Völlig verschüchtert sitzt die eineinhalbjährige Adong Mawal Bol auf dem Schoß ihres Vaters. Ihre Ärmchen und ausgemergelten Oberschenkel sowie ihr Rücken sind mit Wunden und Narben übersät. Den Ausschlag auf ihrer Haut hat das Mädchen mit den traurigen Augen an vielen Stellen aufgekratzt. Alle Versuche, ihn zu lindern, schlugen fehl. Stattdessen entzündete er sich noch mehr. Nun lässt die verängstigte Kleine niemanden mehr außer ihren Vater an sich heran. Ihr geschwächter Körper kommt nicht zur Ruhe. Sie weint viel, hat keinen Appetit und ist unruhig.
Kinder gehören zu den besonders Leidtragenden im Südsudan. Eines von drei Kindern ist unterernährt. „Aktuell verzeichnen wir aufgrund der anhaltenden Nahrungsmittelkrise im Land besonders viele Fälle von gravierend unterernährten Kindern“, berichtet James Majok Bol, medizinischer Mitarbeiter der Klinik der Diözese Rumbek. Zu ihnen gehört auch Adong. Ihr Bauch ist aufgebläht, sie leidet an schwerem Durchfall und konnte zunächst keine Nahrung bei sich behalten. Auch ihr Hautausschlag ist auf diese spezielle Form der Mangelnährung, Kwashiorkor* genannt, zurückzuführen.
Hier in der Krankenstation erhält sie nun Spezialnahrung wie Hochenergiekekse und wird medizinisch behandelt. Ihr Vater Maker Aweer leidet mit seiner Tochter. Das ständige Weinen geht ihm sehr nahe. Maker Aweer ist der einzige Vater auf dem ganzen Klinikareal, der sich alleine um ein Kind kümmert. Adongs Mutter blieb mit den anderen drei Kindern daheim.
Geflüchtet vor dem Bürgerkrieg
Die Eltern kommen aus einfachen Verhältnissen. Sie sind Bauern und halten Rinder, keiner von ihnen hat eine Schulbildung genossen. Sie leben in Mayom, einem kleinen Dorf etwa 25 km von Rumbek entfernt. Dort bauen sie vor allem Sorghum-Hirse und Erdnüsse an. Doch der andauernde Bürgerkrieg zwang sie zur Flucht. „Niemand ahnte, dass wir angegriffen würden, doch eines Morgens wurden wir von einer sonderbaren Erschütterung geweckt. Es war noch dunkel, Menschen rannten mit Kühen und Ziegen umher, Schüsse waren zu hören und Kinder weinten. Jeder rannte mit seinen Kindern davon, niemand hatte mehr Zeit, um Habseligkeiten oder etwas zu essen mitzunehmen. Wir hatten Glück, denn Bekannte konnten uns übergangsweise in ihrem Rindercamp aufnehmen“, erzählt Maker Aweer und man merkt ihm an, wie sehr ihn diese Erfahrung mitgenommen hat. Für ihn war die Flucht besonders schwierig, da er vor einigen Jahren seinen rechten Unterschenkel in einem Konflikt verloren hat. Trotz dieser Einschränkung hat er den Weg nach Rumbek mit seiner Tochter Adong auf sich genommen. „Meine Frau konnte nicht mitkommen. Die Gewalt im Dorf kann jederzeit wieder ausbrechen, und dann muss sie mit den Kindern schnell flüchten können. Sobald es Adong besser geht, gehen wir sofort zu unserer Familie zurück“, erzählt der 40-Jährige.
Hoffen auf Besserung
Wie er leben viele Menschen im Südsudan in ständiger Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Der andauernde Konflikt verschlimmert die Hungerkrise. Von Angst getrieben, flüchten die Menschen vom Land in die Stadt. Ihre Felder – und damit ihre Lebensgrundlage – müssen sie dabei zurücklassen. Für die Unterstützung in der Klinik in Rumbek ist Maker Aweer dankbar: „Als ich mit meiner Tochter herkam, war ich verzweifelt. Sie bot keinen schönen Anblick. Sie hatte überall auf ihrem kleinen Körper Wunden und Entzündungen. Durch die Behandlung fangen die Wunden an zu heilen. Außerdem kann sie erste Nahrung bei sich behalten. Ich merke, dass sich ihr Zustand hier langsam bessert, das gibt mir neue Kraft.“
Liebe Leserin, lieber Leser, auch Sie können unterernährten Kindern helfen. Bereits mit 15 Euro (Spendenstichwort „Südsudan“) kann ein Kind wie Adong mit Hochenergiekeksen versorgt werden. 40 Euro kostet die mehrwöchige Behandlung mit Spezialnahrung und Medikamenten. Vielen Dank für Ihren Beistand.