Als ich heute Morgen den Warteraum unserer Klinik in Rumbek betrete, sind die Holzbänke schon bis zum letzten Platz besetzt. Wer später kommt, muss sich mit einem Platz auf dem Zementfußboden begnügen. Auch in der Kinderstation geht es schon hoch her. Heute werden, wie jede Woche einmal, ambulant betreute Kinder mit extremer Mangelernährung auf ihren Genesungsfortschritt überprüft. Viele der Mütter mit ihren Kindern kommen aus sehr armen Verhältnissen und teilweise aus bis zu 65 Kilometer von Rumbek entfernten Ortschaften. Der tägliche Betrieb des Gesundheitszentrums beginnt um acht Uhr morgens. Es gibt eine Erwachsenen- und eine Kinderstation, einen Impfraum, ein Labor und eine Medikamentenausgabe. Jeder Patient erhält eine farbige Karte, wird einer Abteilung zugeordnet und entsprechend der Reihenfolge aufgerufen. Schwerkranke, Kinder und ältere Menschen haben mit ihrer roten Karte Vorrang, danach folgen Schüler der umliegenden Schulen. Dann erst kommen Patienten, die leichte Erkrankungen haben. Jeden Tag werden in den Warteräumen von speziell geschulten Mitarbeitern Gesundheitsaufklärungen zu den Themen Geschlechtskrankheiten, Hygiene und Atemwegserkrankungen durchgeführt. Natürlich können die wartenden Patienten auch Fragen stellen.
Patienten haben Vertrauen in die Klinik
Eine der Patientinnen, Großmama Alendit, wird auf Schmerzen und Juckreiz am ganzen Körper behandelt, während ihre Enkelin schon länger in Behandlung gegen Mangelernährung ist und vermutlich in den nächsten Tagen entlassen wird. „Die Menschen kommen zur Hoffnungszeichen-Klinik, weil sie hier kostenlos hochwertige medizinische Versorgung erhalten“, erklärt Klinikadministrator Zachariah Mabor. Den meisten Patienten kann geholfen werden. Ich unterhalte mich im Sprechzimmer mit einer Frau, die jung verheiratet ist und bisher noch nicht schwanger wurde. Später wird bei ihr eine Unterleibsentzündung diagnostiziert. Sie erklärt mir, dass sie der medizinischen Behandlung hier sehr vertraut. Der behandelnde Mediziner Laat Makuek erklärt ihr, dass es wichtig sei, auch ihren Mann zu behandeln, da sonst sowohl eine Heilung als auch die erwünschte Schwangerschaft nicht eintreten können. Eine Bekannte der Patientin, die unter einer ähnlichen Erkrankung litt, hatte ihr erzählt, dass ihr hier geholfen wurde und sie sich erholt hat.
Medizinische Behandlungen in privaten Kliniken sind normalerweise sehr teuer. Elisabeth Diing, Geburtshelferin unserer Gesundheitsstation, erklärt, dass es für die meisten Menschen finanziell nicht einmal möglich ist, Kopfschmerzen mit einer Tablette zu lindern. In anderen Krankenstationen und Krankenhäusern wiederum gibt es oft eine Vielzahl von Patienten, die von zu wenigen Ärzten versorgt werden. Deshalb kommen viele Patienten aus dem weiträumigen Umfeld in die Hoffnungszeichen-Klinik nach Rumbek. Eine Patientin erzählt mir: „Ich kam hierher, weil ich glaube, dass mir in dieser Klinik wirklich geholfen werden kann. Ich habe seit einem Jahr leichte, aber beständige Bauchschmerzen. Meine Eltern haben mich schon zu vielen Heilern gebracht, und die sind der Meinung, ich sei verhext. Niemand konnte mir bisher helfen. Ich bin jetzt hierher gekommen, weil eine Freundin mir erzählte, dass sie mit einer sehr schlimmen Erkrankung hier war und so gut behandelt wurde, dass sie wieder gesund geworden ist.“ In der Untersuchung später stellt sich heraus, dass die junge Frau an einer Geschlechtskrankheit leidet, die mit Schmerzen im Unterleib einhergeht. Mit den passenden Medikamenten kann ihr geholfen werden.
Behandlung weit verbreiteter Krankheiten
Zu den Krankheiten und Problemen, die hier in Rumbek behandelt werden, gehören zum Beispiel Malaria, Typhus, Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten, Unterernährung, sexuell übertragbare Krankheiten, Durchfall oder Augenleiden. Schwangere kommen zu Geburtsvorbereitung und Entbindung. Ein Fall von Mangelernährung, der mir in der Klinik aufgefallen ist, unterscheidet sich von den anderen. Meistens sind Kinder armer Familien betroffen, hier aber war ein Kind aus einer Familie mit relativ gutem Einkommen und Bildungsstand und mit entsprechenden Kenntnissen über Hygiene und Gesundheit mangelernährt. Der Anblick des kleinen Mädchens schockierte mich. Sie wirkte wie ein Skelett, das man mit Haut umwickelt hat, war dehydriert und kaum fähig zu schreien. Als ich den Vater fragte, wie es zu einem solchen Grad der Unterernährung kommen könne, da er doch mit einem guten Einkommen versorgt und in Gesundheitsdingen informiert sei, antwortete er mir, er und seine Frau hätten von dem gefährlichen Zustand des Mädchens nichts gewusst. Sie sei in der Obhut der Großmutter gewesen, und diese habe seine Tochter, als sie erkrankte, nicht ins Krankenhaus, sondern zu einem traditionellen Heiler gebracht. Doch der Gesundheitszustand des Kindes wurde immer schlechter. Als den Eltern das bewusst wurde, haben sie ihr Kind sofort zu sich genommen und in das der Klinik angebundene Ernährungszentrum nach Rumbek gebracht. Hier wird das Mädchen fachkundig behandelt und mit Spezialnahrung aufgepäppelt. Hoffnungszeichen hilft hier aktuell vielen weiteren Kindern. In der Hoffnungszeichen-Klinik wird jeder unabhängig von Herkunft oder persönlichen Umständen behandelt. Deshalb kommen die Menschen aus allen Regionen des Teilstaats Lakes hierher. Sie sind zutiefst dankbar für die Hilfe, die sie erhalten, und diesen Dank gebe ich gerne an die Spenderinnen und Spender von Hoffnungszeichen weiter.
Mit Ihrer Hilfe unter dem Spendenstichwort „Südsudan“ ermöglichen Sie unseren Mitarbeitern in Rumbek ihr tägliches Wirken. Für 10 Euro erhält ein mangelernährtes Kind überlebenswichtige Spezialnahrung. Mit 40 Euro ermöglichen Sie eine einmonatige Behandlung im Ernährungsprogramm. 70 Euro beträgt der Wochenlohn eines Gesundheitshelfers. 450 Euro kostet der Tagesbetrieb unserer Klinik mit mehr als 100 Patienten. Danke für Ihre Unterstützung!
Zur aktuellen Lage: Am Wochenende des 9. Julis, zum fünfjährigen Bestehen des Südsudans, entbrannten Kämpfe in der Hauptstadt Juba, die Dutzende Tote forderten. Seit dem 11. Juli herrscht ein Waffenstillstand, der bis Redaktionsschluss (15. Juli) weitgehend eingehalten wurde. Bereits in den ersten Tagen kam es zu großen Flüchtlingsströmen innerhalb des Südsudans, aber auch an den Grenzen zu den Nachbarländern. Die Lage in unseren Klinik-Standorten Nyal und Rumbek war ruhig.