An ihre erste Nacht auf der Straße kann sich die heute 17-jährige Malina Molego* noch gut erinnern. Sie kam nach einem anstrengenden Tag auf dem Markt nach Hause. Den ganzen Tag lang hatte sie versucht, Zuckerrohr zu verkaufen. Das wenige Geld, das sie so verdient hatte, wollte sie, wie gewohnt, zu Hause abgeben. Doch an diesem Abend schlug ihre alkoholkranke Mutter ihr die Tür vor der Nase zu und sagte ihr, dass sie sich hier nicht mehr blicken lassen solle. Völlig auf sich alleine gestellt, wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Denn auch Malinas Vater war schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr zu Hause, sondern verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in einer Goldmine fernab von seiner Familie. Malina war gerade einmal 14 Jahre alt, aber ihre Kindheit fand an diesem Tag ein jähes Ende. Von der Mutter verstoßen, begann ihr Leben auf der Straße.
Prostitution als einziger „Ausweg“
Sie erlebte schlimme Jahre, an die sie nicht gerne zurückdenkt. „Zwei Jahre habe ich auf der Straße gelebt, eine schreckliche Zeit. Männer schlugen und vergewaltigten mich. Weil ich anders nicht überlebt hätte, musste ich mich prostituieren. Ich war ganz alleine. Es war niemand da, der sich um mich gekümmert hat“, offenbart sie uns. Doch Malinas Geschichte änderte sich, als PEDER, die Partnerorganisation von Hoffnungszeichen, auf sie aufmerksam wurde und ihr Hilfe anbot. „Mein Leben hat sich zum Guten gewendet. Ich habe lesen und schreiben gelernt und absolviere gerade eine Ausbildung zur KFZ-Mechanikerin. Endlich hat mein Leben wieder einen Sinn“, erzählt sie glücklich.
Das Schicksal von Malina ist kein Einzelfall. In der Großstadt Bukavu nahe der Grenze zu Ruanda im Osten der DR Kongo ist Armut allgegenwärtig. Für eine unbeschwerte Kindheit bleibt so kein Raum. Über Jahrzehnte hinweg wurden Kinder im Bürgerkrieg als Soldaten rekrutiert und auch heute nach Kriegsende müssen zahlreiche Kinder völlig auf sich alleine gestellt auf der Straße überleben. Viele von ihnen fliehen vor häuslicher Gewalt und Hunger. Nicht wenige betteln um Nahrung oder werden noch minderjährig zu Straftaten und Prostitution gezwungen.
Humanitäre Krise verstärkt das Leid
Aktuell hat sich die Lage für schutzlose Straßenkinder durch die humanitäre Krise in der DR Kongo verschärft. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind 13 Mio. Menschen in dem zentralafrikanischen Land auf internationale Hilfe angewiesen. Fast fünf Mio. Kinder sind mangelernährt, mehr als zwei Mio. von ihnen schwerwiegend. Viele von ihnen kennen nur ein Leben in Gewalt und Hunger, so auch die 17-jährige Lamia Bongowa*: „Wir lebten im Dorf Kalehe in Frieden. Doch als ich sieben Jahre alt war, töteten bewaffnete Rebellen meinen Vater und plünderten unser Dorf. Meine Mutter floh mit meinen Geschwistern und mir nach Bukavu. Später heiratete sie ihren zweiten Mann und ich musste mich um meine kleinen Geschwister kümmern. Immer öfter trieb ich mich auf der Straße herum. Lesen und schreiben konnte ich nicht. Durch Glück kann ich heute eine Ausbildung als Schneiderin absolvieren.“
Im Zentrum von PEDER, einer Initiative der Erzdiözese Bukavu, finden Kinder und Jugendliche Zuflucht und Schutz. Sie lernen lesen und schreiben und haben die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren – eine echte Investition in die Zukunft. Sehr wichtig ist auch die warme Mahlzeit, welche die Kinder täglich erhalten – eine enorme Entlastung bei allen Herausforderungen.
Liebe Leserinnen und Leser, gemeinsam mit Ihnen möchten wir möglichst vielen Straßenkindern in Bukavu eine Perspektive schenken. Hierzu benötigen wir Ihre Unterstützung. Bereits für 36 Euro erhält ein Straßenkind drei Monate lang täglich eine warme Mahlzeit. Im Namen der Kinder und Jugendlichen aus Bukavu: Danke für Ihre Hilfe!
* Namen von der Redaktion geändert