Nein, im Bett liegend will sie nicht fotografiert werden. Die 83-jährige Vasilina Virabyan kann sich kaum erheben, aber mit Hilfe unserer Mitarbeiter Aljona Zetunyan und Wigen Aghanikyan schafft es die gebrechliche Frau dann doch. Unter vielen Mühen setzt sich die herz- und nierenkranke Rentnerin auf einen Stuhl und kämmt sich das schüttere Haar. Dann faltet sie die mageren Hände im Schoß und ist bereit: Jetzt dürfen unsere Mitarbeiter ein Foto von ihr machen.
Die Familie verloren
Vasilina Virabyan ist eine von vielen Hilfeempfängern, die unsere Mitarbeiter bei einer der regelmäßigen Hilfsgüterübergaben in Bergkarabach zu Hause aufsuchen. Sie stammt ursprünglich aus Aserbaidschan und ist 1990 mit ihrer Familie aufgrund der damaligen Pogrome gegen Armenier nach Bergkarabach geflohen. Der anschließende Krieg raubte ihr Mann und Schwiegersohn, die Tochter starb 1996 an Tuberkulose. Frau Virabyan blieb ganz allein zurück und lebt unter bitterarmen Umständen. Rund 85 Euro im Monat stehen ihr zur Verfügung – davon lassen sich weder Nahrung noch Medikamente bezahlen, von Strom- und Wasserkosten ganz zu schweigen. Nachbarn helfen der schwerkranken Seniorin manchmal und bringen ihr Lebensmittel und Kleidung. Voller Dankbarkeit für die Pakete, die ihr Wigen und Aljona überreichen, lässt sie den deutschen Spendern ihre Segenswünsche ausrichten.
Auch die 29-jährige Marine Ghasaryan hat nur ein geringes Einkommen zur Verfügung. Ihr Mann ist vor einem Jahr auf Arbeitssuche nach Russland gegangen, bisher hat sie keine Nachricht von ihm. Sie selbst kann nicht arbeiten, weil sie ihr Kleinkind Flora und ihren behinderten achtjährigen Sohn Andranik versorgt. Andranik kann weder allein gehen noch stehen und nur schwer sprechen und hören. Einzig Oma Gohar kann die Familie unterstützen – sie bekommt fürs Kehren der Straßen etwas Geld. Die Familie lebt in einem feuchten Haus ohne Strom und mit kaputten Fenstern. Auch sie hat nicht genügend Geld für Nahrung und Medikamente, deshalb freut sich Marine sehr über unsere Nahrungsmittelpakete. Immerhin kann sie damit ihren beiden Kindern einige Wochen lang ordentliche Mahlzeiten kochen.
Auch bei unserer anstehenden Frühjahrsverteilung im April werden wieder Grundnahrungsmittel wie Mehl, Salz, Speiseöl und Reis, aber auch Fleischkonserven, Kondensmilch und Seife in den Paketen sein. Ein Hilfspaket kostet rund 66 Euro. Jede Ihrer Spenden, liebe Leserinnen und Leser, kommt Familien und Rentnern in Bergkarabach zugute, die in bitterster Not leben. Danke, dass Sie Vasilina, Marine, Andranik und vielen anderen beistehen!