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, erhalten neben psychologischer auch juristische Betreuung. Der Ansatz des Projektes ist ganzheitlich und nachhaltig. Neben der direkten Arbeit mit den Kindern veranstaltet PEDER, dessen Träger die Erzdiözese Bukavu ist, Schulungen für Eltern und Gemeindearbeiter. Radiokampagnen sensibilisieren die Bevölkerung zur Situation der Straßenkinder und klären über familiäre Gewalt auf.
„Ich werde PEDER nie vergessen"
David begegnete den Streetworkern von PEDER am Kadutu-Markt. Bald begann er, die Zentren zu besuchen. Er erhielt Schulunterricht und absolvierte im Anschluss eine Schreinerlehre. Während seiner Ausbildungszeit starb sein Patenonkel, Davids letzte familiäre Stütze. Doch mit der Unterstützung des Projektes im Rücken gab David nicht auf. Heute ist er verheiratet, hat zwei Kinder und seine eigene Schreinerei. „Ich werde PEDER nie vergessen“, sagt er. „Mein Beruf ermöglicht mir nicht nur, mich und meine Familie zu versorgen – ich kann auch meinen jüngeren Brüdern helfen.“
Hoffnungszeichen unterstützt PEDER seit 2007 u. a. beim Einkauf von Nahrungsmitteln für einfache warme Mahlzeiten, mit der Übernahme von Anwalts- und Sozialarbeiterkosten, in der Kampagnenarbeit sowie bei Reparaturen in den Zentren. Diese Hilfe wird durch Sie, liebe Leserinnen und Leser, ermöglicht. Wenn Sie die Kinder von Bukavu unterstützen möchten, spenden Sie bitte unter dem Stichwort „DR Kongo“. Schon mit 12 Euro sichern Sie einem Kind einen ganzen Monat eine tägliche warme Mahlzeit. Wir danken Ihnen von Herzen für jede Gabe.
* Die Namen wurden geändert.