Maker Chol (35) sticht deutlich von den übrigen Insassen hervor. Nicht seiner Kleidung wegen, sondern wegen seiner Narben an Armen, Beinen und im Gesicht. Diese Male werden ihn auf ewig an das traumatische Erlebnis erinnern, als sein Haus in Flammen aufging und er bei dem Versuch, seine Habe zu retten und die Familie zu schützen, beinahe sein Leben verlor.
Ein Hilfebedürftiger weggesperrt
Als ich mich bei meinem ersten Besuch im Gefängnis in Rumbek neben ihn setze, macht er einen ruhigen und harmlosen Eindruck. Doch ich wurde vom Gefängnispersonal gewarnt, dass sein Zustand instabil sei und er plötzlich zu Gewalt neigen könne oder manchmal ausfallend werde. Als er in mir den Sohn eines Freundes erkennt, fasst er Vertrauen und erzählt mir seine Geschichte. Schon früher hatte er an Epilepsie gelitten, doch seit dem Brand seines Hauses verschlimmerte sich sein Leiden drastisch. Zuvor war er Soldat gewesen und hatte zusätzlich durch die Arbeit auf seinem eigenen Feld für seine Frau und vier Kinder gut sorgen können. Zum Glück überlebten alle das Feuer, doch der gesamte Nahrungsmittelvorrat sowie Kleidung und weitere Habseligkeiten wurden von den Flammen vernichtet. Seitdem stellt er eine Gefahr für sich und seine Familie dar. Nicht nur wegen seiner traumatischen Erinnerungen, die ihn aggressiv und ruhelos werden ließen, sondern auch durch seine unvorhersehbaren Anfälle. Auch aus Sorge um ihn, er könne sich bei einem solchen selbst verletzen, waren seine Familienangehörigen einverstanden, als er vom städtischen Krankenhaus ins Gefängnis verlegt wurde. „Ich wäre sehr glücklich, wenn Gott mir helfen könnte, jemanden zu finden, der mich aus dieser Krankheit zurück zu meinem früheren Ich führt“, sagt Maker. Die Verbitterung darüber, nicht für seine Familie sorgen zu können, steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Beistand für psychisch Kranke
Mit Epilepsie zu leben ist eine große Herausforderung, insbesondere in einem Land wie dem Südsudan, wo es kaum medizinische Unterstützung gibt. Eine posttraumatische Belastungsstörung, wie sie bei Maker und vielen anderen Südsudanesen vorliegt, die über Jahrzehnte hinweg Krieg und Verlust erfahren haben, erschwert das Leben zusätzlich bis hin zur Unfähigkeit, an der Gesellschaft teilhaben zu können. „Wir können diesen Zustand mit Medikamenten, die wir aus Kenia zur Behandlung psychischer Krankheiten erhalten, behandeln“, erklärt mir Zachariah Mabor, ein Hoffnungszeichen-Klinikmitarbeiter. Doch es ist nicht nur die medizinische Versorgung, an denen es den psychisch Kranken fehlt, auch an Nahrungsmitteln mangelt es und eine Betreuung ist nicht vorhanden. Die schwersten der 19 „inhaftierten“ Fälle werden leider wieder an den Boden ihrer Einzelzelle gekettet, therapeutische Maßnahmen finden nicht statt. Dies liegt auch daran, dass es keine ausgebildeten Fachkräfte im Gefängnis gibt, die sich dieser Aufgabe annehmen könnten. Daher unterstützt Hoffnungszeichen in Kooperation mit dem St.-Bakhita-Gesundheitszentrum der Diözese Yei die Sensibilisierung ausgesuchten Gefängnispersonals sowie
die Fortbildung von medizinischem Personal. Außerdem werden dem Gefängnis Medikamente für psychische Leiden gestellt, die den Betroffenen unter Aufsicht einer Fachkraft verabreicht werden. Aufgrund der nicht konstanten Versorgung der Gefangenen mit Nahrungsmitteln, welche eine Voraussetzung für die Einnahme der Medikamente darstellt, werden zudem dringend benötigte Grundnahrungsmittel für die Kranken – aber auch für die restlichen Gefängnisinsassen – bereitgestellt. Menschen wie Maker bedürfen unserer Hilfe, um wieder würdevoll am Leben teilnehmen zu können. Eine durchschnittliche Behandlung mit Medikamenten kostet für einen Kranken pro Jahr 95 Euro. Mit 45 Euro können Sie den Gefängnisinsassen einen 50-kg-Sack Sorghum zur Verfügung stellen. Meinen aufrichtigen Dank für Ihre Spende!