Essen in der Schule
Während sie mit mir spricht, schweifen die Augen der siebenjährigen Zereda Boboya unruhig ab – es ist Frühstückszeit, und ich halte sie mit meinen Fragen auf. Zereda ist nicht unhöflich, aber sie hat großen Hunger und will jetzt zu ihrem Frühstücksteller. Zu Hause gab es noch keine Mahlzeit, und es ist gut möglich, dass es auch heute Abend nichts oder nur sehr wenig geben wird. Das Mädchen ist Schülerin der ersten Klasse und lebt mit ihrer Familie in Hai Kabash, etwa 15 Minuten Fußweg von ihrer Schule am Stadtrand von Yambio entfernt. Nachdem ich noch ein Foto von ihr machen durfte, ist die Kleine weg wie der Wind – hin zu ihren Freundinnen, die auf dem Sand vor den Schulgebäuden schon mit ihren Tellern hocken und auf sie warten.
Mary Constantino ist Projektbeauftragte in der katholischen Diözese Tombura-Yambio, die unter anderem die Schule betreibt, die Zereda besucht. „Die Schulspeisung, die wir den Kindern geben, besteht aus Milchtee als Frühstück, nachmittags gibt es Posho [ein Getreidebrei aus Maismehl], dazu Bohnen oder Linsen“, erklärt sie. „Das sind für viele oft die einzigen Mahlzeiten am Tag.“ Auch der zehnjährige George Kumboy ist froh, dass er in der Schule zweimal täglich Essen bekommt. „Das hilft mir, mich im Unterricht zu konzentrieren, und außerdem“, er lacht ein bisschen, „kann ich dann in den Pausen gut spielen.“
Größte Flüchtlingskrise Afrikas
Der südwestliche Bundesstaat Western Equatoria ist eines der vielen Konflikt- und Krisengebiete des Landes. „Im Südsudan […] gibt es nach Angaben des UN Nothilfebüros mehr als zwei Mio. Binnenvertriebene. Weitere 2,3 Mio. Menschen sind in die Nachbarländer geflohen. Gleichzeitig hat der Südsudan rund 300.000 Flüchtlinge überwiegend aus dem Sudan aufgenommen. Die Vereinten Nationen zählen die Flüchtlingskrise zur größten in Afrika“, berichtete die Deutsche Presseagentur im Februar.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Ende Mai gab es ein landesweites Dialogtreffen zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Bevölkerung, des Militärs, der
Kirchen und einheimischer Organisationen, das dazu beitragen sollte, die Beziehungen zwischen Armee und Zivilbevölkerung im Südsudan zu verbessern und die Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Heimat zu erleichtern, wie Vatican News berichtet. Große Hoffnungen ruhen auf diesen Gesprächen. Der akute Mangel an Nahrung in vielen Regionen ist für zahlreiche Menschen aber weit näher an ihrer Lebensrealität als Friedensgespräche. Im Südsudan herrscht aktuell die höchste Ernährungsunsicherheit seit über zehn Jahren. „Weit über sieben Mio. Menschen haben nicht genug zu essen, um dauerhaft überleben zu können, und brauchen dringend mehr humanitäre Hilfslieferungen. Verheerende Überschwemmungen in den letzten drei Jahren, Konflikte und Vertreibung so wie die hohen Lebensmittelpreise ver schlimmern die Situation“, fasst UNICEF zusammen und schätzt, dass derzeit 1,4 Mio. Kinder im Südsudan akut mangelernährt sind.
Hilfe für vier Schulen
In den Schulen und Vorschulen der Diözese erhalten die Kinder mit Unterstützung von Hoffnungszeichen täglich warme Mahlzeiten. Die Schulspeisungen sind ein ganz wesentlicher Anreiz für viele Familien, ihre Kinder in die Bildungseinrichtungen zu schicken. Aufgrund von Hunger, Armut und Vertreibung ist die Schulabbrecherquote nach Angaben der Diözese zuletzt auf etwa 45 Prozent gestiegen. Im gesamten Südsudan gehen laut UNICEF drei von fünf Kindern nicht zur Schule oder brechen diese vor einem Abschluss ab. Diesen dramatischen Wert will man in den Regionen Tombura und Yambio gerne verringern.
Unsere Unterstützung des Schulspeisungsprojekts der Diözese begann im letzten Jahr, zunächst zugunsten von zwei Schulen, und wird nun auf vier Einrichtungen ausgeweitet: St. Gabriel Vorschule, St. Paul Vor- und Grundschule, Abangite Vorschule. Rund 2.200
Kinder zwischen drei und 16 Jahren erhalten so täglich Nahrung. Lassen Sie uns gemeinsam Kindern wir Zereda und George Hoffnung und konkrete Hilfe schenken. Jede Spende hilft dabei. Dankeschön!
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