Der Kindheit beraubt - mit 15 Jahren allein
Außer dem 15-jährigen Alen Sahakyan ist niemand sonst in der kleinen Blechhütte, als unsere Mitarbeiter Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan mit ihrem Hilfspaket zu ihm kommen. Wenn unsere Helfer bedürftige Familien in der nordarmenischen Provinz Schirak aufsuchen, treffen sie häufig auch viel jüngere Kinder allein zu Hause an. Aber bei Alen werden heute Abend keine Eltern nach Hause zurückkehren, um ihn in den Arm zu nehmen und etwas Warmes zu kochen. Alen ist Waise, seine Mutter starb vor zweieinhalb Jahren und sein Vater vergangenes Jahr. Der ältere Bruder Garik wohnt mit Alen zusammen in dem elenden, eiskalten Verschlag aus Blech und Holz, aber auch er ist im Moment nicht da, sondern liegt im Krankenhaus.
Nahrung fehlt
Viele Familien in der Region sind bitterarm, bei vielen herrschen ähnlich bestürzende Zustände wie bei den elternlosen Brüdern. Bei anderen Familien gibt es aber Eltern oder Großeltern, die sich um ihre Kinder oder Enkel sorgen. Es gibt Zusammenhalt in schweren Zeiten und die Sicherheit eines entbehrungsreichen, aber einigermaßen geregelten Alltags.
Bei Alen gibt es nichts davon, dem Jungen mangelt es an den grundlegendsten Dingen – Nahrung, Kleidung, Schulsachen – und vor allem an Zuwendung. Regelmäßig zur Schule geht er nicht – seine Schuhe seien zu kaputt für den langen Weg durch den Schnee, bekennt er. Während der Abwesenheit des Bruders wirtschaftet er allein vor sich hin und hält ihre Habseligkeiten in Ordnung. Er kann recht gut kochen, sofern es etwas zum Kochen gibt. Koch – das ist auch sein Berufswunsch, erzählt er, während er aufgeregt das Hilfspaket auspackt.
In dem einfachen Satz steckt das ganze Elend dieses Kindes, das schon wie ein Erwachsener denkt und handelt, weil ihm gar nichts anderes übrig bleibt.
Einsamkeit ganz anderer Art erlebt Izabella Aharonyan. Die 46-Jährige ist während des Gespräches mit unseren Mitarbeitern sehr aufgewühlt. Immer wieder bricht sie in Tränen aus. Im Alter von 13 Jahren hat sie das schwere Erdbeben von Spitak miterlebt und wurde unter den Trümmern des Wohnhauses ihrer Familie gefunden. Ihr Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Izabella betrauert diesen Verlust bis heute tief. Mit ihrem Sohn lebt sie in einer alten Garage, die beim Besuch von Wigen und Aljona so kalt ist, dass der Atem kondensiert. Nässe und Schimmel sitzen in den Wänden. Die Witwenrente, die sie erhält, ist so gering, dass es kaum für das tägliche Essen reicht – aber zum Leben braucht eine Familie ja auch Kleidung, eine warme Unterkunft und andere wichtige Dinge. Als unsere Mitarbeiter ihre Hilfsgüter in den Wohnraum tragen, weint Izabella wieder. Es ist eine Mischung aus Dankbarkeit, Glück, Scham und Verzweiflung.
Unsere Hilfe für die Verarmten
Unsere Hilfspakete, die wir zweimal jährlich Not leidenden Menschen in der nordarmenischen Provinz Schirak übergeben, enthalten wichtige Lebensmittel wie Nudeln, Mehl, Speiseöl, Salz und Konserven, aber auch Waschmittel und Seife. Kurz bevor der Winter einbricht und gegen Ende des Winters, wenn die Vorräte zur Neige gehen, sind diese Hilfsaktionen für die Menschen ganz besonders wichtig. Die Nahrungsmittel werden in der Region eingekauft, von Helfern vor Ort verpackt und anschließend an 150 besonders bedürftige Haushalte übergeben. Je nach Größe der Familie reichen die Lebensmittel mehrere Wochen. Alen Sahakyan freut sich – zunächst einmal darüber, dass er wieder genug zu essen hat, aber auch, dass er mal wieder etwas anderes als „nur“ Kartoffeln kochen kann.
Mit einer Gabe von 59 Euro können Sie ein großes Nahrungsmittelpaket auf den Weg nach Armenien schicken. Jede Spende unter dem Stichwort „Armenien“ schenkt den Menschen Trost und Unterstützung in ihrem schweren Alltag. Izabella, Alen und viele weitere verarmte Menschen danken Ihnen von Herzen!