„Das Streben nach immer mehr Wohlstand und die starke Konsumorientierung im globalen Norden sind der Antrieb für die Ausbeutung von Millionen von Menschen im globalen Süden“, so Klaus Stieglitz, Menschenrechtsvorstand von Hoffnungszeichen, der Organisation für Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Während in wohlhabenden Industrieländern immer mehr Smartphones in immer kürzeren Zeiten nachgefragt werden, verletzen oftmals die Herstellungsbedingungen des Geräts die Menschenwürde Tausender anderer. Während Konsumenten Treibstoff gerne günstiger tanken würden, wird infolge unsachgemäßer Erdölförderung die Lebensgrundlage Hunderttausender im globalen Süden zerstört.
„Am Welttag der sozialen Gerechtigkeit wollen wir an die Menschen im globalen Süden denken: Sie stehen am Anfang der Lieferketten für unsere Konsumgüter. Diese Lieferketten sind oftmals Lieferketten des Leids. Die Rechte vieler Menschen im globalen Süden werden im weltweiten Wettbewerb um die günstigsten Herstellungsbedingungen verletzt oder missachtet. Damit wächst die Kluft der sozialen Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Südens stetig”, betont Klaus Stieglitz. „Besonders deutlich wird das in rohstoffreichen Ländern wie dem Südsudan, wo jahrzehntelang Kriege und Bürgerkriege den Alltag der Menschen prägen.”
Im Südsudan hängt der Staatshaushalt zu 98 Prozent von den Einnahmen aus Erdölexporten ab. Dabei besitzt die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur 4,6 Prozent des Vermögens, das reichste Zehntel dagegen rund 63 Prozent. „Das Erdöl aus dem Südsudan gelangt als Grundlage für Treibstoffe und Schmiermittel auch an die Tankstellen der Industrieländer. Dabei verschmutzt die unsachgemäße Förderung und Weiterverarbeitung des Rohöls im Südsudan schon seit Jahren die Umwelt dort massiv und führt zur Vergiftung des Grundwassers. Rund 600.000 Menschen sind die Leidtragenden”, unterstreicht Klaus Stieglitz. Nach langjährigen Konflikten um die Kontrolle der Ölfelder herrscht im ganzen Land ein extremes Maß an akuter Ernährungsunsicherheit: Etwa die Hälfte der Bevölkerung – fast 7,2 Millionen Menschen – sind betroffen. Auch aufgrund der stark verbreiteten Korruption sind die öffentlichen Ausgaben für das Bildungssystem so niedrig wie in kaum einem anderen Staat der Welt. 74 Prozent der Südsudanesen sind Analphabeten.
„Wer schutzlos und in ständiger Angst um sein Leben bangen muss, kann sich nicht in Würde erheben und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wo soziale Ungerechtigkeit herrscht, ist Menschenwürde in Gefahr”, so Klaus Stieglitz. „Hoffnungszeichen setzt sich für soziale Gerechtigkeit und ein Leben in Würde für die Unterdrückten und Ausgebeuteten im globalen Süden ein.”
Soziale Ungerechtigkeit berührt Menschenwürde (Pressemitteilung vom 18.02.22)