Ihre Lehrbücher hat Maro Babajan nicht mehr. Auch nicht die vielen sorgfältig geführten Ordner, die sie damals als Dozentin für Physik an der Universität von Baku hatte. Diese Zeugnisse ihres Berufslebens sind nicht mehr da. Nichts ist mehr da, seit Maro mit ihrem Mann Benik vor Jahren aus der aserbaidschanischen Hauptstadt nach Bergkarabach fliehen musste. Als Armenier wurden sie in Aserbaidschan verfolgt, mussten um ihr Leben fürchten und verließen in einer Nacht ihr Haus und alles, was sie besaßen.
Nichts ist geblieben
Maro ist 66 Jahre alt und blickt auf zwei Leben zurück. Das eine mit einem Beruf und einem guten Auskommen, mit einer glücklichen Familie. Dieses Leben gibt es nicht mehr. Und das andere, das sie jetzt führt: Ein Leben in bitterer Armut, in einem baufälligen Häuschen, in eiskalten Zimmern ohne Möbel, ohne ausreichend Nahrung und ohne wirkliche Perspektive.
Maros Mann Benik, der früher in Baku Ingenieur war, liegt meist im Bett, seit er vor einem Jahr einen Schlaganfall erlitt. Er steht auch heute beim Besuch unserer Mitarbeiter Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan nicht auf. Vielleicht hat er resigniert vor dem Unglück, das immer noch unbegreiflich scheint. Doch ein wenig Hoffnung, ein kleines bisschen, bleibt immer.
Umgerechnet 140 Euro Rente bezieht das Ehepaar monatlich – nicht einmal alle Medikamente, die Benik bräuchte, sind davon zu bezahlen. Und doch gibt Maro nicht auf und pflegt ihren Mann liebevoll. Sie organisiert Nahrung und all die anderen täglich benötigten Dinge auf beschwerlichen Wegen. Es muss ja irgendwie weitergehen, sagt sie sich.
Unseren Mitarbeitern gegenüber gibt sie zu, dass es ihr schwerfalle, dieses bitterarme Leben zu verkraften. Umso mehr ist ihr die Hilfe, die Aljona und Wigen heute dabeihaben, eine große Freude. In dem Paket, das sie am Bett ihres Mannes auspackt, sind viele Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Speiseöl, Mehl und Salz, dazu Fleisch- und Fischkonserven. Aber auch Seife und Waschpulver, Tee, Kaffee sowie etwas Schokolade. Ein bisschen davon schiebt sie ihrem Mann in den Mund, bevor sie sich selbst eins gönnt. Ein Stück Schokolade – vielleicht ist das auch ein Stück Hoffnung.
Zweimal im Jahr sind unsere Mitarbeiter in der Region Bergkarabach unterwegs und überbringen Hilfsgüter an 340 bedürftige Familien, alleinstehende Senioren und Waisen. In den nächsten Tagen möchten sie sich, in Ihrem Auftrag, liebe Leserinnen und Leser, wieder auf den Weg machen. Ein Paket kostet umgerechnet 65 Euro. Mit Ihrer Gabe schenken Sie Familie Babajan und anderen ein großes Stück Hoffnung und Hilfe. Danke dafür!