Nyakuok Lony Lamdem hat es vergleichsweise leicht. Zehn Minuten zu Fuß, und sie ist mit ihrem kleinen Sohn Gatjang Majak Lat in der Hoffnungszeichen-Klinik in Nyal. Das ist für südsudanesische Verhältnisse ungewöhnlich. Andere Mütter aus weit entfernten Dörfern laufen stunden-, manchmal einen ganzen Tag lang, um ihr krankes Kind zu unseren Medizinern zu bringen. Doch der Weg lohnt sich, denn hier in unserer Klinik kann vielen Patienten wirkungsvoll geholfen werden. Das weiß auch Nyakuok, und deshalb reiht sie sich an diesem Morgen in die große Menge der schon wartenden Patienten ein. Ihr zehn Monate altes Söhnchen Gatjang ist seit einigen Wochen krank – ständiges Erbrechen und Fieber haben zu einer dramatischen Mangelernährung und Gewichtsverlust bei dem Kind geführt.
Mehr Menschen suchen Hilfe
Immer mehr unserer Patienten, wie Nyakuok und ihr Sohn, kommen direkt aus dem Dorf Nyal. Das hängt damit zusammen, dass in den letzten Monaten tausende Binnenflüchtlinge angekommen sind und nun hier leben. Seit den anhaltenden Kämpfen sind laut den Vereinten Nationen rund zwei Millionen Südsudanesen auf der Flucht, häufig traumatisiert und ausgezehrt von den tagelangen Märschen. Einige haben hier in Nyal Verwandte, von denen sie aufgenommen werden. Die Einwohnerzahl des Ortes hat sich verdoppelt – zu den 30.000 Bewohnern kamen rund 30.000 Flüchtlinge hinzu. Um diese vielen Menschen versorgen zu können, ist die Dorfgemeinschaft auf Hilfe angewiesen. Auch wir von Hoffnungszeichen tragen mit Lebensmittellieferungen unseren Teil dazu bei. Doch es ist schwer, so viele Menschen zu versorgen – Hunger und Mangelernährung, besonders bei Kindern und geschwächten Erwachsenen, häufen sich. Auch die Familie von Nyakuok ist davon betroffen. „Wir hatten früher etwas Vieh, aber das ist uns gestohlen worden“, berichtet die junge Frau, die zusammen mit ihrem Mann Majak Lat Kuet noch zwei weitere Kinder hat. Die Familie hat damit ihre Lebensgrundlage verloren. Eine Mahlzeit pro Tag – meistens Haferbrei oder etwas Fisch – ist alles, was die Familie zu sich nimmt. Doch das war nicht ausreichend für den kleinen Gatjang. Trotz ein wenig zusätzlicher Kuhmilch wurde er zunehmend schwächer. Daher brachte ihn seine Mutter in die Buschklinik, wo er in das Ernährungsprogramm aufgenommen wurde. Im vergangenen Jahr wurden 59 Kinder stationär im Rahmen dieses Programms behandelt. Die Kinder erhalten von unseren Medizinern Hochenergiekekse sowie Spezialbrei und werden medizinisch versorgt. Nach wenigen Wochen können die meisten von ihnen die Klinik gesund und gestärkt verlassen.
Medizinische Hilfe wichtig wie eh und je
Das Ernährungsprogramm macht jedoch nur einen kleinen Teil der Leistungen aus, welche die Klinik den Menschenin Nyal bietet. Neben der Behandlung von häufig auftretenden Krankheiten wie Malaria, Atemwegsinfektionen, Tuberkulose oder Durchfallerkrankungen werden auch kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen. So konnten im vergangenen Jahr knapp 37.000 Patienten ambulant behandelt werden. In der Abteilung mit 30 Betten werden Kranke stationär betreut – 2015 waren das etwa 1.800 Patienten. Vier weitere Betten gibt es in der separaten Mutter-Kind-Abteilung. Hier erhalten schwangere Frauen pränatale Untersuchungen, und es werden Impfungen für Mütter und Kinder v. a. gegen Tetanus und Diphtherie durchgeführt.
Laborgestützte Diagnosen sowie die Medikamentenausgabe gehören ebenfalls zu den Dienstleistungen der Hoffnungszeichen-Klinik.
Diese wertvolle Arbeit wird seit vielen Jahren von unseren Spenderinnen und Spendern unterstützt. 280 Euro beträgt beispielsweise der jeweilige Monatslohn unserer neun Gesundheitshelfer in der Klinik. Und schon mit einer Spende von 15 Euro können Sie, liebe Leserinnen und Leser, einem unterernährten Kind wie Gatjang mit Spezialnahrung helfen. Danke für Ihre Gabe!