Krank und arm in Nordarmenien
Familie Galoyan kennt den Aufenthalt in Kliniken und Arztpraxen zur Genüge. Doch in eine Klinik zu gehen und dort dann auch Hilfe zu bekommen, sind zwei unterschiedliche Dinge, wenn man so arm ist wie sie. Die älteste Tochter der Familie, Nazeli, ist zuckerkrank und muss täglich Insulin spritzen. Als unsere Mitarbeitenden Aljona Zeytunyan und Wigen Aghanikjan die Familie in einem Dorf im Norden Armeniens besuchen, ist die 13-Jährige gerade in der Klinik von Gyumri. Auch das mittlere Kind, Tochter Meline, ist krank. Sie leidet unter Skoliose, einer Wirbelsäulenverkrümmung, und hat starke Schmerzen, die sie besonders nachts sehr quälen. Eigentlich bräuchte das Kind eine Operation, auch um Langzeitfolgen zu verhindern. Doch für eine einkommensschwache armenische Familie ist diese unbezahlbar.
In Deutschland würde solch eine Operation von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen. „In Armenien gibt es nur eine private Krankenversicherung, und die ist für viele unerschwinglich“, erklärt Wigen. „Einige Behandlungen zahlt der Staat. Mit einem erkrankten Kind geht man zuerst in eine örtliche Poliklinik; dort sind die einfachen Behandlungen kostenlos.
Das trifft zum Beispiel auf den Diabetes von Nazeli zu. Melines Skoliose aber müsste in einem Krankenhaus behandelt werden – dort muss das meiste selbst gezahlt werden.“ Mama Liana erzählt, dass vor einiger Zeit ein Röntgenbild des Rückens ihrer Tochter gemacht wurde. Da die Familie aber nichts bezahlen konnte, wird es ihnen weder ausgehändigt noch für eine Therapie verwendet.
Arthur, der Vater, hat als Tagelöhner nur ein unregelmäßiges Einkommen. Mutter Liana hilft gelegentlich beim Brotbacken aus, wofür sie dann auch mit Brot entlohnt wird. Insgesamt ist die Situation der Familie sehr prekär, sodass die Bedürfnisse des täglichen Lebens kaum gestillt werden können. Die Erkrankungen der beiden Töchter sind eine zusätzliche Katastrophe, die die Familie aus eigener Kraft nicht bewältigen kann.
Sorge um den einzigen Sohn
Kristine Avetisyan hat ebenfalls Sorge um ihr Kind. Der einzige Sohn der 39-jährigen Witwe ist schon erwachsen und leistet aktuell seinen Wehrdienst. Kristine hat ihn alleine großgezogen, denn ihr Mann starb vor 18 Jahren an Blutkrebs. Sie weiß, dass ihr Sohn bei den Grenztruppen eingesetzt ist, und das bereitet ihr schlaflose Nächte.
Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien flammt immer wieder auf, und oft gibt es an den Grenzen Tote. Insbesondere im September 2022 gab es schwere Kämpfe, die mit einem fragilen Waffenstillstand endeten. Das RedaktionsNetzwerkDeutschland stuft den Konflikt beider Länder als einen der gefährlichsten Krisenherde 2023 ein.
Frieden und dass ihr Sohn gesund zu ihr zurückkehrt – das wünscht sich Kristine Avetisyan, die bitterarm in einem verrosteten Blechcontainer leben muss. Sie ist mangelernährt, verdient nur sporadisch etwas Geld, das zum Überleben kaum reicht, und in ihrer im Winter eiskalten Behausung herrschen Nässe und Schimmel. Während es Anfang Januar bei uns in Deutschland teils frühlingshafte Temperaturen gab, wurde es in der Provinz Schirak in Nordarmenien mancherorts -12 °C kalt. In einem undichten, nicht isolierten Blechcontainer sind solche Tage und Nächte unfassbar eisig.
Kristine wurde durch die Übergabe unseres Hilfspakets jedoch sehr geholfen, und vor allem die schweren Wochen im Januar und Februar sind für sie jetzt etwas leichter zu ertragen.
In der Not nicht vergessen
Familien wie die Galoyans und Menschen wie Kristine Avetisyan werden von uns in ihrer Not nicht alleine gelassen. Unsere Winterhilfsaktionen in Nordarmenien, die wir seit vielen Jahren für jeweils 150 äußerst bedürftige Familien und alleinlebende ältere Menschen leisten, unterstützt sie durch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Dadurch werden bei vielen Hilfeempfangenden rare Geldmittel frei, um etwa Schulsachen oder Medikamente zu kaufen und offene Stromrechnungen zu bezahlen.
Hoffnungszeichen-Mitarbeitende Aljona und Wigen besuchen die Familien bei der Verteilung persönlich, hören ihnen zu, nehmen sich Zeit für ihre Sorgen und geben ihnen Wertschätzung und Hoffnung. Die Dankbarkeit, die die Menschen empfinden, ist häufig überwältigend und tränenreich.
Zweimal jährlich, zu Beginn des Winters und nun auch wieder im Februar, findet unsere Winterhilfe statt. Die Hilfspakete enthalten wichtige Lebensmittel wie Nudeln, Mehl, Öl und Konserven, aber auch Waschmittel und Seife. Je nach Größe des Haushalts reichen die Nahrungsmittel mehrere Wochen.
Mit einer Gabe von 59 Euro können Sie ein großes Hilfspaket auf den Weg bringen. Haben Sie herzlichen Dank für jede Spende!