"Während Spitzenfußballer enorme Summen an Geld einstriechen, beträgt der Mindestlohn für einen Gastarbeitenden in Katar nur 247 Euro. Dabei ist die Arbeitssicherheit für viele Arbeiterinnen und Arbeiter katastrophal", erklärt Menschenrechtsexperte Klaus Stieglitz. „Einen Profi-WM-Fußballer in Katar könnte man dagegen als Arbeitsmigranten erster Klasse betrachten. Seine Arbeitsbedingungen sind unvergleichlich viel besser. Die Ungleichheit dieser Arbeitsbedingungen stellt auch eine tiefe Ungerechtigkeit dar“, so der Menschenrechtsvorstand von Hoffnungszeichen | Sign of Hope e.V., der Organisation für Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Mit dem Anpfiff zur Fußballweltmeisterschaft am 20. November wird noch stärker als bereits in den letzten Monaten die Missachtung der Menschenrechte im Golfstaat in den Mittelpunkt rücken. „Es ist ein Anpfiff zu einer Ungerechtigkeits-WM“, betont Stieglitz, „sie wird ein grelles Schlaglicht auf die globale soziale Ungleichheit werfen.“
Menschenrechtsorganisationen wie Hoffnungszeichen sind sich einig, dass Katar die Perspektivlosigkeit der Arbeitsmigranten in ihren Herkunftsländern für eine systematische Ausbeutung nutzt. Bei einer dort üblichen Sechstagewoche und einer Arbeitszeit von 48 Stunden beträgt der Stundenlohn rund 1,20 Euro. Ein Großteil der 2,4 Millionen ArbeitsmigrantInnen in Katar kommt aus Nepal, Indien und aus afrikanischen Ländern wie Kenia oder Uganda. Dort ist Armut und Arbeitslosigkeit weit verbreitet. Das treibt die Menschen nach Katar, wo sie unter schlimmsten Arbeitsbedingungen schuften. „Es treffen hier Welten aufeinander“, betont Klaus Stieglitz. „Wir wollen das sichtbar machen. Die Regierung von Katar muss gewährleisten, dass alle Arbeitsmigranten unter angemessenen Bedingungen leben können, in Freiheit und Würde und unter Wahrung ihrer Menschenrechte“, fordert Klaus Stieglitz. „Vielleicht kann die Fußball-WM dazu beitragen, dass es dazu wirklich kommt.“
"Anpfiff zur Ungerechtigkeits-WM" (Pressemeldung vom 18.11.2022)