Auf den eigenen Beinen zu gehen – das ist für John Barabbas eine ferne, schmerzliche Erinnerung: „Es begann mit einem tauben Gefühl. Meine Beine fühlten sich schwach an, und sie wurden immer schwächer.“ Mit 16 Jahren konnte der Junge nicht mehr laufen – vermutlich infolge einer Polioinfektion. Ohne medizinische Hilfe hatte er keine Chance. Von einer Hilfsorganisation bekam John Krücken. Die nutzten ihm aber nur kurz, denn bald verlor er die letzte Kontrolle über seine Beine. „Schließlich konnte ich nur noch kriechen“, erzählt der gelähmte junge Mann. Zu dieser Zeit sollte er eigentlich die Schule besuchen, durch seine Behinderung war er dazu jedoch kaum in der Lage.
Alleine und ohne Unterstützung
John lebt in Achol-theen, einem westlichen Vorort der Stadt Rumbek. Dort hauste er seit seiner Lähmung zusammen mit seiner alten, kranken Großmutter und einem alkoholabhängigen Onkel. Essen bekam John nur in der Kirche, zu der er sich irgendwie schleppen musste. „Ob ich etwas zu essen hatte, war für mich immer unsicher, seit ich nicht mehr gehen kann“, berichtet der 20-Jährige. Eine Körperbehinderung gilt im Südsudan als Schande. Behinderte Kinder werden von den Familien oft versteckt und erhalten zumeist keinerlei Hilfe. 2019 kam für John endlich eine Wende: John Maluk von der Diözese Rumbek fand den gelähmten Jungen: „Er kroch hier über unser Gelände.” Die Begegnung mit dem Mitarbeiter der Diözese, der für das Hoffnungszeichen-Projekt „Bildung schenkt Zukunft“ arbeitet, war ein Glücksfall für den behinderten Jungen. Es war die Chance seines Lebens.
Bildung schenkt Zukunft
Mit einer Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat Hoffnungszeichen gemeinsam mit der Diözese Rumbek dieses umfassende Bildungsprojekt ins Leben gerufen. Damit sich junge Menschen im Südsudan ein besseres Leben erarbeiten können, brauchen sie Bildung. Das auf drei Jahre angelegte Projekt schafft dafür die notwendigen Voraussetzungen. Es umfasst den Bau und die Renovierung von Unterrichtsräumen und Latrinen an zwölf Schulen, die Weiterbildung von Lehrern, psychosoziales Training für traumatisierte Kinder, Förderung von Mädchen und berufliche Ausbildungsmöglichkeiten.
Zudem bietet das Projekt eine individuelle Förderung für körperbehinderte, junge Menschen wie John. Er ist einer von 50 Jugendlichen mit Beeinträchtigung, denen ein Schulbesuch ermöglicht wird. Damit das gelingt, wurde Lehrkräften das wichtigste Grundwissen zum schulischen Umgang mit diesen Kindern vermittelt.
„Wir möchten John Barabbas die Chance geben, zu lernen und einen Abschluss zu machen. Nach der Schule könnte er vielleicht sogar ein berufliches Training absolvieren – auch diese Möglichkeit ist im Rahmen des Projektes für körperbehinderte Jugendliche vorgesehen“, erklärt John Maluk von der Diözese Rumbek. „Nachdem er jahrelang durch den Staub kriechen musste und kaum etwas zu essen hatte, geben wir ihm eine Perspektive.“ Dafür wird das Schulgeld für John bezahlt, sodass er die 6. Klasse der Comboni-Grundschule in Rumbek besuchen kann. Sie ist eine der Projektschulen, an der die Schulräume bereits instand gesetzt wurden (wir berichteten im Februar).
John erhält auch die nötige Schuluniform und vor allem ein dreirädriges Handbike, mit dem er zu seiner Schule gelangen kann. Nur so kann er den Schulweg bewältigen. Der Junge ist überglücklich: „Ich hatte schon alle Hoffnung verloren, doch jetzt glaube ich wieder an eine Zukunft für mich.“ Ungeduldig wartet er nun darauf, dass seine Schule endlich wieder den Betrieb aufnimmt, denn auch im Südsudan wurden die Schulen wegen der Corona-Pandemie vorübergehend geschlossen.
So können Sie helfen
Es gibt viele junge Menschen wie John im Südsudan, und keiner soll verloren gehen! Jede Spende unter dem Stichwort „Südsudan“ trägt dazu bei. 23 Euro kostet die Schulgebühr pro Jahr für ein Kind wie John. Mit 150 Euro ermöglichen Sie die Fortbildung eines Lehrers zum Umgang mit körperbehinderten Jugendlichen. Bitte unterstützen Sie diese Initiative. Ob kleine oder große Gabe – herzlichen Dank für Ihre Spende!