Sie essen Gras und Unkraut, um überhaupt etwas zu sich nehmen zu können. Manche Familien im Südsudan sind so verzweifelt, dass sie Pflanzen essen, von denen sie krank werden. „Jeder zweite Einwohner im Südsudan“, so berichtet die Deutsche Welle aktuell, „muss sich auf eine Hungersnot gefasst machen.“ Schon 2017 hatte es eine schwere Hungerkrise gegeben – wir berichteten darüber und haben mit umfangreichen Hilfslieferungen vielen Menschen beistehen können. „Massive internationale Hilfe trug dazu bei, dass eine noch größere Not verhindert werden konnte“, fasst die Deutsche Welle zusammen. Doch die klimatisch bedingten Missernten der letzten Monate haben die Situation jetzt wieder massiv verschärft. Hinzu kommt der anhaltende kriegerische Konflikt, der die Versorgung für Helfer in vielen Landesteilen schwierig bis unmöglich macht. Nach Angaben der Vereinten Nationen (VN) sind sieben der gut zehn Millionen Südsudanesen auf Hilfe angewiesen. Rund zwei Millionen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.
Bol braucht Hilfe – und bekommt sie
Ein Beispiel für die katastrophale Situation vieler Menschen sind der einjährige Bol Maliny und seine Mutter Aguek Mamer. Nicht nur der kleine Junge ist stark mangelernährt, sondern auch die 23-jährige Frau. Die Witwe, deren Mann letztes Jahr starb, hat neben Bol zwei weitere Kinder. Ihr Körper ist schwer abgemagert – ihr Zustand zeigt deutlich, wie sehr der Hunger alle Altersgruppen trifft. Nun sind Mutter und Kind Patienten des Ernährungsprogramms der Klinik der Diözese in Rumbek. Ernährungsexperte Chol Ajuong erklärt: „Bol leidet unter Fieber, Durchfall und Gewichtsverlust. Stimmungsschwankungen und häufiges Weinen gehen bei ihm einher – ebenfalls deutliche Anzeichen für Mangelernährung. Wir konnten Bols Zustand stabilisieren und beobachten ihn weiter.“
Seine Mutter macht sich ungeachtet ihrer eigenen Unterernährung nur Sorgen um ihr Kind. Aguek hatte schon verschiedentlich versucht, Hilfe für ihren kranken Sohn zu bekommen, aber das erwies sich in ihrem kleinen Dorf, rund 120 Kilometer von Rumbek entfernt, als unmöglich. Als Witwe ohne Schulbildung hat sie es besonders schwer. Und das wenige, das Aguek anbauen konnte, ist durch die Trockenheit eingegangen. Die Verantwortung, sich und ihren Kindern etwas zu essen zu besorgen, wog jeden Tag schwerer. An medizinische Versorgung war nicht zu denken.
Hinzu kommt der schwelende Konflikt im Südsudan, der besonders Frauen immer wieder in Gefahr bringt. Immer wieder kommt es zu Vergewaltigungen und Raubüberfällen. „Unser Dorf ist in der Region Alor nördlich von hier. Als mein Sohn krank wurde, dachte ich erst, es sei Malaria. Niemand konnte mir helfen, aber dann habe ich von der Klinik in Rumbek gehört“, erzählt Aguek Mamer. Einen Transport per Auto, der sich unter Umständen organisieren lässt, konnte sie nicht bezahlen. So lief Aguek, obwohl sie selber sehr geschwächt ist, und trotz der auf der langen Strecke lauernden Gefahren, tapfer mit ihrem Sohn nach Rumbek. „Der tagelange Marsch war wirklich schwierig“, gibt sie zu. „Entlang der Strecke verstecken sich immer wieder Leute, die aus dem Hinterhalt Menschen überfallen. Für Frauen ist es besonders gefährlich, ich kenne selber zwei, die vergewaltigt wurden.“
Aguek Mamer hatte Glück und kam mit dem kleinen Bol gut in der Gesundheitsstation in Rumbek an. Sie hat die große Hoffnung, dass ihr Sohn hier genesen kann. Schon in der ersten Woche konnte die Frau deutliche Verbesserungen beobachten. „Mir ist klar, dass Bol noch lange nicht gesund ist. Aber er hat keinen Durchfall mehr. Und er trinkt wieder Milch und behält sie bei sich.”
„Stehen kurz vor einer Hungerkatastrophe“
Nicht nur auf dem Gelände der Diözesan-Klinik, sondern in ganz Rumbek ist der Hunger allgegenwärtig. Man sieht viele Familien betteln, in der Hoffnung, etwas Nahrung zu erhalten. Serge Tissot, ein Sprecher der Welternährungsorganisation der VN, schlägt Alarm: „Die Situation ist sehr unsicher, und wir stehen kurz vor einer erneuten Hungerkatastrophe. Wenn wir das ignorieren, werden wir mit einer Tragödie konfrontiert.“
Hoffnungszeichen unterstützt die Gesundheitseinrichtung in Rumbek mit Nahrungsmitteln wie Bohnen, Reis, Speiseöl, Sorghum, Zucker, Milch und Salz. Mary Ayen, eine fünffache Mutter, die als Binnenflüchtling bei einer der letzten Verteilungen Hilfe erhielt, ist sehr dankbar: „Als unser Haus zerstört wurde, sind wir rund 30 Kilometer aus unserem Dorf Pathain nach Rumbek gelaufen. Einen Tag und eine Nacht waren wir unterwegs. Wir haben eine Zeit lang nur ein paar wilde Früchte gegessen. Ich danke Hoffnungszeichen für die Lebensmittel, die ihr mir und meiner Familie gegeben habt.“
Besonders schwer mangelernährte Kinder erhalten Spezialnahrung, wie zum Beispiel Plumpy’nut – eine energiereiche Paste aus Erdnussbutter. Kinder, die etwas kräftiger sind, erhalten vitaminangereicherte, nahrhafte Suppen. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass genügend Moskitonetze und Seife für die Patienten vorhanden sind – denn Erkrankungen hätten „leichtes Spiel“ mit den ausgemergelten Körpern. In einer Zeit, in der eine erneute Hungersnot droht, ist diese Hilfe für viele Menschen überlebenswichtig. Die Nahrung, die eine Familie bei einer Verteilung von uns erhält, reicht etwa 30 Tage.
Liebe Leserin, lieber Leser, bereits mit 10 Euro erhält der kleine Bol wichtige Spezialnahrung. Eine Spende von 75 Euro garantiert einer notleidenden Familie einen Hilfssack mit Grundnahrungsmitteln, der sie einen Monat versorgt. Jede Gabe, ob groß oder klein, ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Hunger. Danke, dass Sie den Menschen im Südsudan beistehen.
So können Sie helfen:
- 10 Euro - Spezialnahrung für ein Kind wie Bol
- 30 Euro - Moskitonetz, Decken und Seife für eine Familie
- 75 Euro - Nahrungsmittel für eine hungernde Familie
- 150 Euro - Für Medikamente und Behandlungen