Malual Ajuon (Name geändert) schaut mit starrem Blick durch die grünen Gitterstäbe seiner kargen Gefängniszelle nach draußen. Der 60-Jährige befindet sich an einem Ort, an dem Menschen, die einen Mord, einen Diebstahl oder eine andere schwere Straftat verübt haben, verwahrt werden. Doch der Mann hat kein Verbrechen begangen – er sitzt in einer Gefängniszelle, weil er psychisch krank ist.
Malual redet kaum, hat einen leeren Blick und wirkt in sich gekehrt. Jacob Maker, Gefängniswärter und zugleich medizinischer Mitarbeiter der Einrichtung, erklärt den Zustand des Mannes. „Malual leidet unter einem schweren Trauma. Er wird schnell wütend und aggressiv. Einige seiner Verwandten berichteten mir, dass er in seinem Dorf ständig Menschen ohne triftigen Grund angegriffen hat.“ Aus Überforderung und Verzweiflung über die Lage des 60-Jährigen brachten ihn Angehörige vor drei Monaten schließlich in das Gefängnis nach Rumbek, in der Hoffnung, dort Hilfe für ihn zu erhalten.
Schweres Trauma durch lokale Konflikte
Malual kommt aus dem Dorf Among-piny, in dem er mit seiner zehnköpfigen Familie früher friedlich lebte. Er war stolzer Besitzer vieler Kühe. Seine Familie bestritt ihr Einkommen mit der Viehhaltung und dem Anbau von Gemüse. Doch Konflikte erschwerten sein Leben und das seiner Angehörigen mehr und mehr. Rachemorde und Viehdiebstähle in der Region sorgen für große Unsicherheit in der Bevölkerung.
Vor einem Jahr traf es auch Malual und seine Familie. Bei einem Angriff verlor der Mann einige seiner Verwandten sowie seine Kühe. Er konnte den bewaffneten Angreifern gerade so entkommen, indem er in den Busch floh und sich dort versteckt hielt. „Malual hat sich von diesem Überfall und der erfahrenen Gewalt nie erholt. Er fühlte sich unsicher, redete von diesem Zeitpunkt an mit keiner Menschenseele mehr. Ohne Grund griff er Menschen an und beschimpfte sie. Für uns war es sehr schwer, ihn unter Kontrolle zu halten“, erzählt ein Verwandter betroffen. Seit dem Tag des Angriffs und seiner Flucht sei Malual ein anderer Mensch, gezeichnet von den schrecklichen und verstörenden Erlebnissen.
Beistand für psychisch Kranke
Im Südsudan gibt es nach unserer Kenntnis keine speziellen medizinischen Einrichtungen zur Behandlung psychisch Kranker. Aus dieser Not heraus werden viele Betroffene in Gefängnissen weggesperrt, in denen sie oft isoliert und sich selbst überlassen unter fürchterlichsten Bedingungen dahinsiechen. Dabei haben die meisten der Erkrankten Gewalt, den Verlust von Hab und Gut sowie Familienmitgliedern erlebt und müssten umfassend behandelt werden, um ihre Traumata zu verarbeiten.
Hoffnungszeichen ist es eine Herzensangelegenheit, Betroffenen in dieser schweren, menschenunwürdigen Situation bestmöglich beizustehen. Seit Jahren unterstützen wir das Gefängnis in Rumbek bei der Versorgung und Betreuung der Betroffenen sowie weiterer Insassen mit Nahrungsmitteln, Kleidung und wichtigen Medikamenten. Insgesamt 60 psychisch Kranke erhalten derzeit direkte Hilfe. Das Gefängnispersonal und die wenigen medizinischen Mitarbeiter werden sensibilisiert und erhalten Fortbildungen im Umgang mit den Erkrankten. „Dank der Unterstützung von Hoffnungszeichen mit Hilfsgütern sind wir in der Lage, psychisch Kranke mit dem Allernötigsten zu versorgen. Durch die Schulungen haben meine Kollegen und ich grundlegende Kenntnisse in der Behandlung dieser Menschen erhalten. Wir sind glücklich über jeden, den wir entlassen und in gutem Zustand zu seinen Verwandten zurückschicken können“, betont Jacob Maker.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Ihrer Spende unterstützen Sie psychisch kranke und weggesperrte Menschen wie Malual Ajuong bei ihrer Genesung und schenken ihnen ein Mindestmaß an Menschenwürde sowie die Chance, wieder zu ihren Familien zurückzukehren. Wir danken Ihnen für jede Gabe, die Sie erübrigen können!
So können Sie helfen:
- 25 € - Nahrung für einen Kranken für Wochen
- 50 € - Anschaffung von Bettwäsche und Kleidung
- 100 € - Medikamente eines Patienten für ein Jahr
Vielen Dank!