Geringe Lebenserwartung und hohe Kindersterblichkeit
Naima Ganim (Name geändert) ist für jemenitische Verhältnisse mit ihren gut 70 Jahren eine sehr alte Frau; die durchschnittliche Lebenserwartung im Jemen beträgt gerade einmal 66 Jahre. Vor allem die Kindersterblichkeit stieg in den letzten Jahren, bedingt durch den Krieg – jedes 17. Kind im Jemen stirbt vor seinem fünften Lebensjahr. Naima ist also eher eine Ausnahmeerscheinung. Ihre farbenfrohen Kleider fallen ins Auge, aber ein Blick in ihr Gesicht offenbart das Leid, das die Frau durchmacht.
Ein Dasein am Rande der Existenz
Naima ist zusammen mit ihren Kindern und Enkeln vor über einem Jahr aus der umkämpften und vom Hunger stark betroffenen Hafenstadt Al-Hudaida geflohen. Die Familie lebt jetzt gemeinsam in einem kleinen Haus im Gouvernement Al-Bayda. Neben dem täglichen Mangel an allem Lebensnotwendigen macht Naima die Krebserkrankung einer ihrer Töchter am meisten Sorgen. Selbst wenn es medizinische Hilfe gäbe, könnte die Familie sie nicht bezahlen. Schon für die tägliche Ernährung und Versorgung ist sie auf die Güte ihrer Nachbarn angewiesen.
Doch diese nachbarschaftliche Hilfe kann nur gering sein in einem Land, in dem zwei Drittel der gut 30 Mio. Einwohner von Hunger bedroht sind. Fast jeder muss hier um sein eigenes Überleben kämpfen. „Der Hunger im Jemen wird immer dramatischer: In diesem Jahr werden schätzungsweise 2,3 Mio. Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden. Für rund 400.000 von ihnen kann die Situation lebensbedrohlich werden“, prognostiziert das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
Seit 2015 bekämpfen die vom Iran gestützten Huthi-Rebellen die international anerkannte und mit Saudi-Arabien verbündete Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Allgemein wird der Bürgerkrieg im Jemen als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran angesehen – ausgetragen auf dem Rücken der jemenitischen Bevölkerung. Der Hafen von Al-Hudaida, über den ein großer Teil aller Nahrungsmittel und Güter ins Land kommt, ist durch die saudische Allianz blockiert. Mit jedem Tag, an dem sich Regierungstruppen und Rebellen weiter bekämpfen, verschlimmert sich das Leid der Menschen.
„Ich habe das nie für möglich gehalten“
„Dieser Krieg hat alles in unserem Leben zerstört und alles in uns zerbrochen. Wir sind müde. Wir warten auf den Tod.“ Ashwaq Moharram sagt dies in einem Interview mit ZEIT Online, obwohl sie eine derjenigen ist, die das Sterben und den Tod im Jemen mit aller Kraft bekämpfen. Tagein, tagaus versorgt sie Kranke, gibt Nahrungsmittel aus, veranlasst den Bau von Latrinen oder verteilt Medizin oder Spezialnahrung für mangelernährte Kinder – sie tut unter der argwöhnischen Beobachtung der radikalen Huthi-Milizen alles, was in ihrer bescheidenen Macht als Frau und Ärztin im Jemen steht, um ihren Mitmenschen zu helfen. Selbst sie, die das Elend jeden Tag sieht, ist noch immer fassungslos von dem Ausmaß, das die Hungerkatastrophe in ihrem Land angenommen hat. „Ich werde nie vergessen, wie es war, als ich die ersten Fälle von Unterernährung gesehen habe. Das war etwa ein Jahr, nachdem der Krieg begonnen hatte. Da bin ich in die Dörfer gefahren und habe diese ausgezehrten Kinder gesehen. Ich war schockiert. Wir haben früher von der Hungersnot in Somalia gehört, aber dass das im Jemen zur Normalität werden würde: Ich habe das nie für möglich gehalten.“
Hunger bekämpfen - mit Ihrer Unterstützung
Seit September 2017 unterstützt Hoffnungszeichen gemeinsam mit dem lokalen Partner Relief and Development Peer Foundation (RDP) mit unterschiedlichen Projekten bedürftige Menschen wie Naima und ihre Familie. Derzeit stellen wir 90 Flüchtlingsfamilien – etwa 630 Personen – im Distrik Bajil (Gouvernement Al-Hudaida) Lebensmittel zur Verfügung. Mit Ihrer Spende reichen Sie den Menschen im Jemen inmitten ihres großen Leids und dieser fast aussichtslosen Kriegssituation die Hand.
So können Sie helfen:
- 25 Euro - Nahrung für zwei Personen für einen Monat
- 90 Euro - ein großes Hilfspaket für eine Familie
- 180 Euro - Unterstützung für zwei hungernde Haushalte
Danke, dass Sie den Helferinnen und Helfern vor Ort und den notleidenden Menschen wie Naima mit Ihrer Gabe und im Gebet beistehen.