Schulabbruch, um die Familie durch Betteln zu versorgen
Traurig und nachdenklich erinnert sich Naomi Anastasie an die Zeit zurück, als sie auf der Straße lebte und betteln musste. „Täglich habe ich in den Straßen Bukavus Menschen nach etwas zu essen für mich, meine Geschwister und meine Mutter angefleht“, erzählt die 14-Jährige betroffen. Der Tod ihres geliebten Vaters, der bei gewalttätigen Zusammenstößen von Milizionären umkam, ließ die ganze Familie damals aus den Fugen geraten.
Plötzlich war ihre Mutter ganz allein verantwortlich für sie und ihre acht Geschwister. Die Familie zog in einen Außenbezirk von Bukavu, denn hier gab es Jobmöglichkeiten für die Mutter. Doch die Last, für ihre Kinder zu sorgen, wurde zu groß: „Meine Mama wurde krank und konnte nicht mehr arbeiten. Uns fehlte es an Geld für Essen“, schildert Naomi die damalige Situation.
Das Mädchen ist das zweitälteste Kind der Familie und trug fortan Verantwortung für ihre Geschwister und ihre Mutter; sie brach die Schule ab, und die Not trieb sie schließlich auf die Straße: „Um an etwas Essbares zu kommen, musste ich betteln; oder ich konnte Wasser gegen Maniok eintauschen. Doch das alles reichte nicht. Wir hatten Hunger und waren unterernährt. Außerdem wurde ich krank. Es war die Gnade Gottes, dass mich ein Mitarbeiter von PEDER auf der Straße fand und mich mitnahm in eines der Zentren. So wendete sich alles zum Guten.“
Die Straße als letzter Ausweg für tausende Kinder
Bukavu ist die Hauptstadt der Provinz Sud-Kivu und liegt ganz im Osten der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Ruanda. Rund 1,2 Mio. Menschen wohnen hier. Tausende Kinder führen tagtäglich einen Überlebenskampf auf der Straße – unsere lokale Partnerorganisation PEDER schätzt ihre Anzahl auf 5.000. Zum einen sind es Waisenkinder und auch Kinder, die den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben. Zum anderen sind es Kinder, die sich auf der Straße herumtreiben und arbeiten, um sich und teils ihre Eltern und Geschwister zu ernähren – so wie es bei Naomi der Fall war.
„Straßenkinder gehören in der DR Kongo zu den verletzlichsten Bevölkerungsgruppen. Sie arbeiten teils in gesundheitsgefährdenden Berufen. Prostitution, Schwangerschaften bei Minderjährigen und HIV-Infektionen sind häufig“, erklärt Raphaela Betz, Länderreferentin bei Hoffnungszeichen. „Ohne familiären Rückhalt und ohne schulische oder berufliche Ausbildung fehlt den Kindern jegliche Perspektive. Mit jedem Tag auf der Straße wird die Rückkehr ins gesellschaftliche Leben schwieriger.“
Chance auf ein neues Leben
Seit 2007 setzt sich Hoffnungszeichen gemeinsam mit PEDER, einer Initiative der Erzdiözese Bukavu, für Straßenkinder ein. In den vier von unserem Partner betriebenen Jugendzentren erhalten bereits über 600 Mädchen und Jungen Zuflucht und Bildungsmöglichkeiten; zudem werden sie bei der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen durch Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch betreut. Einige der Kinder, die von der Straße kommen, sind zudem stark unterernährt. Hoffnungszeichen unterstützt die Mädchen und Jungen täglich mit einer nahrhaften warmen Mahlzeit. In einem der Zentren ist auch Naomi – freudig erzählt sie: „Hier kann ich lernen und bekomme zu essen. Ich weiß auch schon, wie man Körbe flechtet und Kuchen backt. Zum Jahresende möchte ich Nähen lernen.“
Die Einrichtungen unseres Partners sind eine wichtige Anlaufstelle für die Straßenkinder. Mit der Renovierung und dem Ausbau von drei der vier bestehenden Jugend- und Bildungszentren möchte Hoffnungszeichen noch mehr benachteiligten Kindern Beistand ermöglichen. Die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange; erste Bereiche wie Klassenzimmer sind erneuert.
Mit unseren Vorhaben fördern wir die schulische Bildung und psychosoziale Betreuung von benachteiligten Kindern und ermöglichen damit die soziale Reintegration der Mädchen und Jungen. Zudem werden Familien in ihrer Einkommenssicherung unterstützt, und Jugendliche erhalten eine berufliche Ausbildung. Ein Teil der finanziellen Aufwendungen werden durch Cents for help e.V. sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung getragen.
Die Straßenkinder Bukavus brauchen auch Ihre Unterstützung. Gemeinsam können wir die Lebensumstände von Mädchen und Jungen nachhaltig verbessern und ihnen eine Perspektive schenken. Jede Spende ist ein Segen für die Kinder und Jugendlichen. Danke von Herzen!
So können Sie helfen:
- 40 Euro - Drei Monate lang Mittagessen für ein Kind
- 100 Euro - Für Schulbildung und Sozialarbeit
- 250 Euro - Wichtiger Beitrag zum Ausbau der Zentren