Brennmaterial fehlt
In dem kleinen, schadhaften Haus riecht es nach verbranntem Gummi und aus dem Küchenofen steigt beißender Qualm. Oma Jennya Manukyan hat als Brennmaterial einen alten Reifen zerkleinert. Die 71-Jährige weiß, dass der Qualm nicht gesund ist. Aber sie selbst kann kein Holz sammeln, ihre beiden Enkel sind tagsüber in der Schule, und ihre Tochter versucht jeden Tag, mit Gelegenheitsarbeiten Geld zu verdienen und kehrt erst spät heim. Und lieber nimmt Jennya den Gestank in Kauf als die bittere Kälte, die ab Ende Oktober gnadenlos in die kleine Hütte zieht. Außerdem hat sie sich heute von der Nachbarin etwas Nudeln und Mehl erbeten, um ihren Enkelkindern auf der giftig riechenden Flamme eine Mahlzeit kochen zu können. In diesen traurigen Alltag hinein kommen unsere Mitarbeiter Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan.
Von der Katastrophe nie erholt
Jennya und ihre Tochter sind beide verwitwet und das Leben ist schwer für die beiden Frauen. Jennyas Mann starb bei dem Erdbeben 1988, das den Lebensalltag vieler Armenier in der Provinz Schirak auch nach über 30 Jahren noch prägt, da viele Schäden nie beseitigt wurden und die Infrastruktur dauerhaften Schaden erlitten hat. Menschen stürzten über Nacht ins Elend und konnten ihm nicht mehr entkommen.
Die Fabriken, die Schulen, Geschäfte oder Büros, in denen sie gearbeitet hatten, gab es nicht mehr; die Häuser, die sie bewohnt hatten, waren in sich zusammengefallen. Ein Wiederaufbau hat auch durch die politischen Veränderungen in den 1990er-Jahren vielerorts nicht stattgefunden. So leben noch immer viele Familien in sogenannten „Notunterkünften“. Manche in provisorischen Blechcontainern, die nur für einen kurzen Gebrauch gedacht waren; andere in halb verfallenen Häusern, für deren Wiederaufbau den Bewohnern Geld und Material fehlen – und mittlerweile auch oft die Hoffnung. Einige aus der Generation der heute 30-Jährigen haben nur diese Lebensverhältnisse kennengelernt und können sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern einst ein Haus besaßen, in den Urlaub fuhren und Universitätsdozentin oder Abteilungsleiter eines Betriebes waren.
Diese Realität ist für viele Menschen im Norden Armeniens verschwunden und die Situation wird eher schlimmer. „Unser Land steht aufgrund der Nachkriegssituation und der politischen Instabilität vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Strom, Kraftstoff und das Heizen werden immer teurer, und so kommt es auch zur Erhöhung der Preise für Lebensmittel, Medikamente und Dienstleistungen“, erklärt Wigen Aghanikjan.
Auch Einkommen fehlt
Die 34-jährige Liana Grigoryan ist ebenso verzweifelt. Die Behausung der sechsköpfigen Familie besteht zu einem großen Teil aus Planen, Decken, Pappe, Asbestplatten und verrostetem Wellblech. „Als wir die Familie besuchten, war mein erster Gedanke: Ein Windstoß, und das fällt alles in sich zusammen“, berichtet unser langjähriger Helfer Wigen erschüttert. Innen gibt es nur einen einzigen Raum, und der kleine Ofen wird mit Pappe und Ästen beheizt, die die Kinder sammeln. Der Vater der Familie liegt zum Zeitpunkt des Besuchs wegen eines Magengeschwürs im Krankenhaus. Normalerweise arbeiten beide Eltern als Tagelöhner, doch durch die aktuelle Erkrankung des Vaters ist das auch sonst karge Einkommen der Familie noch mehr geschrumpft. Unsere Hilfe kommt hier zum richtigen Zeitpunkt.
Nahrungspakete in der schwersten Zeit
Jedes Jahr, kurz bevor der Winter einbricht, aber auch im Mittwinter, wenn die Vorräte zur Neige gehen, übergeben wir Not leidenden Menschen in der nordarmenischen Provinz Schirak Nahrungsmittelpakete. Wichtige Lebensmittel wie Speiseöl, Mehl, Salz, Nudeln und Fleischkonserven, aber auch Desinfektionsmittel und Seife sind darin enthalten. Die Nahrungsmittel werden in der Region eingekauft, von Helfern vor Ort verpackt und anschließend an 150 besonders bedürftige Haushalte übergeben. Je nach Größe der Familie reichen die Lebensmittel mehrere Wochen.
Mit einer Gabe von 59 Euro können Sie ein großes Nahrungsmittelpaket auf den Weg schicken. Jede Spende unter dem Stichwort „Armenien“ schenkt den Menschen Trost und Unterstützung in ihrem schweren Alltag. Jennya, Liana und ihre Familien danken Ihnen von Herzen!