Die vier Monate alte Panda sitzt auf dem Schoß ihrer Mutter. Sie ist erschreckend dünn. Doch ihr Bauch wirkt zum übrigen Körper viel zu groß. Die Rippen des Mädchens sind unter der faltigen Haut deutlich zu sehen. Es ist offensichtlich, dass dieses Kind schwer mangelernährt ist. Pausenlos und verzweifelt weinend versucht sie, an der Brust der Mutter zu trinken. Panda weicht jedem Blick aus, sie schreit und jammert. Ihr Hunger ist groß. Doch Milch kann ihre Mutter Adut Athian nicht geben – sie ist selbst so unterernährt, dass ihr Körper kaum einen Tropfen Milch hervorbringt. Die 24-Jährige ist in großer Sorge um ihr Baby.
Auf der Suche nach Hoffnung
Die kleine Panda stammt aus einer vierköpfigen Familie – Vater, Mutter und zwei Kinder. Ihr älteres Kind ließ Adut Athian zu Hause in der Obhut von Bekannten. Nun sitzt sie mir in der Klinik in Rumbek gemeinsam mit Töchterchen Panda gegenüber und erzählt offen über ihr Schicksal. Ihr Mann Marial Muorweel (30) ist Soldat der Regierungsarmee und war schon lange nicht zu Hause. Erreichen kann seine Frau ihn nicht. Ohne Bildung und ein eigenes Einkommen ist das Leben in ihrer Heimat, im Dorf Rornhom 40 km südlich von Rumbek, für die junge Mutter sehr schwer. „Mein Mann ist seit einem Jahr weg und ich kann nicht einmal seine Stimme hören, geschweige denn erfahren, ob es ihm gut geht, oder ihn bitten, etwas Geld nach Hause zu senden. Ich weiß nicht, wo er ist, ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Er ging letztes Jahr, als ich mit Panda schwanger war. Er konnte mir nur sagen, dass er in den Nordosten des Landes geschickt wird.“ Ich frage Adut, wie sie mit ihren zwei Kindern im Alltag zurechtkommt. Sie sagt: „Während der Regenzeit im letzten Jahr baute ich einige Pflanzen an. Aber die Saat gedieh nicht, weil der Regen sehr früh im Oktober aufhörte. Alles vertrocknete. Ohne Ernte und ohne Ehemann war ich auf das angewiesen, was mir freundliche Leute schenkten. Manchmal hatten wir tagelang nichts zu essen, und das ist sehr schwer, wenn man ein Kind stillt, und für das andere Kind ist es auch furchtbar. Mediziner sagten mir, dass mein Baby eine Krankheit habe, aber ich glaube, sie ist einfach nur sehr hungrig, und das ist der Grund, warum sie soviel Gewicht verloren hat. Sie war so gesund, als sie auf die Welt kam, und ich war nie krank, als ich mit ihr schwanger war.“
Der Hunger greift um sich
Während in den nördlichen Regionen der Hunger in der Bevölkerung hauptsächlich auf kriegerische Konfl ikte zurückzuführen ist, spielt hier in Rumbek und Umgebung vor allem die Witterung eine entscheidende Rolle. Die zu kurze Regenzeit im letzten Jahr hat viele Aussaaten vertrocknen lassen. Hinzu kommen ständig höhere Preise für Grundnahrungsmittel. „Wenn die Unterernährung steigt, dann treten auch andere Krankheiten, wie zum Beispiel Marasmus oder Kwashiorkor [Hungerödeme], auf “, befürchtet James Majok, Mitarbeiter der Klinik in Rumbek, die mittlerweile von der dortigen Diözese betrieben wird (wir berichteten im März zur Übergabe der medizinischen Einrichtung). „Wenn du hier abends umhergehst, dann siehst du, dass vor vielen Hütten kein Feuer brennt. Das bedeutet, die Menschen haben nichts zu essen, und das bedeutet, sie hungern“, beschreibt ein weiterer Klinik-Mitarbeiter die Lage. Und die Zeit bis zur nächsten ersehnten Ernte Ende Juli ist lang. In den Straßen sehe ich Kinder und Erwachsenen, die um Nahrung betteln; sie belagern Passanten und die wenigen Gaststätten, die es gibt. Jeden Samstag kommen zudem viele Menschen zur Kirche in Rumbek, wo sie um Essen bitten. „Langfristige Folgen von kriegerischen Konfl ikten, hohen Lebensmittelpreisen, der ökonomischen Krise im Land, schwacher landwirtschaft licher Produktion und mangelnden Einkommensmöglichkeiten tragen gemeinsam zur Verschlechterung der Lage bei und konfrontieren rund 4,9 Millionen Menschen im Land mit Nahrungsmittelknappheit“, meldet der grenzüberschreitende südsudanesische Radiosender Radio Tamazuj. 4,9 Millionen Menschen – das sind 42 Prozent der Bevölkerung. Und es wird erwartet, dass diese Zahl bis zum Sommer auf 5,5 Millionen steigt.
Panda erhält Nahrung – unsere Hilfe kommt an!
Wie erwartet wird bei der kleinen Panda eine schwere Mangelernährung diagnostiziert. Die Klinikmitarbeiter verabreichen ihr umgehend Hochenergiekekse und Spezialbrei, damit sie zu Kräft en kommt. Mindestens fünf Wochen wird Panda voraussichtlich im Ernährungsprogramm in Rumbek bleiben. Oft zeigen sich schon nach kurzer Zeit Verbesserungen. „Ich bin voller Hoffnung, dass sie gesund wird, und ich bin Gott und allen, die mir und meinem Kind helfen, so dankbar”, sagt die Mutter.
Liebe Leserinnen und Leser, regelmäßig lässt Hoffnungszeichen wichtige Hilfsgüter in die Notgebiete des Südsudans transportieren – die nächsten Lieferungen dringend benötigter Lebensmittel und Spezialnahrung sind in Vorbereitung. Dafür erhält ein Kind wie Panda spezielle Aufbaunahrung. Für 15 Euro erhält ein Kind wie Panda spezielle Aufbaunahrung. 40 € kostet die Behandlung eines mangelernährten Kindes. Mit 72 € helfen Sie einer Familie mit wichtigen Grundnahrungsmitteln. Wir sollten erst gar nicht zulassen, dass es bei Kindern zu solch gravierender Mangelernährung wie bei Panda kommt. Die Menschen – Mütter, Alte, Kranke, Kinder – sind sehr dankbar für all Ihre Gaben und Gebete.